22. März 1933
In Dachau entsteht das erste Konzentrationslager für NS-Gegner und Juden.
1. April 1933
Erster Boykott gegen jüdische Geschäfte im Deutschen Reich.
15. September 1935
Die "Nürnberger Gesetze" machen Juden zu Bürgern zweiter Klasse. Ehen mit Deutschen sind ihnen künftig verboten.
Juni 1938
Tausende von Sinti und Roma werden in KZs eingesperrt.
26. August 1938
Nach dem "Anschluss" Österreichs forciert die SS die Auswanderung von Juden über eine Zentralstelle in Wien.
9. November 1938
Mit der "Kristallnacht", die dem Mordanschlag eines Juden auf einen deutschen Diplomaten in Paris folgt, ziehen die Nazis einen Pogrom auf: 91 Juden werden ermordet, 30000 inhaftiert, unzählige Synagogen, Geschäfte und Wohnungen zerstört.
12. November 1938
Berlin beschließt, Juden aus dem Wirtschaftsleben zu verdrängen.
24. Januar 1939
Gründung der "Reichszentrale für jüdische Auswanderung" unter Heydrich.
30. Januar 1939
Im Reichstag droht Hitler für den Fall eines neuen Weltkriegs mit der "Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa".
1. September 1939
Der deutsche Überfall auf Polen löst den Zweiten Weltkrieg aus. SS-Einsatzgruppen exekutieren bis Mai 1940 hinter der Front über 60000 Polen und Juden.
21. September 1939
Heydrich lässt alle Juden Polens in städtische Gettos zwingen und deutet ein geheimes "Endziel" an.
27. September 1939
Zusammenlegung von Staatschutz (Gestapo) und Sicherheitsdienst der SS im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) unter Heydrich.
Oktober 1939
Hitler genehmigt schriftlich den Massenmord an geistig Behinderten. Bis Mitte 1941 fallen der "Euthanasie" 70000 Kranke zum Opfer. Ab Januar 1940 werden dabei erstmals Gaswagen eingesetzt.
12. Oktober 1939
Deutschland annektiert Teile Westpolens und bildet im Restgebiet das Generalgouvernement (GG), in das Juden, Polen und Zigeuner deportiert werden.
18. Oktober 1939
Juden aus Österreich und Böhmen treffen in Nisko am San ein, um dort ein "Judenreservat" aufzubauen. Dieser Plan des RSHA wird bald als erfolglos aufgegeben.
23. November 1939
Alle Juden im GG müssen den "Gelben Stern" an der Kleidung tragen.
Februar 1940
Deportation von Juden aus dem "Altreich" ins GG beginnt in Stettin.
24. März 1940
Göring ordnet einen vorübergehenden Stopp der Judendeportationen nach Polen wegen überfüllter Gettos an.
27. April 1940
Himmler befiehlt den Bau eines KZ in Auschwitz.
15. August 1940
Adolf Eichmann vom RSHA legt einen Plan vor, alle europäischen Juden nach Madagaskar zu verschiffen. Er wird Anfang 1942 als undurchführbar aufgegeben.
12. Oktober 1940
Schaffung des Warschauer Gettos. Es wird am 15. November abgeriegelt.
1. März 1941
Himmler besucht Auschwitz und befiehlt den Bau des Großlagers Birkenau, das ein Jahr später eröffnet wird.
26. März 1941
Heydrich berichtet Göring über seine Pläne zur "Lösung der Judenfrage", die auch Hitler genehmigt.
20. Mai 1941
In einer RSHA-Weisung ist von der "unmittelbar bevorstehenden Endlösung" die Rede.
22. Juni 1941
Mit dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion beginnen Massenexekutionen an Juden durch Einsatzkommandos unter Befehl Heydrichs. Ab August werden auch Frauen und Kinder erschossen. Im Sommer und Herbst kommt es zu Massakern an Hunderttausenden von Juden, so in Wilna, Kaunas, Kamenez-Podolsk, Lwow und Witebsk. Die Einsatzgruppe D ermordet bis Ende August allein in Bessarabien über 160000 Menschen.
2. Juli 1941
Heydrich gibt detaillierte Befehle zur Ermordung von Juden und kommunistischen Funktionären in der UdSSR.
15. Juli 1941
Himmler lässt den "Generalplan Ost" für massive Bevölkerungsverschiebungen zugunsten einer deutschen Besiedlung der eroberten Gebiete erstellen.
31. Juli 1941
Göring beauftragt Heydrich mit Vorbereitungen zur "Gesamtlösung der Judenfrage im deutschen Einflussgebiet in Europa".
1. September 1941
Judenstern im Deutschen Reich eingeführt.
3. September 1941
Erste Massentötung mit dem Gas Zyklon B an 900 russischen Kriegsgefangenen im KZ Auschwitz.
18. September 1941
Himmler berichtet, Hitler wolle bis Ende 1941 alle verbliebenen Juden aus dem "Altreich" nach Osten abschieben.
29./30. September 1941
In der Schlucht von Baby Jar erschießt ein deutsches Einsatzkommando über 33000 Kiewer Juden.
12. Oktober 1941
Beim "Blutsonntag von Stanislau" in Ostgalizien werden 12000 Juden erschossen.
13. Oktober 1941
Himmler beauftragt den SS-Offizier Odilo Globocnik mit dem Aufbau von Vernichtungslagern im GG.
1. November
Baubeginn des Lagers Belzec.
15. Oktober 1941
Mit 20000 Juden aus dem Reichsgebiet beginn der große "Abschub" nach Osten. Weitere 35000 folgen im November.
23. Oktober 1941
Ausreiseverbot für alle Juden im gesamten deutschen Machtbereich.
25. Oktober 1941
Eichmann genehmigt den Einsatz mobiler Gaswagen zu Mordaktionen im Osten. Ab November erhalten Einsatzgruppen in Russland Gaswagen, zuerst in Minsk.
29./30. November 1941
14000 einheimische und 1000 Berliner Juden werden im Rumbula-Wald bei Riga erschossen.
8. Dezember 1941
Zum erstenmal werden im Lager Chelmno (Kulmhof) in Polen Gaswagen eingesetzt, die von Experten des "Euthanisie"-Programms betrieben werden. Sie töten 152000 Juden und Zigeuner.
12. Dezember 1941
Nach der Kriegserklärung an die USA betont Hitler seinen Willen zur "Vernichtung des Judentums". Vier Tage später spricht Generalgouverneur Hans Frank von der geplanten Ausrottung von 3,5 Millionen Juden im GG.
20. Januar 1942
Auf der Wannsee-Konferenz stimmt Heydrich mit den Ressorts seine Pläne zur "Endlösung" durch Vernichtung von bis zu elf Millionen europäischen Juden ab. Neben der physischen Vernichtung befürwortet er den allmählichen Tod durch Zwangsarbeit.
20. Februar 1942
Die Vierjahresplan-be-hör-de Görings stellt fest, dass seit Beginn des Russland-Feldzugs 2,5 Millionen von 3,9 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen gestorben sind. Sie wurden Opfer eines geplanten Massenmords durch Hunger, Krankheit und Kälte.
6. März 1942
Eichmann kündigte die dritte Welle der Deportationen aus dem Reich (55000 Juden) an. Am 17. März hält der erste Deportationszug im Vernichtungslager Belzec.
1. Mai 1942
Heydrich genehmigt nachträglich den Mord an 100000 Juden im Warthegau.
Anfang Mai 1942
Nach einem Besuch Heydrichs in Minsk werden die "Judenaktionen" in Weißrussland intensiviert. Bis August sind 55000 Menschen tot. Außerdem kommen im Lager Maly Trostinez im Mai 26000 deutsche Juden ums Leben.
4.-15. Mai 1942
In Chelmno werden 11000 im Herbst nach Lodz deportierte Juden vergast. Im Mai sterben Zehntausende polnischer Juden in den Gasanlagen von Belzec und Sobibor.
5. Mai 1942
Erstmals werden in Auschwitz-Birkenau alle Juden eines Bahntransports aus Ostoberschlesien sofort vergast.
10. Juni 1942
Als Vergeltung für den Mord an Heydrich macht die SS den tschechischen Ort Lidice dem Erdboden gleich, tötet alle Männer und verschleppt Frauen und Kinder.
4. Juli 1942
Beginn der Selektion von Juden bei der Ankunft auf der Rampe von Birkenau. Damit läuft der industriemässig organisierte Massenmord in Gaskammern an, der bis 1944 etwa 1,1 Millionen Menschenleben vernichtet.
Juli bis Oktober 1942
Die Maschinerie in den Todeslagern im Osten läuft nun auf vollen Touren: In Treblinka sterben 280000 Juden, in Sobibor 250000, in Belzec über 100000. Der Völkermord erhält zu Ehren Heydrichs den Tarnnamen "Aktion Reinhard".
17. Juli 1942
Himmler beobachtet eine Vergasung in Birkenau und befiehlt danach die Vernichtung aller Juden im GG bis zum Jahresende. Es sind bis dahin 1,2 Millionen.
24. September 1942
Außenminister Ribbentrop ordnet an, die Judenevakuierung aus Südosteuropa zu beschleunigen.
28. Oktober 1942
Erstmals werden Juden aus dem "Musterlager" Theresienstadt in Böhmen nach Auschwitz deportiert und dort vergast.
29. Dezember 1942
Himmler meldet Hitler, bei der "Bandenbekämpfung" im Osten seien von August bis November 362 000 Juden exekutiert worden.
Januar 1943
Eine neue Mordwelle beginnt mit der Vernichtung von 10000 Bewohnern des Gettos in Lwow (Lemberg).
2. Februar 1943
Mit der Niederlage in Stalingrad endet die Hoffnung der Nazis, die Juden "hinter den Ural" abzuschieben.
Februar/März 1943
Erste Deportationen von Juden aus Nordgriechenland nach Auschwitz.
19. April 1943
Statistiker Richard Korherr berichtet, die Zahl der Juden im erweiterten Reichsgebiet habe sich von 1933 bis 1943 "um 3,1 Millionen Köpfe vermindert".
16. Mai 1943
In vierwöchigen Kämpfen hat die SS den jüdischen Aufstand im Warschauer Getto niedergeschlagen. Die 56000 Überlebenden werden nach Treblinka gebracht.
19. Mai 1943
Berlin gilt als "judenfrei".
21. Juni 1943
Himmler befiehlt Auflösung der Gettos im Baltikum und in Weißrussland; ihre Bewohner kommen in Vernichtungslager.
6. Oktober 1943
In einer Rede vor SS-Leuten in Posen nennt Himmler die "Ausrottung" der Juden eine stolze Aufgabe des NS-Staats.
19. Oktober 1943
Die "Aktion Reinhard", die seit 1942 fast zwei Millionen Menschen vernichtet hat, wird formell abgeschlossen. Bis Ende November werden die drei Vernichtungslager der "Aktion" (Belzec, Sobibor und Treblinka) aufgelöst.
3. November 1943
Die verbliebenen Juden im Bezirk Lublin werden in der "Aktion Erntefest" liquidiert.
27. April 1944
Beginn der Deportation von 380000 ungarischen Juden. Davon werden etwa eine Viertelmillion in Auschwitz vergast.
23. Juli 1944
Die Rote Armee befreit als erstes Vernichtungslager in Polen Majdanek.
Oktober 1944
Die von Himmler befohlene "Aktion 1005", die durch Enterdung und Verbrennung Hunderttausender Leichen die Spuren des Genozids verwischen soll, endet.
2. November 1944
Himmer befiehlt das Ende der Vergasungen in den KZ; Erschießungen gehen aber weiter.
25. Januar 1945
Bei der Evakuierung des KZ Stutthof vor der nahenden Sowjet-Armee stirbt die Hälfte der 50000 Häftlinge.
27. Januar 1945
Sowjetische Truppen erreichen das KZ Auschwitz-Birkenau, wo sie nur noch 7000 Überlebende antreffen. 66000 wurden vorher in "Todesmärschen" evakuiert.
30. April 1945
Die US-Armee befreit Dachau. Hitler begeht in Berlin Selbstmord.