Die Senatoren John Kerry und John Edwards haben überraschend die erste Vorwahl der amerikanischen Demokraten für den Präsidentenwahlkampf gewonnen. Dagegen landeten die beiden Politiker, die noch vor einer Woche weit vorne lagen, Howard Dean und Richard Gephardt, abgeschlagen auf den folgenden Plätzen. Gephardt warf daraufhin das Handtuch. Damit sind noch sieben Demokraten im Rennen um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten. Die Abstimmung gilt als wichtiger Gradmesser für die Chancen der Bewerber, im November gegen Amtsinhaber George W. Bush antreten zu können.
Kerry erreichte nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen 38 Prozent, Edwards 32 Prozent. 18 Prozent der Wähler stimmten für den Ex-Gouverneur von Vermont, Howard Dean. Gephardt bekam 11 Prozent. Der 62-jährige Kongressabgeordnete, der sich noch Stunden vor dem Wahlgang siegesgewiss gegeben hatte, sagte seine geplante Wahlparty ab und kehrte in seinen Heimatstaat Missouri zurück. Gephard wird nach Angaben von Parteisprecher Erik Smith kommende Woche nicht zu den Vorwahlen im US-Staat New Hampshire reisen.
Kandidat der Vietnam-Veteranen
Kerry, ein hochdekorierter Vietnam-Veteran, hatte in Iowa vor allem Veteranen mobilisiert. Er präsentierte sich als Kandidat, der Präsident George W. Bush vor allem in Fragen der nationalen Sicherheit die Stirn bieten kann. Edwards hatte sich im Wahlkampf vor allem für "den kleinen Mann" eingesetzt und bessere Krankenversicherung und Armutsbekämpfung versprochen.
"Ich gratuliere Kerry, er hat einen hervorragenden Wahlkampf gemacht", sagte Dean sichtlich enttäuscht im US-Fernsehen. Der Arzt, der aus dem Nichts im vergangenen Jahr mit Hilfe des Internets eine Riesengefolgschaft mobilisiert hatte und seit Monaten landesweit als aussichtsreichster Kandidat für die Herausforderung von Bush bei den Wahlen im November galt, brach seine Zelte in Iowa vorzeitig ab und wollte noch am Abend nach New Hampshire fliegen.
Überraschend schwaches Ergebnis
Der schwache vierte Platz von Gephardt überraschte Wahlbeobachter besonders. Der Politveteran, der seit 27 Jahren im US-Kongress sitzt, kommt aus dem Nachbarstaat Missouri und galt als Lokalmatador. Gephardt hatte sich vor 16 Jahren schon einmal um die Präsidentenkandidatur beworben. Damals gewann er die Vorwahl in Iowa, schied aber wenig später wegen Geldmangels aus dem Rennen aus.
Geschadet haben dürfte Dean und Gephardt ihr aggressiver Wahlkampf. In TV-Spots attackierten sie ihre Konkurrenten hart. Dean hatte dabei als Gegner des Irak-Krieges insbesondere das Abstimmungsverhalten Gephardts und Kerrys im Kongress angegriffen. Die beiden hatten eine Resolution unterstützt, die Bush zu seinem Irak-Feldzug ermächtigt hatte. Kerry hat Bush jedoch später vorgeworfen, übereilt in den Krieg gezogen zu sein, ohne eine große internationale Koalition aufzubauen.
Ein Sieg in Iowa garantiert noch nicht die Nominierung. Wie Gephardt bei den Demokraten gewann George Bush senior 1980 in Iowa bei den Republikanern. Die Nominierung ging damals aber an Ronald Reagan. Bill Clinton verlor 1992 in Iowa, wurde nominiert und gewann die Wahl. Bei den Parteiversammlungen in Iowa wird nur ein Bruchteil der mehr als 2000 Delegierten bestimmt, die auf dem Parteitag Ende Juli in Boston den Herausforderer von Präsident Bush küren. Zwei Politiker, denen Chancen auf die Nominierung eingeräumt werden, traten in Iowa gar nicht an: Ex-NATO-General Wesley Clark und Senator Joe Lieberman.