Wahlweise war es die Schwester, der Vize im Verteidigungsausschuss oder die einflussreiche Stabsstelle für Planung und Organisation, die die Macht in Nordkorea übernommen haben soll.
Kaum war Kim Jong Un, geliebter Marschall und Jung-Diktator, für ein paar Wochen aus der Öffentlichkeit verschwunden, schon schossen die Gerüchte über einen Staatsstreich ins Kraut. Und selbst jetzt, nachdem er wieder aufgetaucht ist, steht die Frage im Raum, was genau das Regime mit den neuen Bildern des Anfang 30-Jährigen eigentlich genau sagen will.
Auf den insgesamt sechs Fotos, die die staatliche Nachrichtenagentur KCNA mit dem Zeitstempel 14. Oktober 2014 herausgegeben hat, ist Kim Jong Un zu sehen, wie er eine Wohnanlage besichtigt. Umringt, wie meist bei diesen Inspektionen, von einer Heerschar an Begleitern, die eifrig ihre Notizbücher vollschreiben. Nur eine Kleinigkeit ist diesmal anders: Der Machthaber trägt einen Gehstock. Was die Spekulationen nährt, Kim habe Probleme mit den Fußgelenken. Bereits auf älteren Aufnahmen hinkte er offensichtlich. Vielleicht hat er nun das Schlimmste überstanden und braucht nur noch eine Gehhilfe auf dem Weg zur Besserung?
Fast wieder ganz der Alte
Diese Frage kann von außen leider niemand beantworten, genauso wenig, wie die Frage, von wann die Fotos eigentlich genau sind. Die Agentur KCNA gibt üblicherweise alle zwei, drei Tage Bilder heraus, meist mit Kim als Motiv. Ob die aktuell sind oder nicht, lässt sich so gut wie nie sagen, da auf ihnen nichts auf irgendeinen Aufnahmezeitpunkt hinweist. Außer dem Wetter und das wirkt stets der Jahreszeit entsprechend. Es wäre also sehr gut möglich, dass die Staatspropaganda einfach ein paar alte Bilder rausgesucht und sie zur Beruhigung der Öffentlichkeit als neu herausgegeben hat. Mit diesem Trick aber hätte sie das Verschwinden ihres Marschalls in den vergangenen Wochen auch komplett vertuschen können. Dass sie es nicht getan hat, spricht eher dafür, dass Kim tatsächlich lebt, herrscht und fast ganz wieder der Alte ist.
Einige Pjöngjang-Orakel fragen sich, warum der Diktator nicht bei der traditionellen Geburtstagsfeier der herrschenden Arbeiterpartei erschienen ist, aber wenige Tage später einen eher schnöden Inspektionstermin wahrnimmt. Die allgemein gute informierte Nordkorea-Seite Nknews.org weist daraufhin, dass auch in der Vergangenheit die Anwesenheit des obersten Führers dort nicht obligatorisch war. Kims Vater Kim Jong Il etwa, war während seiner 17-jährigen Herrschaft gerade zwei Mal zu Gast dort. Offenbar handelt es sich nicht um einen Pflichttermin.
Erst krank, jetzt gesund
Warum also die ganze Aufregung? Spielt die nordkoreanische Regierung vielleicht einfach nur ein Versteckspielchen mit dem Westen, um international im Gespräch zu bleiben, wie manche Experten vermuten? Wird er in den nächsten Tagen wieder in genauso viele Kameras grinsen, wie er es vor seinem Verschwinden tat? Vielleicht ist es auch so banal wie die offizielle Darstellung aus Pjöngjang: Erst war Kim krank, jetzt ist er wieder gesund.