Stichwahl in Frankreich Kampf um die Stimmen der Mitte- und Rechtswähler

Die erste Runde der Präsidentenwahl ist geschafft, doch zum Verschnaufen bleibt keine Pause: Nach dem Sieg von François Hollande hat jetzt der Kampf um die Stimmen der Rechten und Mitte-Wähler begonnen.

Nach dem Sieg des Sozialisten François Hollande in der ersten Runde der Präsidentenwahl ist das Duell um die restlichen Wählerstimmen für die Stichwahl im vollen Gange. Der rechtsextreme Front National (FN) erteilte Verhandlungen mit Präsident Nicolas Sarkozy eine Absage. Am 6. Mai wird dieser gegen Hollande antreten. Die FN-Kandidatin Marine Le Pen hatte am Sonntag mit 17,9 Prozent überraschend stark abgeschnitten.

Hollande liegt laut den Zahlen des französischen Innenministeriums mit 28,6 Prozent der Stimmen vor Sarkozy mit 27,2 Prozent. Der Kandidat der konservativen UMP muss vor der zweiten Runde versuchen, möglichst viele Le-Pen-Wähler auf seine Seite zu ziehen. Der Wahlkampfchef des FN, Florian Philippot, schloss Absprachen mit Sarkozy aus. Seine Partei stehe nicht für "die kleinen politischen Tricks", sagte Philippot dem Sender Canal+. "Wir werden nicht mit der UMP verhandeln."

Hollande: Sarkozy ist für Erfolg der Rechten verantwortlich

Hollande sieht den Grund für das gute Abschneiden des FN bei Sarkozy. "Die Rechtsextremen sind auf einem hohen Niveau und Nicolas Sarkozy ist dafür verantwortlich", sagte Hollande. Er kann in der zweiten Runde auf rund vier Fünftel der Stimmen des Linkskandidaten Jean-Luc Mélenchon zählen, der am Sonntag schwächer als erwartet mit 11,1 Prozent abgeschnitten hatte. Mélenchon sprach sich bereits indirekt für Hollande aus: Sarkozy müsse am 6. Mai "geschlagen" werden, forderte der Linkspolitiker am Sonntagabend.

Um die Stimmen des Zentrumspolitikers François Bayrou, der auf 9,1 Prozent kam, buhlen sowohl Sarkozy als auch Hollande. Der 60-Jährige gab am Wahlabend keine Empfehlung ab.

Sarkozy, der auf den geringen Abstand zu dem Sozialisten verwies, gab sich kämpferisch. "Jetzt geht es darum, vor den Franzosen zu kämpfen - Projekt gegen Projekt, Persönlichkeit gegen Persönlichkeit, Erfahrung gegen Erfahrung", sagte der 57-Jährige. Erneut forderte der Präsident Hollande zu drei Fernsehdebatten bis zum 6. Mai auf. Der Sozialist dürfte nicht davor "fliehen". Hollande hatte den Vorschlag am Sonntagabend bereits umgehend abgelehnt und ist zu nur einem TV-Duell bereit.

Mit Hollande zurück in die Krisenzeit

Präsidentschaftsberater Henri Guaino warnte angesichts eines möglichen Siegs von Hollande in der zweiten Runde vor einer Wirtschaftskrise wie in den 30er Jahren. "Das Risiko ist enorm, wieder den Weg der 30er Jahre einzuschlagen, mit einer weltweiten Wirtschaftskrise, die zu einer sozialen und politischen Krise weltweit wird", sagte Guaino im Sender BFMTV. Sarkozy hatte im Wahlkampf ebenfalls das Szenario einer drastischen Verschärfung der Finanzkrise im Falle einer Wahl Hollandes entworfen.

Am 1. Mai, dem traditionellen Kundgebungstag der Gewerkschaften, kündigte Sarkozy ein "Fest der Arbeit" an, "das Fest der wirklichen Arbeit, derer, die hart arbeiten". Traditionell versammelt sich auch der Front National zum Tag der Arbeit. In diesem Jahr will Le Pen am 1. Mai bekanntgeben, ob sie für die zweite Runde eine Empfehlung abgibt. Vertreter der FN-Führung machten bereits deutlich, dass sie voraussichtlich keine Wahlempfehlung aussprechen wird.

AFP
fle/AFP