Berliner Charité Klimaaktivist meldet sich nach Hungerstreik von der Intensivstation: "Mein Herz schlägt sehr langsam"

Jacob Heinze, Klimaaktivist und Hungerstreikender, blickt nach 23 Tagen ohne Nahrung erschöpft in die Kamera.
Hungerstreik in Berlin: "Gespräch mit Olaf Scholz war sehr erschütternd"
Sehen Sie im Video: Hungerstreik geht in die entscheidende Phase – stern-Reporter berichtet aus Berliner Protestcamp.


Hinweis der Redaktion: Am Mittwoch, 22. September 2021, haben viele der Aktivisten ihren Hungerstreik beendet. Zwei Aktivisten wollen den Streik fortsetzen und ihn sogar mit einem zusätzlichen "Durststreik" verschärfen.
Nach fast einem Monat haben auch die letzten Klimaaktivist:innen ihren Hungerstreik beendet. Einer von ihnen musste danach auf die Intensivstation – er hatte zuletzt auch die Flüssigkeitsaufnahme verweigert.

27 Tage lang hatte Henning Jeschke keine feste Nahrung zu sich genommen: Der 21-Jährige befand sich vor der Bundestagswahl im Hungerstreik für das Klima. Gemeinsam mit weiteren Klimaaktivist:innen wollte Jeschke mit diesem drastischen Mittel auf die Klimakrise aufmerksam machen und ein Gespräch mit den Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) sowie der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock erreichen. Die letzten sieben Stunden hatte er zudem keine Flüssigkeit mehr zu sich genommen.

Am Samstag hatte sich Olaf Scholz zu einem Gespräch bereit erklärt, daraufhin brach Jeschke seinen Hunger- und Durststreik ab und musste ins Krankenhaus. "Ein lebensbedrohlich niedriger Puls hatte den Ärzten Sorge bereitet, weswegen er nach dem Telefonat mit Olaf Scholz und der Beendigung des Durststreiks umgehend die Notaufnahme der Charité Berlin aufsuchte", teilte die Organisation "Hungerstreik der letzten Generation" mit. Jeschke kam auf die Intensivstation, wurde mittlerweile aber auf die kardiologische Station verlegt.

Olaf Scholz erklärt sich zum Gespräch bereit

Über Twitter meldete sich der Aktivist am Dienstag selbst aus dem Krankenhaus. "Mein Herz schlägt sehr langsam – wegen heruntergefahrenem Kreislauf. Aber es schlägt, rhythmisch und mit jedem Aufbautag wieder schneller", berichtete er. "Es ist krass was für drastische Mittel notwendig sind, damit Politiker:innen auch nur ein kleines Stück von dem mörderischen Kurs abweichen auf dem wir uns gerade befinden", sagte Jeschke nach dem Ende seines trockenen Hungerstreiks. Seinen Namen auf Twitter hat er übrigens seither um den Zusatz "isst wieder" ergänzt.

Klimaaktivisten Henning Jeschke und Lea Bonasera im Hungerstreik
Die Klimaaktivist:innen Henning Jeschke und Lea Bonasera im Hungerstreik
© Jörg Carstensen / DPA

Insgesamt hatten sich sechs Aktivist:innen an dem Hungerstreik vor dem Kanzleramt beteiligt. Während die anderen den Hungerstreik inzwischen abgebrochen hatten, hatten Jeschke und eine weitere Klimaaktivistin am Samstag angekündigt, auch keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen zu wollen, bis einer der Kandidaten ein Gespräch zusage. Am Samstag um 17.50 Uhr klingelte dann das Telefon, Scholz erklärte sich zu einem öffentlichen Gespräch über die Klimakrise innerhalb der nächsten vier Wochen bereit.

"Ich bin froh, dass die Streikenden abbrechen und wieder trinken und essen", twitterte Scholz. "Das Leben geht vor. Ich stehe zu meinem Gesprächsangebot nach der Wahl, daran werde ich mich halten." Annalena Baerbock hatte bereits am Donnerstag mit den Aktivist:innen, die ihren Hungerstreik beendet hatten, gesprochen.

epp