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Ukraine-Affäre Sex, Koks, Alkohol – der miese Ruf von Hunter Biden und wie Trump ihn ausnutzt

Hunter Biden spricht als Vorsitzender des US-Welternährungsprogramms 2016 in Washington
Hunter Biden spricht als Vorsitzender des US-Welternährungsprogramms 2016 in Washington
© Kris Connor / Wire Image
In der Ukraine-Affäre geht es auch um ihn: Hunter Biden. Der Sohn des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden hat einen miesen Ruf - auch deshalb hat ihn Trump im Visier.

Hunter Biden genießt nicht gerade den besten Ruf. Der Sohn von Joe Biden, seines Zeichens aussichtsreichster Präsidentschaftskandidat der Demokraten, ist das schwarze Schaf der Familie. Sex- und Drogen-Affären begleiten den 49-jährigen Juristen schon seit Jahren. Und er gilt als ein typisches Beispiel für jemand, der als Abkömmling der Washingtoner Elite durch die hervorragenden Kontakte des Vaters Karriere und Geld macht.

Dieser Ruf und seine Rolle im Aufsichtsrat des ukrainischen Gaskonzerns Burisma haben Hunter Biden schon vor der Ukraine-Affäre ins Visier der Republikaner und der Medien rücken lassen. Eine entscheidende Frage, die dahintersteht, lautet: Werden der miese Ruf des Sohnes und dessen geschäftliche Aktivitäten in China und der Ukraine die Wahlkampagne des Vaters beschädigen?

Hunter stand immer im Schatten des älteren Bruders

Noch lässt sich diese Frage nicht mit Sicherheit beantworten. Aber wer ist Hunter Biden, der seit Jahren für negative Schlagzeilen sorgt und den Beratern seines Vaters graue Haare wachsen lässt? Der jüngere Sohn Bidens stand immer im Schatten seines älteren Bruders Beau, der als das politische Talent galt. Beau war dafür vorgesehen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Er galt als besonnen und klug, starb aber 2015 im Alter von 46 Jahren an einem Hirntumor. Zwei Jahre später veröffentlichte Joe Biden als Reaktion auf den Tod seines ältesten Sohnes das Buch "Promise Me, Dad: A Year of Hope, Hardship, and Purpose". Darin schreibt er über Beau und Hunter: "Ich war mir ziemlich sicher, dass Beau eines Tages zum Präsidenten kandidieren könnte, und mit der Hilfe seines Bruders könnte er gewinnen."

Trotz der klaren Rollenverteilung galt das Verhältnis der beiden Brüder als sehr eng. Beide überlebten 1972 einen Autounfall, bei dem die Mutter und eine Schwester starben. Beau begleitete seinen Bruder später zu dessen erster Sitzung bei den Anonymen Alkoholikern, wie Hunter einem Reporter des Magazins "New Yorker" erzählte.  

Drogen- und Sex-Geschichten begleiten Hunter Biden schon lange. Im Jahr 2014 wurde er aus der Navy-Reserve entlassen, nachdem er positiv auf Kokain getestet worden war. Während der schmutzigen Scheidung warf ihm seine Ex-Frau Kathleen, mit der er drei Töchter hat, laut Gerichtsakten vor, viel Geld für Kokain und Prostituierte auszugeben. 2015 tauchte Bidens Name in einer geleakten Liste der Dating-Website Ashley Madison auf. Nach dem Tod seines Bruders im selben Jahr begann er eine Affäre mit dessen Witwe Hallie, ist mittlerweile aber mit einer anderen Frau verheiratet.

Hunter Biden erhielt Job bei einem Großspender seines Vaters

In den Ruf, beruflich von den Kontakten seines Vaters zu profitieren, geriet Hunter Biden das erste Mal Mitte der 90er-Jahre. Sein Vater berief ihn damals als stellvertretenden Leiter in sein Wahlkampfteam für die Wiederwahl als Senator. Zufällig ergatterte Hunter mit knapp 26 Jahren einen Job als Anwalt bei MBNA America, einer Banken-Holdinggesellschaft, die einer der größten Spender für die Wahlkämpfe seines Vaters war. Das galt schon damals als anrüchig. Später geriet er in die Kritik, weil er offensichtlich eine China-Reise seines Vaters, der jetzt Vizepräsident unter Obama war, genutzt hatte, um ein Geschäft mit einem chinesischen Finanzfond anzubahnen. 

Der aktuelle Vorwurf, den Trump und rechte Medien lancieren, beruht wieder darauf, dass Hunter Biden vom Einfluss seines Vaters profitierte. Joe Biden war unter Obama zuständig für die Ukraine-Politik und prompt erhielt Hunter einen Job im Aufsichtsrat des ukrainischen Gasunternehmens Burisma. Die Obama-Administration sah damals kein Problem darin, weil Hunter als Privatperson agiere. Laut Medienberichten soll Hunter Biden in manchen Monaten bis zu 50.000 Dollar bekommen haben. Dass Burisma Biden in den Aufsichtsrat berief, war sicherlich kein Zufall. Das Unternehmen dürfte bewusst die Nähe zu westlichen Politikern gesucht haben. Tatsache ist aber auch, dass es keine Beweise für ein Fehlverhalten des Biden-Sohnes gibt.

Im Kern wirft Trump dem früheren Vizepräsidenten vor, dass er die Ablösung des damaligen, ukrainischen Generalstaatsanwalts Viktor Shokin betrieben habe, weil der gegen Burisma und damit in Trumps Augen gegen Hunter Biden ermittelt habe. Echte Hinweise oder gar Beweise für eine strafrechtlich relevante Verwicklung Hunter Bidens in krumme Geschäfte Burismas gibt es bislang keine.

Adam Schiff und Donald Trump.

Biden bestand wie zahlreiche westliche Staaten auf Ablösung des Generalstaatsanwalts

Richtig ist, dass die Staatsanwaltschaft gegen den Miteigentümer Mykola Slotschewskyj wegen Bestechung ermittelte, einen typischen Oligarchen mit besten Verbindungen in die Politik. Korrekt ist ebenfalls, dass Joe Biden auf die Ablösung des Generalstaatsanwalts bestand. Allerdings tat er das, weil Shokin als massives Hindernis in der Bekämpfung der wuchernden Korruption in der Ukraine galt. Der Generalstaatsanwalt blockierte zahlreiche Verfahren. Mehrere westliche Länder, unter ihnen auch Deutschland, übten vor drei Jahren Druck auf die Regierung in Kiew aus, Shokin aus dem Amt zu entfernen. Die Ermittlungen gegen Burisma ruhten schon, bevor Shokin gefeuert wurde. Danach wurden sie ganz eingestellt.

Quellen: "The New Yorker", "Vanity Fair""APnews", "Handelsblatt", "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Kyiv Post", DPA

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