6,2 Prozent. Das ist das Wahlergebnis der CSU bei der Bundestagswahl 2017. Knapp über der 5-Prozent-Hürde. Das muss man sich mal vor Augen führen, angesichts der großen Töne die CSU-Politiker so spucken - allen voran Alexander Dobrindt, der als Bundesverkehrsminister nicht unbedingt geglänzt hat.
Nun hat Dobrindt in der "Bild am Sonntag" gefordert, SPD-Chef Martin Schulz müsse jetzt zeigen, "dass die SPD ein verlässlicher Koalitionspartner sein kann und er den Zwergenaufstand in Griff bekommt". Nur zur Erinnerung: Die SPD hat trotz Verlusten noch immer mehr als dreimal so viele Wähler wie die CSU und ist die letzte Option, wenn die Union Neuwahlen verhindern will. Vielleicht täte Dobrindt und seiner Partei da etwas mehr Demut gut. Davon würde die CSU jedenfalls auch profitieren.
Alexander Dobrindt schielt auf die Landtagswahlen
Es liegt nun einmal in der Natur der Sache, dass die CSU bereits auf die bayerischen Landtagswahlen im Oktober schielt. Und da gilt es für die Partei, Wähler von der AfD zurückzugewinnen und das - glaubt man anscheinend in München - klappt am besten, indem man von AfD Themen und Rhetorik übernimmt und die eigene Bedeutung für die Bundespolitik aufbauscht.
Dabei verliert die CSU aber aus dem Blick, dass das drängendste Problem Deutschlands momentan nicht ist, wie das bayerische Wahlergebnis ausfällt, sondern, dass in Berlin endlich eine Regierungskoalition zustande kommt. Darauf warten nämlich die Bürger innerhalb und außerhalb Bayerns zu Recht.
Angela Merkel wird kaum eingreifen
Vielleicht wäre es mal an der Zeit, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die Stimme erhebt und den kleinen Partner in der Union mal den Kopf zurechtrückt. Das allerdings hat sie schon nicht beim CSU-Ministerpräsidenten Horst Seehofer gemacht, als der in Sachen Flüchtlingspolitik ständig querschoss. Insofern ist kaum zu erwarten, dass sie nun bei Dobrindt anders reagiert.
Was sich in der Union anscheinend noch nicht rumgesprochen hat: Die Große Koalition ist abgewählt - das hat Martin Schulz am Wahlabend erkannt und ausgesprochen. Nun ringt die SPD mit sich, ob sie trotz aller Bedenken und dem wahrscheinlichen Schaden an der eigenen Partei doch noch einmal in eine GroKo geht.
CSU-Attacken: Geduld wäre im eigenen Interesse
Ohne die SPD ist Angela Merkel nicht zu retten. Die Union hat aber auch niemanden, der sie schnell ersetzen könnte. Es wäre schön, wenn auch Alexander Dobrindt das erkennt. Statt Schulz und der SPD vors Schienbein zu treten, müsste er eigentlich alles dafür tun, dass die GroKo schnell steht. Denn eine Hängepartie über Ostern hinaus und ein neuer Bundestagswahlkampf würden auch zu Lasten der CSU gehen. Dobrindt scheint das nicht klar zu sein. Und so macht er mit seinen Äußerungen im Interesse einer Landtagswahl in neun Monaten die schwierige Situation in der Bundespolitik noch komplizierter. Also sollte für Dobrindt und sonstige CSU-Großmäuler gerade ganz besonders gelten: bis zu den Koalitionsgesprächen einfach mal geduldig abwarten und still sein.
