Die Regierung der Vereinigten Staaten ruft US-Staatsbürgerinnen und -bürger ein weiteres Mal unmissverständlich auf, Russland sofort zu verlassen. Die Anwesenheit von US-Amerikanern in Russland sei zutiefst besorgniserregend, sagte jüngst der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby.
Hintergrund ist die offenbar willkürliche Festnahme des "Wall Street Journal"-Journalisten Evan Gershkovich durch russische Behörden (der stern berichtete). Sie werfen ihm Spionage für die USA vor. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft. Die Zeitung und die US-Regierung wiesen die Vorwürfe zurück. "Wir verurteilen auch die fortgesetzte Verfolgung und Unterdrückung von Journalisten und der Pressefreiheit durch die russische Regierung", teilte das Weiße Haus mit. US-Präsident Joe Biden wandte sich direkt an den Kremls: "Lasst ihn frei!"
"Unverzüglich" aus Russland ausreisen
"Reisen Sie wegen der unvorhersehbaren Folgen des Angriffs auf die Ukraine nicht nach Russland", warnt das U.S. State Department US-Amerikanerinnen und Amerikaner. Es bestehe das "Risiko unrechtmäßiger Festnahmen". Überdies sei die Möglichkeit der US-Botschaft, Bürgerinnen und Bürgern zu helfen, stark eingeschränkt. Wer in Russland lebe oder reise, solle "unverzüglich ausreisen".
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Auch das Auswärtige Amt (AA) in Berlin hat die Lage in Russland für deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger kontinuierlich im Blick. Die Reise- und Sicherheitshinweise für das Land wurden am Freitag zuletzt aktualisiert. Es gilt der eindeutige Hinweis: "Von Reisen in die Russische Föderation wird abgeraten." Es bestehe "die Gefahr willkürlicher Festnahmen."
"Wenn Sie sich derzeit in der Russischen Föderation aufhalten, prüfen Sie, ob Ihre Anwesenheit zwingend erforderlich ist. Falls nicht, erwägen Sie eine Ausreise", empfiehlt das AA. Für die an die Ukraine angrenzenden Regionen Russlands gilt darüber hinaus eine offizielle Reisewarnung. Auch das Auswärtige Amt spricht von einem eingeschränkten konsularischen Schutz für deutsche Staatsangehörige in Russland.
Reisende stoßen in Russland auf große Hürden
Wer dennoch unbedingt nach Russland reisen will oder muss, hat sich dem AA zufolge auf zahlreiche Schwierigkeiten einzustellen. Das beginne schon bei der Einreise. Züge und Fähren fahren nicht und auch Direktflüge aus Deutschland gibt es nicht mehr. Viele russische Flughäfen sind geschlossen.
Im Land lauern demnach weitere Hürden, die auch in den Sanktionen gegen Russland begründet sind: Deutsche Kreditkarten funktionieren nicht, auch das Abheben von Bargeld an Geldautomaten ist nicht möglich, gleiches gilt für Überweisungen aus der EU.
Hinzu kommt die angespannte Sicherheitslage in Teilen Russlands. In mehreren Regionen an der Grenze zur Ukraine haben die Behörden den Notstand ausgerufen, daneben herrscht dem AA zufolge ein allgegenwärtiges Terrorrisiko, jedoch auch die Gefahr, Opfer von Alltagskriminalität zu werden: Taschendiebstahl, Betrug, Überfälle.
Klar ist auch: In Russland sollten sich Reisende Kommentare zur Politik Putins verkneifen: "Sowohl private als auch geschäftliche kritische Äußerungen zu aktuellen politischen Entwicklungen in allen sozialen Medien können mit unberechenbaren persönlichen Risiken verbunden sein. Es wird zu äußerster Zurückhaltung geraten."
Quellen: U.S. State Department, Auswärtiges Amt, Nachrichtenagentur DPA