Lokführer-Streik Pendlern in NRW droht langes Warten

Die Warnstreiks der Lokomotivführer beginnt heute (Montag) in Nordrhein-Westfalen. Vermutlich wird die Arbeitsniederlegung sich auch auf den Zugverkehr anderer Bundesländer auswirken.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) startet ihre Warnstreiks am Montagmorgen in Nordrhein-Westfalen. Das habe der Bundesvorstand beschlossen, sagte GDL-Sprecher Stefan Mousiol am Samstag in Frankfurt der dpa. Die Warnstreiks hätten vermutlich Auswirkungen auf andere Bundesländer. Sie konzentrieren sich laut GDL auf den Berufsverkehr am frühen Morgen. Auswirkungen seien vermutlich den ganzen Tag über zu spüren, sagte der Sprecher.

Die Bahn rüstete sich sicherheitshalber schon mal für den Ernstfall: Um die Auswirkungen für die Reisenden so gering wie möglich zu halten, will sie mehrere Hundert zusätzliche Mitarbeiter einsetzen. Über die Warnstreiks informiert sie auch im Internet und über kostenlose Servicenummern.

In der "Bild am Sonntag" kündigte die GDL an, der erste Arbeitskampf werde nicht länger als drei Stunden dauern. Es werde "aber eine sehr wirksame Aktion sein", sagte Gewerkschaftschef Claus Weselsky. Zugleich drohte er mit einer Ausweitung des Arbeitskampfes zum flächendeckenden Streik. Kritik von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) an den Streikmaßnahmen verbat sich Weselsky: "Ich erwarte vom Minister, dass er sich nicht in Tarifverhandlungen einmischt." Ramsauer hatte die Lokführer ermahnt, Pendler dürften nicht als Geiseln herhalten.

Die GDL fordert einen einheitlichen Flächentarifvertrag für alle 26 000 Lokführer im Nah-, Fern- und Güterverkehr. Informationen, wonach der Warnstreik am Montagmorgen in Nordrhein-Westfalen beginnen sollte, konnte die Nachrichtenagentur dpa auch am Sonntag nicht verifizieren. Die GDL hatte dazu am Samstag betont, es gebe keine Erklärung zu Warnstreiks in NRW.

Die Bahn hielt der GDL unterdessen vor, das Unternehmen ohne erkennbaren Grund mit Warnstreiks zu überziehen. In einem "Spiegel-Online"-Interview kritisierte Personalchef Ulrich Weber die geplanten Aktionen als "willkürlich, unsachlich und wenig seriös". An eine Lösung in letzter Minute glaube er nicht. "Ich könnte mich auf den Kopf stellen und würde Warnstreiks nicht verhindern", sagte Weber. Seine Hoffnung sei, "dass wir uns nach möglichen Warnstreiks Ende der nächsten Woche endlich wieder zu Verhandlungen zusammenfinden". In der vergangenen Woche hatte die Bahn die Gewerkschaft wiederholt zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert.

Die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG warnte die Bahn davor, den GDL-Forderungen nachzugeben. "Wenn die Arbeitgeber der GDL einen besseren Abschluss als mit uns zugestehen, wird das weitreichende Konsequenzen haben", drohte der Vorsitzende der größten Bahngewerkschaft, Alexander Kirchner, im "Tagesspiegel am Sonntag". Dann werde man Nachverhandlungen fordern und gleiche Bedingungen verlangen. Mit der EVG und den sechs großen regionalen Schienenunternehmen hatte sich die Bahn bereits am 17. Januar auf einen Branchentarifvertrag geeinigt. Die GDL wollte sich dem nicht anschließen.

Für den Streikfall hat die Bahn seit Samstag eine kostenlose Hotline geschaltet. Unter der Rufnummer 08000/996633 können sich Fahrgäste über die konkreten Auswirkungen der Aktionen informieren. Kunden im Ausland erhalten Informationen unter 0049/1805 334444 Details sind auch im Internet zu erfahren. Außerdem kündigte die Bahn an, Kunden ihre Fahrkarten zu erstatten, die wegen streikbedingter Zugausfälle, Verspätungen oder Anschlussproblemen ihre Reise nicht antreten können.

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mm/DPA