George W. Bush hat die US-Präsidentenwahl gewonnen. Nach einer stundenlangen Hängepartie rief der demokratische Herausforderer John Kerry um kurz nach 17 Uhr Mitteleuropäischer Zeit - mehr als zehn Stunden nach der Schließung der letzten Wahllokale - im Weißen Haus an, um Bush zum Sieg zu gratulieren. Bis dahin lag das offizielle Ergebnis aus dem heiß umkämpften Bundesstaat Ohio zwar noch nicht vor, doch war Bush der Sieg - wie auch die Demokraten einräumten - dort nicht mehr zu nehmen. Damit kam der republikanische Amtsinhaber über das nötige Niveau von 270 Wahlmännerstimmen.
Zitat
"Bei einer Wahl gibt es keinen Verlierer. Am nächsten Morgen wachen wir alle als Amerikaner auf."
Ein fairer Verlierer
Nach dem dramatischen Ende der US-Präsidentschaftswahl wandte sich der unterlegene John Kerry in Boston, Massachusetts in einer emotionalen Rede an seine Wähler. Trotz seiner Wahlniederlage gab sich Kerry gefasst, locker und als fairer Verlierer. Er bedankte sich bei all seinen Wählern, seinem Vize John Edwards, seinem Team und seiner Frau für die Unterstützung.
Er gratulierte Amtsinhaber George W. Bush zu seinem Wahlsieg und zog damit einen Schlussstrich unter die stundenlange Ungewissheit über den Wahlausgang. Angesichts der Stimmabgabe im Bundesstaat Ohio sei nun klar, dass er keine Chance mehr habe, die Wahl zu gewinnen, sagte Kerry. Es sei nun an der Zeit das Land wieder zu einen. Dafür sei wichtig, dass die Wahl von den Wählern und nicht durch Gerichte entschieden werde.
Auch bei den Kongresswahlen waren die Republikaner auf Erfolgskurs. Sie bauten ihre Führung im Repräsentantenhaus und im Senat aus. Das befürchtete Wahlchaos, mit dem viele nach dem Debakel in Florida vor vier Jahren gerechnet hatten, blieb weitgehend aus.
Landesweit kam Bush auf 51 Prozent der Stimmen, Kerry auf 48. Damit lag Bush mit mehr als 3,5 Millionen Stimmen vor dem Senator aus Massachusetts. Der unabhängige Kandidat Ralph Nader kam auf weniger als ein halbes Prozent der Stimmen. Entscheidend für den Ausgang sind die Wahlmännerstimmen aus den einzelnen Bundesstaaten. Ohne Ohio hatte Bush 254, Kerry 252 Wahlmännerstimmen. Ohio bringt 20 Stimmen in das Wahlgremium ein.
Das befürchtete Wahlchaos blieb indes weitgehend aus. Vor zahlreichen Wahllokalen bildeten sich zwar lange Schlangen und mancher Wähler musste mehrere Stunden auf die Stimmabgabe warten. Wahlbeobachter zeigten sich im Großen und Ganzen zufrieden. Der Europa-Abgeordnete Alexander Graf Lambsdorff (FDP) forderte angesichts der Hängepartie in Ohio eine Reform des US-Wahlrechts. "Die Legitimität der Führung des mächtigsten Landes der Welt darf unter gar keinen Umständen in Zweifel gezogen werden können", sagte Lambsdorff, der die Wahlen in Florida beobachtet hatte. Vor vier Jahren hatte ein Auszählungschaos nach einem äußerst knappen Wahlausgang in Florida dazu geführt, dass der Sieger Bush erst nach 36 Tagen feststand.
Im Kongress schafften es die Demokraten nicht, den Republikanern die Mehrheit in einem der beiden Kammern abzujagen. Die Bush-Partei gewann dazu, im Senat vier Sitze, im Abgeordnetenhaus wahrscheinlich auch. Insgesamt standen alle 435 Abgeordneten im Repräsentantenhaus zur Wahl sowie 34 der 100 Senatoren. Im Senat verlor der demokratische Minderheitsführer Tom Daschle seinen Sitz. Als einziger Schwarzer zieht der neue Hoffnungsträger der Demokraten, Barack Obama, dafür in den Senat. Er wird bereits als erster schwarzer Präsidentschaftskandidat gehandelt.
Ohio bereitet noch Probleme
Nach einer dramatischen Wahlnacht gewann Bush nach Auszählung der Stimmen in 47 Bundesstaaten und der Hauptstadt Washington. Die Probleme in Ohio wurden durch so genannte vorläufige Stimmen von rund 150.000 Wählern verursacht. Es musste geprüft werden, ob diese Wähler überhaupt wahlberechtigt waren. Darüber hinaus rechnet die Wahlleitung mit bis zu 100.000 Briefwählern. Bush lag nach Auszählung der eindeutigen Stimmen mit mehr als 140.000 Stimmen vorn.
In Iowa und New Mexico wurden die Auszählungen unter anderem wegen Übermüdung der Wahlhelfer unterbrochen. Der Ausgang in diesen beiden Staaten hat aber keinen Einfluss auf das Gesamtergebnis. Wegen der polarisierenden Wahlkampfthemen wie Irak-Krieg, nationale Sicherheit und Kampf gegen den Terrorismus gingen nach ersten Schätzungen deutlich mehr als 110 Millionen Amerikaner zu den Wahlurnen. Die Wahlbeteiligung könnte bei über 60 Prozent liegen und wäre damit so hoch wie seit mehr als 40 Jahren nicht mehr.
Noch in der Nacht hatten die Demokraten zunächst erklärt, sie würden die Wahl noch längst nicht verloren geben. "Wir haben vier Jahre auf den Sieg gewartet, und wir können noch eine weitere Nacht warten", sagte Vizepräsidentschaftskandidat John Edwards in Boston. "John Kerry und ich haben versprochen, dass jede Stimme zählt und jede Stimme gezählt wird. Heute Nacht werden wir unser Wort halten und für beides kämpfen."
Bei den Volksabstimmungen erteilten die Wähler in elf Bundesstaaten Bestrebungen zur Zulassung der Homo-Ehe eine Absage. In Kalifornien machten die Wähler ihren Staat aber zum Vorreiter der staatlichen Förderung für die Stammzellenforschung. Kalifornien will dafür die Forschung demnächst mit drei Milliarden Dollar fördern. Dafür hatte sich auch Gouverneur Arnold Schwarzenegger eingesetzt. In Alaska lehnten die Wähler einen Antrag auf Legalisierung von Marihuana ab.
Homo-Ehe und Haschfreigabe vom Volk abgelehnt
Die Wall Street reagierte mit massiven Kursgewinnen auf den Wahlsieg Bushs. Der Dow-Jones-Index schoss in den ersten Minuten des Handels um 172,63 Punkte oder 1,72 Prozent auf 10 208,36 Punkte in die Höhe.