Nach Österreichs Rückzug Putin will Blauhelmsoldaten auf den Golan schicken

Die Lücke, die Österreich auf den Golanhöhen hinterlässt, will Russland schließen. Doch das Angebot an die UN könnte neue Probleme bringen, denn Moskau ist ein wichtiger Partner des syrischen Regimes.

Die Lage auf den Golanhöhen zwischen dem Bürgerkriegsland Syrien und Israel bleibt angespannt. Nach dem angekündigten Abzug österreichischer Blauhelmsoldaten bietet Russland den Einsatz von Friedensschützern in dem Krisengebiet Golan an. "Natürlich gilt das nur für den Fall, dass die regionalen Mächte daran interessiert sind und der UN-Generalsekretär uns darum bittet", sagte Kremlchef Wladimir Putin am Freitag der Agentur Interfax zufolge bei einem Treffen mit Offizieren in Moskau. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon habe die UN-Vetomacht unlängst zur Beteiligung an Blauhelmeinsätzen aufgefordert.

Moskau ist ein enger Partner des syrischen Machthabers Baschar al-Assad, hat aber auch zu Israel ein gutes Verhältnis. Die syrische Opposition kritisiert hingegen die Haltung Russlands in dem Konflikt.

Trotz internationaler Appelle zur Einstellung der Kämpfe dauerten die Gefechte zwischen syrische Rebellen und Regierungstruppen auf dem Golan auch am Freitag weiter an. Wie die oppositionellen Menschenrechtsbeobachter und lokale Aktivisten erklärten, gab es heftige Zusammenstöße in der eigentlich entmilitarisierten Pufferzone, nachdem Aufständische einige Stützpunkte der Armee angegriffen hätten.

Österreich stellt ein Drittel der Soldaten

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatte zuvor die Kämpfe verurteilt und beide Konfliktparteien aufgefordert, mit der UN-Mission auf den Golanhöhen zusammenzuarbeiten und die Sicherheit der Blauhelme zu gewährleisten. Der Sicherheitsrat zeigte sich besorgt, dass militärische Operationen in dem Gebiet den seit langem anhaltenden Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien gefährden könnten.

Auf dem Golan waren am Donnerstag zwei Soldaten der UN-Mission Undof verletzt worden. Österreich hatte daraufhin den Abzug seiner Truppen angekündigt. Das Land stellt etwa ein Drittel der Soldaten. Nach einem österreichischen Abzug stellen noch Indien und die Philippinen Truppen. Doch auch die Philippinen erwägen einen Rückzug. Soldaten aus dem asiatischen Land waren bereits wiederholt von Rebellen verschleppt worden.

In Syrien werden außerdem zwei französische Journalisten vermisst. Der Sender Europe 1 berichtete in Paris, der Reporter und der Fotograf seien auf dem Weg nach Aleppo gewesen.

Spenden in Höhe von fünf Milliarden Dollar nötig

Humanitäre UN-Organisationen lancierten derweil den größten internationalen Hilfsappell aller Zeiten. Die Hälfte der rund 21 Millionen Syrer werde bis Ende dieses Jahres von Nothilfe abhängig sein, befürchten sie. Dafür baten die Organisationen um insgesamt fünf Milliarden Dollar (3,8 Milliarden Euro). "Von den Geldern, um die wir bitten, hängt das Überleben leidender Syrer ab", betonte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, bei der Vorstellung des Aufrufs an die internationale Gemeinschaft in Genf.

Bis Ende 2013 sagen die UN-Organisationen einen Anstieg der Zahl der im Land auf Hilfe angewiesenen Syrer von rund vier Millionen zu Jahresbeginn auf 6,8 Millionen voraus. Zugleich werde die Zahl der Flüchtlinge im Ausland voraussichtlich von derzeit 1,6 Millionen auf 3,45 Millionen anwachsen.

Das UN-Welternährungsprogramm WFP versorgte nach eigenen Angaben Familien in der Region um die Kleinstadt Al-Kusair - wo wochenlang heftige Kämpfe tobten - mit Lebensmittelpaketen. Der seit März 2011 andauernde Syrienkonflikt hat UN-Schätzungen zufolge inzwischen mehr als 80 000 Menschen das Leben gekostet.

DPA
nw/DPA