Maxim Kuzminow Pilot flieht nicht nur selbst, er nimmt auch Hubschrauber mit – nun fordert er russische Soldaten zum Desertieren auf

Der übergelaufene Pilot Maxim Kuzminow. Seinen Hubschrauber nahm er in die Ukraine mit. 
Der übergelaufene Pilot Maxim Kuzminow. Seinen Hubschrauber nahm er in die Ukraine mit. 
© Screenshot Youtube TCH
Mehr als ein halbes Jahr arbeitete der Geheimdienst der Ukraine an einem geheimen Plan: das Überlaufen des russischen Piloten Maxim Kuzminow. Die Operation war von Erfolg gekrönt. Nun wendet sich der Überläufer an seine ehemaligen Kameraden. 

Maxim Kuzminow ist 28 Jahre alt und bis vor kurzem diente er noch in den russischen Streitkräften. Am 23. August landete der Pilot jedoch seinen Mi-8-Hubschrauber auf einem ukrainischen Flugplatz im ostukrainischen Gebiet Charkiw und übergab sich selbst und die Maschine dem ukrainischen Militär – der krönende Erfolg einer Operation, an der die Geheimdienstler in Kiew ein halbes Jahr lang arbeiteten. In ihre Hände geriet nun nicht nur ein ausgebildeter Pilot, sondern auch ein intakter Hubschrauber.

Mehr noch: Dem Beispiel von Kuzminow sollen andere folgen. Am Sonntagabend strahlte das ukrainische Fernsehen einen Film mit dem Titel "Abgeschossene russische Piloten" aus. Der zweieinhalb Stunden lange Beitrag erzählt die Geschichten Dutzender russischer Piloten, die in die ukrainische Gefangenschaft geraten sind. Kuzminows Geschichte sticht dabei jedoch hervor. Denn sein Hubschrauber wurde nicht angeschossen, er steuerte die Maschine ganz gezielt in die Hände des ukrainischen Militärs.

Pilot schildert seine Flucht 

Der Film zeigt nun, wie die Flucht des jungen Mannes vorbereitet und ausgeführt worden ist. Auch Kuzminow selbst kommt darin zu Wort und schildert den Verlauf der Operation: "Ich habe mich an den ukrainischen Geheimdienst gewandt und meine Situation geschildert. Man bot mir Sicherheitsgarantien, neue Dokumente und eine finanzielle Entschädigung im Gegenzug für mein Überlaufen an."

Zur Vorbereitung der Flucht von Kuzminow gehörte auch die Evakuierung seiner Familie aus Russland. Nachdem dies vollbracht war, wartete der Pilot auf eine günstige Gelegenheit. Denn er wollte nicht nur selbst fliehen, er wollte auch den Hubschrauber der russischen Armee mitnehmen. Als er sich schließlich am 23. August in der Nähe der ukrainischen Grenze aufhielt, habe er seine Koordinaten dem ukrainischen Geheimdienst übermittelt. "Nachdem die Entscheidung endgültig gefallen war, überquerte ich die Grenze auf einer maximal niedrigen Höhe, wo Funkstille herrscht."

Wer tötete die Co-Piloten? 

Nachdem er erfolgreich gelandet sei, sei er in Empfang genommen worden. Wobei seine beiden Co-Piloten von der Operation offenbar nicht unterrichtet waren. Sie sollen versucht haben, Kuzminow an seinem Vorhaben zu hindern. Beide wurden getötet – ob von Kuzminow selbst oder vom ukrainischen Militär steht noch nicht fest. 

Das Schicksal dieser Soldaten wird in dem Film nicht erwähnt. Stattdessen wird stolz die Trophäe gezeigt, die Kuzminow mit sich brachte: der Hubschrauber.

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Doppelter Triumph für die Ukraine

Nun wendet sich Kuzminow an die russischen Soldaten: "Hier gibt es keine Faschisten oder Nazis. Ich bedauere sehr, was gerade geschieht: Mord, Tränen, Blut. Einfach gegenseitiges Töten. Das ist alles, was ich verstanden habe. Und alles, was ich nicht wollte. Das, was gerade geschieht, ist ein Genozid sowohl des ukrainischen als auch des russischen Volks. Ich wollte mich nicht daran beteiligen. Das war der Grund für meine Tat."

"Wenn ihr das tut, was ich getan habe, werdet ihr es nicht bereuen. Ihr werdet für den Rest eures Lebens mit absolut allem versorgt sein", versucht Kuzminow seine ehemaligen Kameraden zum Überlaufen zu animieren. "Man wird euch überall Arbeit anbieten, was auch immer ihr machen möchtet. Ihr werdet einfach diese farbenvolle Welt entdecken. Ihr wisst einfach vieles nicht, ihr habt vieles nicht gesehen. Ihr habt nicht gesehen, wie andere Menschen leben. Wenn ihr all das seht, werdet ihr eure Meinung radikal ändern."

Allen Überläufern verspricht Kiew Sicherheitsgarantien und finanzielle Belohnung für mitgebrachte militärische Technik. Sie sollen dem Beispiel von Kuzminow folgen – er hat Kiew mit seiner Flucht nicht nur einen militärischen Hieb gegen Moskau beschert, sondern wird auch zur Waffe im Propaganda-Kampf.

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