Knappes Wahlergebnis im Irak Allawi gewinnt, Al-Maliki zweifelt

Der Irak steht möglicherweise vor einem Regierungswechsel. Die oppositionelle Irikija-Partei des früheren Regierungschefs Ajad Allawi hat laut amtlichem Endergebnis die Parlamentswahl vom 7. März mit knappem Vorsprung gewonnen.

Der Irak steht möglicherweise vor einem Regierungswechsel. Die oppositionelle Irikija-Partei des früheren Regierungschefs Ajad Allawi hat laut amtlichem Endergebnis die Parlamentswahl vom 7. März mit knappem Vorsprung gewonnen. Das säkular ausgerichtete Wahlbündnis kam auf 91 der insgesamt 325 Sitze, wie die Wahlkommission am Freitag mitteilte. Irikija lag damit knapp vor der Allianz für einen Rechtsstaat von Ministerpräsident Nuri al-Maliki, die 89 Sitze erhielt.

Allawi, der den Irak von 2004 bis 2005 regierte, kann als Wahlsieger nun als erster versuchen, eine neue Regierung zusammenzustellen. Dafür ist er aufgrund der Mehrheitsverhältnisse aber auf Bündnispartner angewiesen. Im irakischen Fernsehen kündigte er an, er wolle bei der Regierungsbildung mit "allen Parteien" zusammenarbeiten. Gleichzeitig bedankte er sich bei den Wählern für ihre rege Beteiligung. Angesichts der Sitzverteilung wird es voraussichtlich Wochen dauern, bis seine neue Regierung steht.

Zünglein an der Waage könnte die Minderheit der Sunniten gewesen sein, die Allawi den Vorzug vor Al-Maliki gab. Beide Politiker sind Schiiten, doch Allawis Partei ist überkonfessionell, während Al-Malikis Allianz stark in der schiitischen Bevölkerungsmehrheit verwurzelt ist. Allawi hatte im Wahlkampf zudem Stimmung gegen den Nachbarn Iran gemacht und damit vielen Sunniten aus dem Herzen gesprochen, die den Einfluss Teherans auf die von Schiiten geführte Regierung in Bagdad misstrauisch beäugen.

Al-Maliki kündigte auf einer Pressekonferenz an, er werde das Resultat anfechten. Der UN-Gesandte für den Irak, Ad Melkert, hatte die Wahl zuvor als glaubwürdig bezeichnet und alle Seiten aufgerufen, das Ergebnis zu akzeptieren. Die US-Regierung sprach von einer "wichtigen Etappe in der demokratischen Entwicklung des Irak". Außenamtssprecher Philip Crowley beglückwünschte die Iraker zu dem Votum.

Al-Maliki weigerte sich jedoch vehement, seine Niederlage einzugestehen. "Die Ergebnisse der Wahl sind nicht endgültig, selbstverständlich werden wir sie nicht anerkennen", erklärte der bisherige Regierungschef. Seit sich in Teilergebnissen ein möglicher Sieg seines Rivalen Allawi abzeichnete, hatte Al-Maliki von Wahlfälschung gesprochen und eine landesweite Neuauszählung der Stimmen gefordert. Die Wahlkommission lehnte dies ab. In einigen Bezirken allerdings könnte es eine Überprüfung der Stimmen geben. Sollte sich Al-Maliki dauerhaft gegen das Ergebnis stemmen, droht dem Irak eine schwere politische Krise.

Die Bekanntgabe des Wahlergebnisses wurde von einem Doppelanschlag nördlich von Bagdad überschattet, bei dem laut Polizeiangaben mindestens 40 Menschen getötet wurden. Mehrere Dutzend weitere Menschen wurden bei der Explosion in der Nähe eines Restaurants in der Stadt Chalis, 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt, verletzt, wie der Polizeisprecher der Provinz Dijala mitteilte. Es habe sich um einen Autobomben- und einen Selbstmordanschlag gehandelt.

Bereits die Wahl am 7. März war von Anschlägen mit Dutzenden Toten überschattet. Dennoch beteiligten sich die Iraker in großer Zahl an der richtungsweisenden Abstimmung. Die zweite Wahl seit dem Sturz von Saddam Hussein galt auch als Test für die Stabilität des Landes vor dem endgültigen Abzug der US-Truppen.

AFP, APN

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