Klimagipfel in Kopenhagen Stockende Gespräche machen Merkel nervös

Der Klimagipfel ist auf der Zielgeraden, doch das Ziel ist nicht in Sicht: China und die USA streiten, Entwicklungsländer und Industrienationen streiten und Bundeskanzlerin Merkel wird langsam nervös.

Ein Streit zwischen den weltgrößten CO2-Verschmutzern überschattet den Klimagipfel: China hat den USA und anderen Industrieländern am Dienstag vorgeworfen, zu wenig zu tun. Doch verlangte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon ein Ende der Schuldzuweisungen. Auch Umweltminister Norbert Röttgen mahnte Bewegung von China und den USA an. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich besorgt über die stockenden Verhandlungen.

Die CDU-Chefin sagte in Berlin, sie wolle nicht verhehlen, "dass ich schon etwas nervös bin, ob wir das alles schaffen". Sie reist am Donnerstag zum Abschluss der Konferenz in die dänische Hauptstadt. Zwar sei es normal, dass Gespräche auch einmal ins Stocken gerieten. "Aber wir sind jetzt schon am Dienstag, und Freitag wollen wir fertig werden." Mit US-Präsident Barack Obama, dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und dem britischen Premierminister Gordon Brown sprach Merkel am Dienstag in einer Videokonferenz, um Positionen abzustimmen. Auch Obama, Sarkozy und Brown reisen nach Kopenhagen. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi kann wegen der Attacke gegen ihn dagegen den Gipfel nicht besuchen.

Wieder ein kleiner Hoffnungsschimmer

Bundesumweltminister Röttgen erklärte, derzeit versuchten die beiden Länder mit dem größten Klimagas-Ausstoß - China und die USA - offenbar noch, sich Verhandlungsspielräume für die Schlussphase der Konferenz aufzuheben. Doch gibt es auf der anderen Seite nach einer Eskalation zwischen Entwicklungs- und Industrieländern inzwischen wieder kleine Hoffnungszeichen. Vermittlungsgespräche, in die auch Röttgen eingeschaltet ist, entwickelten sich konstruktiv, hieß es aus der deutschen Delegation. "Es gibt die Chance, dass die Dinge wieder in Bewegung kommen", hieß es.

Röttgen selbst erklärte, dass Deutschland angesichts seiner ehrgeizigen Klimaziele als glaubwürdiger Vermittler auftreten könne. Deutschland hat einseitig zugesagt, den Ausstoß von Kohlendioxid bis 2020 um 40 Prozent unter den Wert von 1990 zu bringen.

"Nicht länger mit dem Finger aufeinander zeigen"

UN-Generalsekretär Ban ermahnte die Delegationen. "Es ist jetzt an der Zeit, nicht länger mit dem Finger aufeinander zu zeigen", sagte er kurz nach seiner Ankunft an die Adresse der Vertreter der reichen und armen Länder. Statt zu streiten, sollten die Staaten ihre Klimaziele heraufschrauben und so die stockenden Verhandlungen retten. Unbedingt sollte der Streit vor der Ankunft der Staats- und Regierungschefs beigelegt werden. Falls dies nicht geschehe, gebe es "entweder ein schwaches Abkommen oder gar keins".

Dessen ungeachtet warf China den reichen Staaten weiter vor, die Verhandlungen zu behindern: "Wir halten daran fest, dass die entwickelten Staaten die Pflicht haben, finanzielle Hilfe bereitzustellen", sagte Außenamtssprecherin Jiang Yu in Peking. Die Verhandlungen seien in einer kritischen Phase. Die EU forderte China und die USA abermals dazu auf, ihre Emissionsziele zu erhöhen. Sonst sei das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu beschränken, nicht zu schaffen, sagte ein Sprecher.

AP
AP/dho