Geplatzter Gipfel Wie Donald Trump einmal fast alles richtig gemacht hätte

Vietnam als Vorbild: Warum Trump und Kim in Hanoi aufeinandertreffen
Donald Trump und Kim Jong Un sind zuletzt nicht richtig zueinander gekommen
© Evan Vucci/AP / DPA
Selbst Donald-Trump-kritische Medien hatten dem US-Präsidenten nach Abbruch des Gipfels mit Kim Jong Un applaudiert. Auch weil sein Umgang mit der Pleite etwas Staatsmännisches hatte. Doch dann konnte er mal wieder das Twittern nicht lassen.

Dafür, dass am Ende alle Seiten mit leeren Händen da standen, waren selbst die sonst so mäkeligen Journalisten voll des Lobes für ihren Präsidenten. Es sei eine gute und vernünftige Entscheidung gewesen, das Gipfeltreffen ergebnislos zu verlassen. Donald Trump habe Rückgrat bewiesen, die US-Interessen vertreten, hieß es. Und nicht wenige Medien erinnerte sein jetzt schon legendärer Satz "Manchmal muss man eben gehen" an Ronald Reagan  und seinen berühmten Abgang von 1986. Damals brach der damalige US-Präsident die Abrüstungsgespräche mit Sowjetchef Michael Gorbatschow ab - nur um einige Zeit später ein historisches Abkommen auszuhandeln. Donald Trump hätte also einmal alles richtig gemacht. Hätte. Hätte er geschwiegen.

Donald Trump: enttäuscht aber nicht desillusioniert

Nach dem Gipfel-Aus von Hanoi trat ein US-Präsident vor die Presse, der zwar sichtlich enttäuscht, aber nicht desillusioniert war. Er sprach von seinem weiterhin guten Verhältnis zum nordkoreanischen Diktator, dass man weiter sei als noch einige Tage zuvor. Aber dass er eben nicht die Forderungen der Nordkoreaner nach einer vollständigen Aufhebung der Sanktionen nachkommen könne - jedenfalls nicht, solange die nicht vollständig ihr Atomprogramm aufgäben. Die Haltung ist nachvollziehbar, Trump wollte sich eben nicht über den Tisch ziehen lassen.

Nur hätte es soweit nicht erst kommen müssen. An Nordkoreas harter Haltung gegenüber dem eigenen Atomprogramm haben sich schon andere US-Präsidenten die Zähne ausgebissen. Vielleicht war auch das der Grund, warum sich Trump danach nicht hinstellte und mit dem Finger auf vermeintliche Schuldige zeigte. US-nordkoreanische Gipfel dürfen scheitern, weil die Gemengelage hochkompliziert wie hochexplosiv ist. Allein dieser pragmatische Ansatz wurde ihm hoch angerechnet. Doch dann konnte er mal wieder nicht das Twittern lassen und riss mit einen paar Zeilen ein, wofür er, weil schweigend, gelobt wurde.

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"Neuer Tiefpunkt in der amerikanischen Politik"

Am Sonntag warf er der Opposition vor, die Anhörung seines Ex-Anwalts Michael Cohen zur gleichen Zeit wie die Gespräche in Hanoi terminiert und damit den Gipfelverlauf negativ beeinflusst zu haben. "Sie könnten zu dem 'Abgang' mit beigetragen haben", twitterte Trump. "So etwas hat noch niemand gemacht, während der Präsident im Ausland ist. Schande!" Weiter schrieb er: "Dass die Demokraten in öffentlicher Sitzung einen verurteilten Lügner und Betrüger anhören, zeitgleich mit dem sehr wichtigen Nukleargipfel mit Nordkorea, ist vielleicht ein neuer Tiefpunkt in der amerikanischen Politik." Mit "Abgang" spielte er auf den Satz an, mit dem er selbst in Hanoi den Abbruch der Gipfels erklärt hatte: "Manchmal muss man eben gehen."

Nun also doch wieder einer dieser Schuldzuweisungen, die so wirken, als wolle der US-Präsident von eigenen Versäumnissen ablenken. Die könnten etwa darin bestanden haben, dass die Amerikaner mit einer unausgereiften Strategie nach Vietnam gereist seien, vermutet etwa die "New York Times": Auf der einen Seite die von einem Minimalkonsens ausgehenden Realpolitiker aus dem Außenministerium, auf der anderen Seite der hochoptimistische Donald Trump, der glaubte, sein Verhandlungsgeschick und seine Beziehung zu Kim Jong Un würden das Kind schon schaukeln. Es war eine Fehleinschätzung.

Nordkorea reichert unbeirrt Uran an

Vermutlich wird sich auch erst in vielen Monaten zeigen, ob der Gipfel von Hanoi nun eher ein Misserfolg war oder nur ein ausgeschobener Triumph wie das Reagan-Gorbatschow-Treffen von vor 33 Jahren. Sollte es einen dritten Gipfel geben, für dessen Zustandekommen Südkorea seine Vermittlung angeboten hat, werden alle Beteiligten sagen können: Seht her, wir reden zumindest wieder. Anders, wenn es bis auf Weiteres keine Spitzengespräche mehr geben wird, wonach es zurzeit eher aussieht. Laut der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA reichert Nordkorea unbeirrt Uran an. Das aber steht im Widerspruch zu dem, was Kim Jong Un Donald Trump bei ihrem ersten Treffen angekündigt, wenn auch nur vage. Anders gesagt: Keins der Treffen zwischen den beiden hat auch nur den Hauch eines Fortschritts gebracht.