»Svenska Dagbladet«: Verdammnis des Balkans
Die konservative schwedische Tageszeitung »Svenska Dagbladet« (Stockholm) meint am Mittwoch zum Konflikt in Mazedonien: »Wenn die Auseinandersetzungen in Mazedonien nicht schnell beendet werden, besteht das Risiko eines sehr langwierigen Konfliktes. Dass er das Potenzial einer Ausdehnung auf andere Teile des Balkans in sich birgt, macht es für die EU nicht minder wichtig, kraftvoller einzugreifen als bisher. Eskaliert der Konflikt, können Länder wie Albanien, Bulgarien und Griechenland hineingezogen werden. Ein großer Krieg könnte folgen. Geschichte und das ethnische Mosaik zusammen haben immer noch eine Sprengkraft wie im 19. Jahrhundert. Es ist das Verdammnis des Balkans, dass in einer Welt mit immer geringerer Bedeutung von Territorium für die Macht eines Staates dieser dennoch das Einzige ist, was zählt. Der Balkan wird für den Aufbau eines neuen Jahrhunderts Zeit benötigen. Deshalb darf die EU nicht zögern, die Modernisierung dort zu unterstützen.«
»The Daily Telegraph«: Moralische Verpflichtung der NATO
Zur Lage in Mazedonien meint die konservative britische Zeitung »The Daily Telegraph« am Mittwoch: »Dieses kleine Land nahm albanische Flüchtlinge aus dem Kosovo während der ?ethnischen Säuberung? durch Serbien auf und bietet jetzt den NATO-Truppen logistische Unterstützung, die nach dem Luftkrieg von 1999 kamen. Die NATO hat eine moralische Verpflichtung, die Guerilleros auf der Seite der Grenze zu stoppen, die sie kontrollieren soll. Sie muss Skopje jede militärische Hilfe geben, die man dort auf der eigenen Seite der Grenze braucht. Dies ist keine große Aufgabe. Die Zahl der Aufständischen ist klein und die Position der albanischen Minderheit in Mazedonien ist unvergleichlich besser als die der Kosovo-Albaner unter Milosevic. Die Folge von Ermahnungen, denen kein Handeln folgt, wäre Bürgerkrieg in Mazedonien und das Hereinziehen anderer Mächte auf dem Balkan. Die NATO könnte auch feststellen, dass Griechenland und die Türkei, zwei der eigenen Mitglieder, auf unterschiedlichen Seiten stehen.«
»Lidove noviny«: Für Solana wird der Balkan zum Schicksal
Die konservative tschechische Zeitung »Lidove noviny« beschäftigt sich am Mittwoch mit der Rolle des EU-Beauftragten für die Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, im mazedonischen Grenzkonflikt: »Für Javier Solana wird der Balkan allmählich zum Schicksal. Vor zwei Jahren gab er als NATO-Chef den Befehl zur Bombardierung Jugoslawiens, jetzt soll er als «europäischer Außenminister» den sensiblen Konflikt an der mazedonischen Grenze lösen. Dabei hat sich Solana in diesen zwei Jahren nicht verändert: Seine politische Grundposition ist, den Angegriffenen zu helfen - damals waren es die Kosovo-Albaner, heute sind es die Mazedonier. Die Unnachgiebigkeit Solanas kann als erfreuliche Nachricht über die Kontinuität einer Meinung verstanden werden. Andererseits ist auch wahr, dass diese Position nichts kostet: Statt der Burschen aus Barcelona, Lyon, Leeds und Heidelberg kämpfen auf unübersichtlichem Terrain die Akteure aus Tetovo und Skopje. Gebe Gott, dass Mazedonien nicht um militärische Hilfe bittet - das Ansehen Solanas würde ernste Schrammen bekommen.«
»La Repubblica«: Gefährliche Taktik mit klarem Ziel
Die römische Zeitung »La Repubblica« kommentiert am Mittwoch die Zinssenkung in den USA und die dortige Wirtschaftslage: »Niemals zuvor ist eine Rezession derartig angekündigt, analysiert und kommentiert worden, bevor sie sich überhaupt eingestellt hat. ... Wenn die US-Wirtschaft aber gegenwärtig nach wie vor über eine mäßige Gesundheit verfügt, die jedoch nicht mit der depressiven Psyche der Investoren an der Börse übereinstimmt, dann ist das teilweise aber auch die Schuld von George Bush und der demokratischen Opposition, die sich derzeit mit beißender Polemik gegenüberstehen. Gegen alle Tradition und gegen jede Vorsicht beruhigt der neue Präsident nämlich nicht die Öffentlichkeit und die Märkte, sondern er macht genau das Gegenteil. Jede Äußerung ist bei ihm eine Gelegenheit, um dramatische Signale zur wirtschaftlichen Krise zu setzen. Die Taktik hat ein klares Ziel: Die Opposition der Demokraten zu brechen und so früh wie möglich das gigantische Steuersenkungs-Vorhaben Bushs zu verabschieden. Doch die Taktik der Dramatisierung ist gefährlich.«
»La Stampa«: Eine Krise klassischen Typs
Die Turiner Zeitung »La Stampa« meint am Mittwoch zur Zinssenkung und der Wirtschaftslage in den USA: »Es ist gut, dass die Zentralbank nicht um jeden Preis die Erwartungen der Märkte erfüllen wollte und nicht den Eindruck erweckt, als orientiere sich die Geldpolitik der USA vor allem an den Börsennotierungen. ... Denn die Krise in den USA ist zum großen Teil Folge der exzessiven Investitionen, seien es reale oder geldmäßige Investitionen, in den Sektoren der New Economy. Es handelt sich daher um eine Krise des klassischen Typs, ganz ähnlich derjenigen, die dem technischen Boom in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts folgte. Das sind Krisen, die sich nicht einfach durch eine Stimulanz niedriger Zinsen korrigieren lassen.«