Simbabwe Opposition erklärt sich zum Wahlsieger

Auch vier Tage nach der Präsidentschaftswahl in Simbabwe gibt es noch immer keine offiziellen Ergebnisse. Die Opposition aber erklärt sich dennoch zum Wahlsieger - aufgrund einer Parallelauszählung. Und Gerüchten zufolge will Präsident Robert Mugabe zurücktreten.

Vier Tage sind mittlerweile vergangen nach der Parlament- und Präsidentschaftswahl in Simbabwe, und die Anzeichen mehren sich, dass Staatschef Robert Mugabe trotz Wahlfälschung und Stimmenkauf dieses Mal nicht als Sieger daraus hervorgehen wird. Nichtregierungsorganisation sehen Mugabe bei etwa 43 Prozent, Herausforderer Tsvangirai bei etwa 49. Das würde einen zweiten Wahlgang bedeuten. Tsvangirai selbst sieht sich über 50 Prozent. Jetzt hat er sich zum Wahlsieger erklärt - ein zweiter Wahlgang sei nicht notwendig. Offiziell klar ist indes nur, dass noch nichts klar ist.

Nur tropfenweise veröffentlicht die offizielle Wahlkommission die Ergebnisse, und bislang auch nur jene der Parlamentswahl. Demnach käme Tsvangirais MDC (Movement for Democratic Change) auf bislang 85 Sitze, Mugabes Regierungspartei Zanu-PF auf 86, und die MDC-Abspaltung von Arthur Mutambara auf fünf. Erst aber wenn alle Ergebnisse der Parlamentswahlen verkündet sind, wollen sich die Stimmenzähler der Präsidentschaftswahl widmen.

Je länger das Schweigen, desto mehr Gerüchte gibt es

Doch je länger die Kommission schweigt, desto heftiger mache die Gerüchte in der Hauptstadt Harare die Runde: Ziemlich sicher scheint, dass der MDC einen hohen Sieg davon getragen hat, den die Regierungspartei Zanu-PF mit den üblichen Mitteln nicht problemlos zu einem Mugabe-Triumph umfunktionieren kann. Nachdem die Zanu-PF-Führung wohl am Wahltag kurz über einen Militärputsch und Annullierung der Wahl nachgedacht hatte, schien man zunächst einer anderen Strategie verfallen zu sein: Die Ergebnisse der Parlamentswahl nur peu à peu veröffentlichen, dabei anfangs den MDC und Zanu-PF gleich stark aussehen lassen, gegen Ende aber die Regierungspartei immer stärker werden lassen. Vor allem aber wollte man offenbar Mugabes Lager insgesamt mehr Stimmen geben, die dann auch seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl erklärt hätten. Die Planung lief offenbar auf 52 Prozent für Mugabe hinaus.

Mittlerweile aber scheint selbst diese quasi sanfte Methode des Wahlbetrugs nicht mehr möglich. Aus Zanu-PF-Kreisen sickerte heraus, dass interne Kalkulationen Mugabe bei 43 Prozent sähen, Tsvangirai bei 48. Das entspricht in etwa der Projektion von Nichtregierungsorganisationen. Somit wäre ein zweiter Wahlgang in drei Wochen notwendig.

Das allerdings wäre für Mugabe eine Schmach. Und so scheint es tatsächlich möglich, dass sich der 84-jährige Despot nach 28 Jahren an der Herrschaft von der Macht verabschiedet. Der MDC verhandele bereits mit Armee und Geheimdienst über die Machtübergabe, hieß es Dienstagmittag - was allerdings weder Opposition noch Regierung bestätigen wollten. Auch versuchten lokale Schwergewichte wie Südafrikas Präsident Thabo Mbeki und der ehemalige Präsident Mosambiks Joaquim Chissano Mugabe zur Aufgabe zu überreden. Am Abend schließlich munkelte man in Harare gar von einer Fernsehansprache, in der Mugabe seinen Rücktritt erklären wolle. Die aber blieb aus. So gab es nur die Pressekonferenz des MDC, auf der Morgan Tsvangirai erneut verkündete, deutlich mehr Stimmen als Mugabe erhalten zu haben.

MDC sieht Tsvangirai bei mehr als 50 Prozent

Eigene Berechnungen des MDC sehen Tsvangirai bei mehr als 50 Prozent, Mugabe bei 43. Die Partei beruft sich dabei auch auf die Ergebnis-Aushänge der einzelnen Wahllokale. Mehrere Tausend davon hat sie als Beweis fotografiert. Tsvangirai will sich allerdings nicht selbst zum Präsidenten erklären. Das, so hatte ihn die Armeeführung gewarnt, verstehe man als Staatsstreich.

So lebt das gebeutelte Simbabwe erst einmal weiter im Konjunktiv. Klar dürfte immerhin sein: Mugabe hat nicht im ersten Wahlgang gewonnen. Und die Chancen für einen Machtwechsel waren noch nie so groß wie jetzt. Für den zweiten Wahlgang am 19. April will Tsvangirai mit dem dritten Präsidentschaftskandidaten Simba Makoni zusammenarbeiten. Tsvangirais Sieg bei der Stichwahl scheint wahrscheinlich - wenn es überhaupt noch dazu kommt.