Seit mehr als 30 Jahren wohnt der US-amerikanische Entertainer Ron Williams schon in Deutschland. In den 60er Jahren kam er als junger GI in die Bundesrepublik Deutschland. Damals wurde er als Amerikaner freundlich mit offenen Armen empfangen. Nach vier Jahren mit George W. Bush als Präsident an der Spitze hat das Bild der USA nicht nur in Deutschland sondern in der ganzen Welt stark gelitten. Laut einer aktuellen Umfrage haben in Frankreich 70 Prozent und in Spanien 60 Prozent der Menschen ein negativeres Bild der letzten Weltmacht als vor Beginn der ersten Amtszeit von George W. Bush.
Zur Person
Ron Williams wurde 1942 in Oakland/Kalifornien geboren. Als 19-jähriger GI kam er 1961 nach Stuttgart und blieb in Deutschland hängen. Beim amerikanischen Militärsender AFN sammelte er erste Moderationserfahrungen. Später machte sich das Multitalent einen Namen als Kabarettist, Moderator, Sänger und Schauspieler. Abseits der Bühne hat sich Williams stark für den Kampf gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit engagiert. 2004 erhielt er für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz. Der Entertainer, dessen Markenzeichen eine Baseballkappe ist, lebt seit 36 Jahren in München.
Unverständnis und Wut
Die Wiederwahl des umstrittenen Texaners hat bei Williams Unverständnis und Wut auf seine Landsleute ausgelöst: "Ich kann nicht verstehen, wie George W. Bush nach den ganzen Lügen der Vergangenheit als Präsident mit den meisten Stimmen in der Geschichte der USA wieder gewählt werden konnte". Entsetzt sieht er sein Heimatland auf lange Sicht auf eine schiefe Bahn nach rechts abrutschen. Angesichts der Tatsache, dass die Republikaner auch noch ihre Mehrheit im Kongress ausbauen konnten, hat der Schauspieler wenig Hoffnung, dass sich an der konservativen Ausrichtung von Bushs Politik in Zukunft etwas ändern wird.
Einen Präsidenten wie Bush, der ein persönliches Verhältnis zu Jesus pflegt und in Gott seinen wichtigsten Berater hat, bezeichnet Williams als "böse Satire mit schwarzer Pointe". Bush habe es in Rekordzeit verstanden, dass positive Image der USA als ein Musterbeispiel der Demokratie und Freiheit auf lange Zeit zu ruinieren. "George Washington, Abraham Lincoln oder Martin Luther King würden sich ob der arroganten Machtpolitik eines George W. Bush im Grabe umdrehen", sagte Williams stern.de.
Williams spielt Martin Luther King
Zu Williams Enttäuschung über den politischen Kurs der USA passt, dass er zurzeit mit dem schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King eine Figur der amerikanischen Geschichte auf der Theaterbühne spielt, die wie kaum ein anderer für die Werte steht, die er im Amerika des George W. Bush mit Füßen getreten sieht: Toleranz und Gewaltfreiheit. "Vor dem Hintergrund des Vietnam-Krieges hat Martin Luther King 1967 gesagt, dass kein Land weltweit so viel Gewalt verbreiten würde, wie die USA. Diese Aussage ist heute wahrer denn je", so Williams.
Aus Protest gegen den Vietnam-Krieg sind damals tausende junger Amerikaner über die Grenze in das Nachbarland Kanada geflüchtet. 1970 nahmen ungefähr 20.000 US-Amerikaner die kanadische Staatsbürgerschaft an. Wer heute aus Protest und Abneigung gegenüber der neokonservativen Bush-Regierung seine amerikanische Staatsbürgerschaft aufgeben will, hat es allerdings nicht leicht. Auf ihn wartet ein langer, komplizierter Gang durch die Behörden. Voraussetzung dafür, seinen US-Pass aufzugeben ist, dass man bereits die Staatsbürgerschaft eines anderen Landes erworben hat. Oder zumindest anerkannter Asylsuchender ist. Darüber hinaus muss man versichern, nie wieder in den USA leben zu wollen. Anträge können zudem nur außerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten in einem US-Konsulat gestellt werden.
"Amerika hat mich verlassen
Ron Williams schreckt diese Prozedur nicht ab. Er hat sich entschieden, Deutscher zu werden: "Ich schäme mich heute, Amerikaner zu sein und überlege ernsthaft, ob ich meine Staatsbürgerschaft abgebe und Deutscher werde." Seine langjährige Wahlheimat hat er als eine florierende, offene und multikulturelle Gesellschaft kennen und schätzen gelernt. Nachdem seine Mutter kürzlich gestorben ist und er nur noch wenige alte High-School Freunde jenseits des Atlantik hat, binde ihn nichts mehr an sein Geburtsland, mit dem er sich immer weniger identifizieren kann. Als er einem Freund von seinem Entschluss erzählt hatte, Deutscher werden zu wollen, habe der ihn ungläubig gefragt, wie er denn einfach so sein Land verlassen könne. Williams hat darauf geantwortet, dass es genau umgekehrt sei: "Nicht ich verlasse Amerika, sondern Amerika hat mich verlassen."