Londoner Terroranschläge Mutmaßlicher Bombenbauer verhaftet

Im Zusammenhang mit den Londoner Selbstmordanschlägen hat die ägyptische Polizei in Kairo einen 33-jährigen Chemiker festgenommen. Offenbar handelt es sich dabei um den Bombenbauer.

Ein mutmaßlicher Komplize der Londoner Selbstmord-Attentäter ist in Kairo festgenommen worden. Die britische Botschaft in der ägyptischen Hauptstadt bestätigte entsprechende Medienberichte. Der 33 Jahre alte Biochemiker war wenige Tage vor den Attentaten aus der nordenglischen Stadt Leeds verschwunden, wo auch drei der Terroristen wohnten und die Anschläge vorbereiteten. Sie benutzten dabei selbst gebastelte Bomben.

"Der Mann wurde am Donnerstagabend festgenommen", sagte ein Botschaftssprecher in Kairo. Er sollte in Kairo in Anwesenheit des britischen Geheimdienstes verhört werden. Die ägyptischen Behörden bestätigten die Festnahme zunächst nicht. Die britische Polizei bezeichnete den 33-jährigen Ägypter, der in Leeds studierte, zunächst nicht als Verdächtigen. Ob er möglicherweise am Bau der Bomben beteiligt gewesen sein könnte, wurde nicht bekannt. Nach Informationen der BBC händigte er den Terroristen die Schlüssel für ein Haus in Leeds aus.

Bombe mit Bestandteilen aus der Drogerie

Wie es weiter hieß, sollen die Selbstmordattentäter selbst gebastelte Bomben, wie sie auch bei Anschlägen des Terrornetzes al Kaida eingesetzt wurden, für ihr mörderisches Werk benutzt haben. Beim explosiven Inhaltsstoff der Sprengsätze handele es sich um Acetonperoxid, dessen Bestandteile man sich in jeder Drogerie besorgen könne, berichtete die BBC unter Berufung auf die Ermittler. Bei den Anschlägen auf drei U-Bahnen und einen Bus starben nach aktualisierten Angaben von Scotland Yard mindestens 54 Menschen, etwa 700 wurden verletzt.

Scotland Yard-Chef Ian Blair sagte bei der Jagd nach den Hintermännern der Londoner Selbstmordanschläge eine eindeutige al Kaida-Verbindung voraus. "Wir erwarten eine klaren al Kaida-Ansatz, weil die vier toten Männer zur Kategorie der Fußsoldaten gehören", sagte der Londoner Polizeichef weiter. Er warnte außerdem vor der "sehr großen Möglichkeit" weiterer Anschläge.

Weiterer Verdächtiger

Scotland-Yard-Chef Blair bestätigte außerdem, dass ein auf einer britischen Beobachtungsliste stehender Mann vor den Anschlägen nach Großbritannien eingereist sei und kurz vor den Explosionen nach Berichten das Land wieder verlassen habe. Diesem sei aber keine Priorität hinsichtlich einer möglichen Überwachung eingeräumt worden.

Nach Medienberichten vom Vortag glaubt Scotland Yard, dass dieser Mann, ein Brite pakistanischer Herkunft mit al Kaida-Kontakten, der Drahtzieher für die Tat sein könnte. Er sei im vergangenen Monat in einem britischen Hafen eingetroffen, um den vier Selbstmordattentätern Anweisungen zu geben. 24 Stunden vor den Anschlägen verließ er nach den Berichten die britische Insel.

Die Polizei empfahl den im Londoner Finanzdistrikt angesiedelten Unternehmen nach einem Bericht der "Financial Times" vor dem Hintergrund der Anschläge die Aktualisierung ihrer Sicherheitsvorkehrungen. Angemahnt worden sei die Errichtung von Barrieren im Eingangsbereich von Gebäuden sowie verstärkte Kontrollen von Besuchern und Parkhäusern, heiß es.

Unterdessen reisten geistliche Führer der Muslime in Großbritannien nach Leeds, woher drei der vier Attentäter in Alter von 18 bis 30 Jahren stammten und wo sie die Anschläge vorbereiteten. Iqbal Sacranie, Generalsekretär des Muslimischen Rates von Großbritannien (MCB), sagte, er wolle mit den Menschen dort sprechen, um den Ablauf der Ereignisse besser zu verstehen, der zu den Anschlägen führte. Die Delegation des muslimischen Dachverbandes besuchte dort Moscheen und Schulen.

DPA
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