Wie schwierig wird die Versorgung Deutschlands mit Gas? Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck macht ein großes Versprechen – und hofft auf die Verbraucher.
Die Bundesregierung wird nach Worten von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Gasversorgung in Deutschland mit allen Mitteln sicherstellen. Angesprochen auf einen möglichen Zusammenbruch des Marktes, sagte Habeck am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Markus Lanz", das werde nicht passieren. "Das ist jetzt dieser Moment von 'Whatever it takes', es wird nicht passieren", sagte er in Anlehnung an Äußerungen des ehemaligen Chefs der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi. Der Italiener hatte mit diesem "Was auch immer notwendig ist" einst die Rettung des Euro versprochen.
Mit Blick auf einen drohenden Totalausfall russischer Gaslieferungen betonte Habeck: "Wir sind nicht nur passiv. Wir müssen nicht staunend daneben stehen, was da passiert." Es sei schließlich auch gelungen, trotz um 60 Prozent abgesenkter Gaslieferungen die Versorgungssicherheit in Deutschland aufrechtzuerhalten. Allerdings müssten sich die Bürger auf einen teuren Winter einstellen. Die Preiserhöhungen im Herbst und Winter 2022/23 würden pro Haushalt "im vierstelligen Bereich liegen. Und das kann dann eben auch mal ein Monatseinkommen für eine Familie sein." Sparen bleibt nach Ansicht des Grünen-Politikers daher das Gebot der Stunde.
Eiskalt erwischt?
Gas sparen, Kohlekraftwerke hochfahren, neue Partner suchen: So reagieren Europäer auf die gedrosselten Gaslieferungen aus Russland
Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Kaftwerke erleben wegen des Krieges in der Ukraine eine Konjunktur – auch wenn sie in der Kritik stehen. Laut Bundesnetzagentur ist die Versorgungslage in Deutschland aktuell "angespannt". Zwar seien die Gasspeicher zu 56,7 Prozent gefüllt und die Versorungslage damit stabil, aber sollten die Gaslieferungen weiter gekürzt werden oder ganz ausbleiben, rechnen Experten der Verbraucherzentrale mit steigenden Preisen um das Drei- bis Vierfache. Zuletzt hatte Gazprom die Gasflüsse durch die Pipeline Nord Stream 1 um 40 Prozent gedrosselt. Die Bundesregierung sieht sich deshalb genötigt, stillgelegte Kohle- und Atomkraftwerke wieder zum Laufen zu bringen, um den Strombedarf weiter zu decken. Am geplanten Kohleausstieg bis 2030 hält die Bundesregierung aber fest und bestellt deshalb Flüssiggas aus dem Ausland. Die dafür notwendigen LNG-Terminals müssen aber erst noch ausgebaut werden. Gleichzeitig rufen führende Politiker die Bevölkerung schon jetzt zum Energiesparen auf.
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Um angesichts der Drosselung russischer Lieferungen Gas einzusparen, soll auch weniger Gas zur Stromproduktion genutzt werden – stattdessen sollen wieder mehr Kohlekraftwerke zum Einsatz kommen. Der Bundestag will dazu voraussichtlich am späten Donnerstagabend über entsprechende Gesetzesänderungen abstimmen.