Deutschland gegen Holland Nervenflattern vor dem ewig jungen Duell

Angespannte Stimmung im Lager der deutschen Nationalmannschaft: Noch ist die EM-Form nicht gefunden. Im Training hat Jogi Löw seine Stars angeblich aufgerüttelt.

Es wird ein heißes Duell: Wenn an diesem Abend im Metalist-Stadion im ukrainischen Charkow das 39. Duell zwischen Deutschland und Holland steigt (20.45 Uhr/live im stern.de-Ticker), werden trotz der Abendstunde nicht nur Temperaturen bis zu 30 Grad herrschen, sondern auch sportlich ist die Begegnung von besonderer Brisanz. Den Niederländern, vor dem EM-Turnier als einer der Top-Favoriten auf den Titel gehandelt, droht das vorzeitige Aus - ausgerechnet gegen den großen Nachbarn und Erzrivalen.

Trotz der viel besseren Ausgangslage durch den Sieg gegen Portugal sind die Nerven im deutschen Lager offenbar bis zum Zerreißen gespannt. Der Grund: Bundestrainer Jogi Löw sucht nach der zerstückelten Vorbereitung immer noch nach der EM-Form. Im Abschlusstraining gab es daher für die DFB-Stars einen Rüffel: "80 Prozent reichen nicht. So geht das nicht", wollen Kiebitze der "Bild"-Zeitung am Rande der Übungseinheit unter Ausschluss der Öffentlichkeit den Bundestrainer vernommen haben.

Endlich mal wieder das zweite Spiel gewinnen

Echte grundsätzliche Unzufriedenheit oder ein Aufrütteln vor dem wichtigen Spiel? In den vergangenen beiden großen Turnieren hat Deutschland jeweils sein zweites Spiel verloren und geriet dadurch im letzten Gruppenspiel unter Druck. Das soll diesmal vermieden werden, was allerdings besonders schwer wird. Anders als Kroatien (EM 2008) und Serbien (WM 2010) zählen die Niederländer trotz ihrer Niederlage gegen Dänemark zur absoluten Weltspitze. Der Bundestrainer warnte daher bereits vor der "Weltklasse-Offensive" der Holländer, "die uns alles abverlangen wird".

Hinzu wird die Hitze in Charkow kommen. Die DFB-Delegation, die im eher kühlen Danzig residiert, erlitt bei der Ankunft in der Ost-Ukraine am Dienstag bei 35 Grad einen regelrechten Hitzeschock. Löw betonte jedoch, dass für beide Mannschaften die Bedingungen gleich seien. Mannschaftsarzt Tim Meyer will im Tagesverlauf besonders darauf achten, dass die "erste Regel" von allen Spieler befolgt wird: Man müsse "den Flüssigkeitshaushalt im Gleichgewicht halten, also viel trinken", sagte der Internist. Das gelte auch während des Spiels. Die modernen Trikots würden zudem eine gute Schweißabgabe ermöglichen, was auch sehr helfe.

Ändert Löw die Aufstellung?

Bis zuletzt wird Löw wieder mit seiner Aufstellung pokern. Er wiederholte bei der abschließenden Pressekonferenz in Charkow noch einmal, dass der alte Leitspruch "Never change a winning team" für ihn "keinen Automatismus" darstelle. Trotzdem wird damit gerechnet, dass er die Siegerelf des ersten Spiels gegen Portugal aufbieten, also wieder mit dem trotz seines Siegtores kritisierten Mario Gomez im Sturm starten wird. Fraglich soll dagegen der Einsatz von Lukas Podolski und Thomas Müller sein. Die Außenspieler machen dem DFB-Coach angeblich zu wenig Druck. Das könnte die Chance für die auf einen Einsatz drängenden André Schürrle und Marco Reus sein, die allerdings deutlich weniger Erfahrung mitbringen.

Mit welcher Elf Löw auch immer in das ewig junge Duell gehen wird. In der Mannschaft herrscht trotz allem Zuversicht. "Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen können", sagte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger. "Wir wollen den zweiten Schritt tun."

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dho/DPA

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