Die USA erwarten bereits in diesem Monat die Bildung einer Übergangsregierung im Irak mit bis zu neun Vertretern verschiedener Gruppen. "Bis zur Mitte dieses Monats wird man wirklich die Grundzüge einer irakischen Regierung mit einem irakischen Gesicht sehen, die mit der Koalition zusammenarbeitet", sagte der amerikanische Zivilverwalter Jay Garner nach Medienberichten in Bagdad. Was man wahrscheinlich sehen werde, sei ein Gremium aus "sieben, acht, neun Führungspersönlichkeiten".
"Nr. 53" gefasst
Unterdessen stellte sich eine führende Funktionärin und Wissenschaftlerin des gestürzten Regimes von Saddam Hussein den US-Truppen im Irak. Wie US-Sender unter Berufung auf Militärbeamte berichteten, befindet sich Huda Salih Mahdi Ammasch, eine studierte Biologin, in amerikanischem Gewahrsam. Mahdi Ammasch stand auf der Liste der 55 meistgesuchten Iraker auf Platz 53 ("Herz fünf"). Sie machte unter Saddam Hussein Karriere in der Baath-Partei und war Leiterin des Jugend- und Handelsbüros. Damit sind 19 der 55 von den USA meistgesuchten irakischen Führungspersonen in der Hand der US-Truppen.
Drei Zonen, drei Führungen
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld schloss unterdessen eine mögliche Rolle der drei Kriegsgegner Deutschland, Frankreich und Russland bei der Sicherung des Iraks nicht aus. Sollten sich diese Länder beteiligen wollen, sei es Sache von Präsident George W. Bush, darüber zu entscheiden, erklärte Rumsfeld dem US-Sender CNN. Nach den bisher bekannt gewordenen Überlegungen soll im Irak eine multinationale Truppe stationiert und das Land in drei Zonen unter amerikanischer, britischer und polnischer Führung eingeteilt werden.
Deutschland würde NATO-Truppen schicken
Zur Sicherung des Iraks kann sich Deutschland den Einsatz von NATO-Truppen vorstellen. Das verlautete am Montag aus deutschen Regierungskreisen während des Besuches von Verteidigungsminister Peter Struck in Washington. Vorbild sei dafür die jetzt für Afghanistan geplante Führungsübernahme durch das Militärbündnis. In diesem Fall wäre aus deutscher Sicht auch kein UN-Mandat zwingend. Unabhängig davon bedeutete ein NATO-Engagement aber nicht automatisch eine deutsche Beteiligung, hieß es. Bereits zuvor hatte Regierungssprecher Bela Anda erklärt, für die Bundesregierung stehe eine Beteiligung der Bundeswehr an der geplanten Stabilisierungstruppe für den Irak zur Zeit nicht zur Debatte.
Irakis sollen selber Übergangsregierung bilden
Die Übergangsregierung in Bagdad soll nach den Worten von Garner von den Irakern selbst gebildet werden und aus einigen heimgekehrten Exil-Irakern sowie aus lokalen Irakern bestehen. Als mögliche Regierungsmitglieder, die sich abzeichneten, nannte der Ex-General Massud Barsani, den Führer der Demokratischen Partei Kurdistans, Ahmed Chalabi vom Irakischen Nationalkongress, Dschalal Talabani von der Patriotischen Union Kurdistans, Abdelasis el Hakim, dessen älterer Bruder den Höchsten Rat der Islamischen Revolution leitet, sowie Ajad Allawi vom Irakischen Nationalen Akkord. Garner fügte zugleich hinzu, dass wahrscheinlich auch ein Christ zu dem Spitzengremium gehören werde.
Bremer neuer Zivilverwalter
Der Ex-General sagte weiter, dass er in der kommenden Woche die Ankunft des früheren Terrorismus-Experten im Außenministerium, Paul Bremer, erwarte. Nach Medienberichten von vergangener Woche hat Präsident Bush ihn als neuen Spitzen-Zivilverwalter vorgesehen. Garner, der vom Pentagon entsandt wurde, solle ihm unterstellt werden.
Stadtrat in Mossul gewählt
In der nordirakischen Provinzhauptstadt Mossul wählten Vertreter der verschiedenen Stämme und Religionsgruppen am Montag zum ersten Mal einen unabhängigen Stadtrat. Zum Bürgermeister von Mossul, der drittgrößten irakischen Stadt, wurde der pensionierte General Ghanam el Bassu bestimmt. Bassu sagte dem arabischen Fernsehsender El Dschasira, die Wahl sei der erste Schritt zur Demokratie. Bassu hatte sich gegen zwei Kandidaten, darunter der frühere Polizeichef, durchgesetzt. Im Stadtrat sitzen den Angaben zufolge Araber, Kurden, Christen und Turkmenen.
Briten eröffnen diplomatische Vertretung
In der Hauptstadt Bagdad trafen britische Diplomaten ein, um erstmals nach zwölf Jahren wieder eine diplomatische Vertretung zu errichten. Amerikanische Soldaten nahmen am Montag in einem Haus von Saddam Husseins Sohn Udai in Bagdad rund 30 Plünderer fest, darunter auch mehrere Kinder.