Erst am 5. September hatte die Billigfluggesellschaft Primera Air ihre hochfliegenden Pläne für den deutschen Markt verkündet: "Neue Woche, neue Ziele: Unsere Flüge von Frankfurt werden im Sommer 2019 starten. Direktflüge nach New York (JFK), Boston, Toronto und Montreal", hieß in einer großspurigen Ankündigung von Primera Air auf Twitter.
Doch jetzt dürfte es nur bei dem Tweet bleiben. Keine Boeing 737 Max 9 wird in der kommenden Saison zum Start rollen und in Konkurrenz zur Lufthansa und weiteren US-Airlines über den Atlantik jetten.
Insolvenz 1: Primera Air
Die Unternehmen Primera Air Nordic und Primera Air Scandinavia sind pleite und stellten am 2. Oktober ihren Flugbetrieb ein. "Wir hatten keine andere Wahl, als uns für insolvent zu erklären", teilte der Fluggesellschaft mit. Die Verhandlungen mit der Hausbank seien gescheitert.
Primera Air war 2003 gegründet worden und warb mit dem Slogan "Besser fliegen, mit Primera fliegen". Mit einer Flotte von zuletzt neun Flugzeugen ging es unter anderem von Paris auch in die USA zu Preisen ab 99 Euro.
Angeblich kam es bei der Lieferung von neuen Maschinen zu Verzögerungen. Daher mussten für teures Geld Fremdflugzeuge geleast werden. Die Geschäftsführung spricht von einem zusätzlichen Finanzierungsbedarf in Höhe von 20 Millionen Euro. Diese Summe habe der Airlines das Genick gebrochen.
Insolvenz 2 : Azur Air Deutschland
Primera ist nicht die erste Airline, die gerade Insolvenz anmelden musste. Eine Woche zuvor stellte Azur Air Deutschland ihren Betrieb ein und kündigte allen Mitarbeitern. Im Sommer 2017 hatte die Charterlinie ihre Flüge ab Deutschland für den Hauptkunden Anex Tour begonnen. Allerdings waren die Langstreckenpläne früh aufs Eis gelegt worden. Im Laufe dieses Jahres war der Ferienflieger durch erhebliche Flugverschiebungen aufgefallen.
Nach Angaben des Portals EU-Claim waren über acht Prozent der Flüge verspätet: In 57 Fällen konnte die Airline für Entschädigungszahlungen haftbar gemacht werden. "Den Berechnungen nach ergibt das eine gesamte, maximale Entschädigungssumme von rund 3,59 Millionen Euro für betroffene Passagiere", schreibt die Website Airliners.de.
Insolvenz 3: Small Planet
Auch die Performance des deutschen Ablegers von Small Planet aus Litauen ließ in diesem Sommer zu wünschen übrig. Hunderte von Urlaubern wurden erst mit mehrtägiger Verspätung transportiert. So hob ein Flug aus Ägypten nach Hamburg mit 50-stündiger Verspätung ab, ein anderer von der griechischen Insel Rhodos nach Paderborn mit 53-stündiger Verspätung.
Als Grund wurden technische Probleme angeführt, die den Flugplan durcheinanderwirbelten. Mitte September stellte Small Planet Deutschland beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung.
Insolvenz 4: VLM
Weniger im Feriengeschäft war die belgische VLM aktiv. Die Regionalfluggesellschaft, die einst auch den Bodensee-Airport Friedrichshafen mit Hamburg, Berlin und Düsseldorf verband, hatte erst im Juni Flüge nach Rostock angekündigt. Doch zum 31. August beschlossen die Aktionäre die Liquidation der Airline.
Insolvenz 5: Skywork Airlines
Fünfter im Bunde innerhalb von Airline-Pleiten in den letzten fünf Wochen sind Skywork Airlines. Mit dem Abendflug von Hamburg nach Bern ging am 29. August ein Kapitel der Schweizer Luftfahrt zu Ende. Die in Bern ansässige Regional-Airline war bereits vor einem Jahr finanziell ins Trudeln geraten, hatte noch ihre Flotte auf größere Flugzeuge umgestellt, von Dornier 228 auf Saab 2000.
Doch am Ende erwies sich das Defizit als ein Fass ohne Boden. Da 60 Prozent der Füge in Bern von Skywork durchgeführt werden, stoppte der Flughafen weitere Ausbaupläne.
Die Pleite-Monate
Airline-Pleiten ereignen sich leider meist in der Hauptsaison. Pech für die Kunden, gerade wenn die Flugzeuge gut gebucht sind.
Wir erinnern uns an das Beispiel von Air Berlin vor einem Jahr. In den Monaten August und September haben die Airlines durch die hohe Auslastung auch die höchsten Ausgaben, aber dann geht gerade der Cashflow zurück, weil weniger neue Buchungen eintreffen. Die Leute haben gerade erst Urlaub gemacht.
Airline-Start-ups haben am Markt kaum eine Chance, meint Aviation-Management-Professor Christoph Brützel von der Internationalen Hochschule Bad Honnef. Doch wer ist der nächste Wackelkandiat, der abstürzen könnte?
Dem Portal Airlines.de sagte er, dass die Ferienflieger Condor, Sun Express oder Tuifly durch deren Konzernbindung nicht so leicht in Turbulenzen kämen. "Lauda Motion wäre sicherlich eine weitere Kandidatin", sagt Brützel. "Allerdings steht hier die finanziell äußerst starke Ryanair im Hintergrund."
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