Politiker in aller Welt haben den gestorbenen früheren russischen Präsidenten Boris Jelzin als großen Staatsmann gewürdigt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hob Jelzins entscheidende Rolle bei der Annäherung von Ost und West hervor. US-Präsident George W. Bush nannte ihn eine "historische Figur", Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Kämpfer für Demokratie und Freiheit. Altkanzler Helmut Kohl lobte den Verstorbenen als einen "großen Staatsmann" und "treuen Freund der Deutschen". Aus Russland kam aber auch Kritik an Jelzin, dessen Regierungszeit vielen Menschen durch Chaos, Armut und Raubtierkapitalismus in Erinnerung geblieben ist. Der Politiker stand von 1991 bis 1999 an der Spitze Russlands. Er starb im Alter von 76 Jahren an Herzversagen.
Russlands Präsident Wladimir Putin lobte die Verdienste seines Vorgängers in einer Fernsehansprache. "Es ist ein Mensch gestorben, dank dem eine völlig neue Epoche begonnen hat". Durch ihn sei ein neues, demokratisches Russland geboren worden, sagte Putin. Er sprach Jelzins Witwe Naina telefonisch sein Beileid aus.
Wie der Kreml mitteilte, starb Jelzin im Kremlkrankenhaus an Herzschwäche. Schon zu seiner Amtszeit hatte er unter Herzproblemen gelitten. Er soll auf dem Neujungfrauen-Friedhof in Moskau beigesetzt werden. Putin ordnete für den Tag der Beisetzung Staatstrauer an.
Die Nachricht vom Tod Jelzins habe den UN-Generalsekretär betrübt, sagte ein Sprecher Bans am Montagabend in New York. "Präsident Jelzin wird für die entscheidende Rolle, die er beim Erreichen politischer und wirtschaftlicher Reformen in Russland gespielt hat, ebenso in Erinnerung bleiben wie für die von ihm geförderte Annäherung von Ost und West", habe
Ban
gesagt. Für
US-Präsident George W. Bush
war Jelzin eine "historische Figur", die eine Schlüsselrolle bei der Auflösung der Sowjetunion spielte und "half, die Fundamente der Freiheit in Russland zu legen".
Hartnäckigkeit und Freiheitssinn
Der
britische Premier Tony Blair
würdigte Jelzins "entscheidende Rolle in einer äußerst wichtigen Zeit der Geschichte Russlands". Der
französische Präsident Jacques Chirac
nannte den Verstorbenen einen Mann, "der mit seinem Mut, seiner Hartnäckigkeit und seinem politischen Sinn die Freiheit triumphieren ließ". "Am besten ist er uns in Erinnerung, als er sich gegen den Staatsstreich stemmte", sagte
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso
.
Helmut Kohl
nannte Jelzin einen Freund, mit dem er eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe.
Merkel
hob den Beitrag "zur Entwicklung der Beziehungen unserer beiden Staaten" hervor, der unvergessen bleibe. Auch
Bundespräsident Horst Köhler
würdigte Jelzins "Beitrag, den er durch seine mutigen Entscheidungen zur Deutschen Einheit geleistet hat".
Jelzin war im Juni 1991 zum ersten Präsidenten der russischen Teilrepublik innerhalb der Sowjetunion gewählt worden. Im August 1991 verteidigte er auf einem Panzer vor dem Weißen Haus in Moskau stehend die junge Demokratie gegen die kommunistischen Hardliner, die gegen den sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow geputscht hatten.
Ende der Sowjetunion
Im Dezember 1991 gründete Jelzin gemeinsam mit den Führern Weißrusslands und der Ukraine die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und läutete so das Ende der Sowjetunion ein. In seine Regierungszeit fielen aber auch der Beginn der beiden Tschetschenienkriege 1994 und 1999 und die große Wirtschaftskrise 1998. Vor Ablauf seiner Amtszeit trat Jelzin Ende 1999 überraschend zurück und übertrug dem damaligen Ministerpräsidenten Wladimir Putin die Amtsgeschäfte.