Weihnachten. Für die meisten Menschen bedeutet das, ein paar möglichst entspannte Tage im Kreis der Familie zu verbringen. Vielleicht ein Gottesdienst-Besuch an Heiligabend und dann zusehen, dass kein Streit ausbricht. Ulf Poschardt, Chefredakteur der "Welt", scheint da zumindest dieses Weihnachten andere Ziele verfolgt zu haben. Auf Twitter empörte er sich in der Nacht zum ersten Weihnachtstag: "Wer soll eigentlich noch freiwillig in eine Christmette gehen, wenn er am Ende der Predigt denkt, er hat einen Abend bei den #Jusos bzw. der Grünen Jugend verbracht?"
Die Diskussionen ließen nicht lange auf sich warten. Der Hashtag #PoschardtEvangelium trendete mehrere Tage. Neben vielen "normalen" Twitter-Usern, äußerte sich auch die Bundesvorsitzende der Grünen, Simone Peter: "Dann sollte ich tatsächlich mal wieder in eine Christmette gehen. Hört sich gut an", schrieb Peter. "Und Einmischung brauchen wir mehr denn je bei Ungleichheit, Abschottung, Klimakrise."
Und auch der Grünen-Politiker Jürgen Trittin meldete sich zu Wort. Er kommentierte einen Tweet seines Parteifreundes Konstantin von Notz, der eine leere Weihnachtskrippe gepostet und sie kommentiert hatte: "Jetzt ganz neu: Die #AfDKrippe - ohne Juden, ohne Araber, ohne Afrikaner und ohne Flüchtlinge!"
Angesichts des "Christmette"-Tweets von Poschardt dachte Trittin laut darüber nach, diese "AfD-Krippe" dem "Welt"-Chefredakteur zu schenken.
Julia Klöckner sieht es ähnlich wie Ulf Poschardt
Beistand bekommt Poschardt von der stellvertretenden CDU-Vorsitzende Julia Klöckner: Sie hat eine Politisierung der Kirchen kritisiert. "Es kommt vor, dass aus manchen Kirchenkreisen mehr zum Thema Windenergie und grüne Gentechnik zu hören ist, als über verfolgte Christen, über die Glaubensbotschaft oder gegen aktive Sterbehilfe", sagte Klöckner der "Bild"-Zeitung. Zwar fordere die christliche Botschaft "gesellschaftspolitische Haltung", es sei aber wichtig, "dass Kirchen nicht parteipolitische Programme übernehmen. Die Bibel ist umgekehrt auch kein Wahlprogramm für uns Politiker, sondern kann ein guter persönlicher Kompass sein".
Zumindest auf Twitter war also von friedlicher Weihnacht keine Spur.
