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CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer AKK feiert allein ihre CDU für den Sieg in Görlitz - und verdrängt völlig die politische Realität

Reflexhaft heftete CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer den Sieg der Union bei der Bürgermeisterwahl in Görlitz ans eigene Revers. Doch sie musste zurückrudern. Einen klareren Blick auf die politische Realität zeigte eine CDU-Stadträtin aus Bautzen.

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat mit einer Twitter-Botschaft zum Sieg des CDU-Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl in Görlitz Verärgerung hervorgerufen. Der Sieg des Christdemokraten Octavian Ursu gegen den AfD-Kandidaten Sebastian Wippel zeige, dass die CDU "die bürgerliche Kraft gegen die AfD" sei, schrieb Kramp-Karrenbauer triumphierend am Sonntagabend. Kritiker warfen ihr daraufhin vor, die wichtige Rolle der überparteilichen Unterstützer zu unterschlagen, die sich für Ursus Wahl eingesetzt hatten.

Dass der CDU-Sieg bei der Bürgermeister-Stichwahl nur dank des Aufrufs anderer Kandidaten und Parteien möglich war, wollte auch die CDU-Chefin letztlich nicht verhehlen und ruderte zurück. Offenbar in Reaktion auf die Kritik veröffentlichte Kramp-Karrenbauer am späten Abend einen zweiten Tweet. "Natürlich ist der Sieg von Octavian Ursu der Sieg eines breiten Bündnisses, für das ich dankbar bin", schrieb sie.

AKK - die "Enttäuschung des Tages"

Sachsens SPD-Chef Martin Dulig hatte Kramp-Karrenbauer zuvor kritisiert. Auf Twitter schrieb er: "Es als CDU-Erfolg darzustellen, zeigt, dass Sie nicht verstanden haben, was hier in Sachsen passiert", schrieb er. "Das war ein gemeinsamer Erfolg vieler." Der Linken-Bundestagsabgeordnete Niemsa Movassat schrieb: "Der Anstand würde gebieten, auch den politischen Konkurrenten zu danken, die zur Wahl des CDU-Kandidaten aufgerufen haben, um den AfDler zu verhindern." Grünen-Politikerin Renate Künast bezeichnete den Jubeltweet Kramp-Karrenbauers via Twitter als "Enttäuschung des Tages".

AKK: "Bedanke mich für dieses Bündnis" in Görlitz

Im "Morgenmagazin" des ZDF äußerte sich Kramp-Karrenbauer am Montag noch einmal zu dem Thema. "Ich bedanke mich für dieses Bündnis, weil uns das Ziel geeint hat, dass die AfD nicht in Verantwortung kommt", sagte sie. Die Wahl in Görlitz habe gezeigt, dass es eine "Alternative zur AfD" gebe - nämlich "gute, aus der demokratischen Mitte heraus geführte Politik".

Dass nicht alle in der CDU den Blick auf die politischen Gegebenheiten verloren haben, verdeutlichte die CDU-Stadträtin Elisabeth Hauswald aus Bautzen. "#wirsindmehr hat sich heute gezeigt", twitterte sie. "Wir sollten das Geschenk aller Wählerstimmen mit Dankbarkeit annehmen und auch in Zukunft daran denken, wenn  die Grünen oder die Linke deshalb einmal unsere Unterstützung benötigen."

Nur Bündnis verhindert ersten AfD-Bürgermeister

Die Bürgermeisterwahl im ostsächsischen Görlitz hatte bundesweit Aufmerksamkeit erregt, da erstmals ein AfD-Politiker ein verantwortliches Amt hätte einnehmen können. CDU-Kandidat Ursu gewann die Stichwahl mit 55,2 Prozent der Stimmen, AfD-Mann Sebastian Wippel erhielt 44,8 Prozent. Im ersten Wahlgang Ende Mai hatte Wippel (36,4) deutlich vor Ursu (30) gelegen. Die unterlegenen Kandidaten der Grünen und der Linken hatten danach dazu aufgerufen, Ursu zu unterstützen.

Die AfD feierte nach der Wahl das starke Ergebnis ihres Kandidaten Wippel. Der gab sich als guter, aber auch selbstbewusster Verlierer. "Octavian Ursu gratuliere ich zur Wahl", twitterte Wippel, "und hoffe, dass er mit unserer Statdratsfraktion zusammenarbeitet."

dho mit AFP

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