Simon Sinek ist ein bekannter Autor und Berater großer Firmen. Er lehrte an der Columbia Universität und schreibt für die "Washington Post" und die "The New York Times". Sein Thema ist die Psychologie der Unternehmensführung. In einem 18-minütigen Monolog rechnet der Erfolgsautor mit den Millennials ab. Nachdem die TV-Sendung 'Millennials in the Workplace' (Millennials im Arbeitsleben) aus der Reihe "Inside Quest" auf Facebook geladen wurde, wurde sie weltweit geteilt und diskutiert. Für die Jüngeren ist seine Botschaft ein Schock, selten hat es so eine pointierte Bestandsaufnahme der Befindlichkeiten der Millennials gegeben – mit so deprimierenden Schlussfolgerungen für ihren wirtschaftlichen Erfolg.
Sineks Vortrag ist keine allumfassende Analyse. Ohnehin sind Psychogramme ganzer Generationen problematisch, auch 1968 war nicht jeder entweder Hippie oder Polit-Rebell. Dennoch erkennen sich viele in seinem Psychogramm einer soften Generation, die sich in einer harten Welt wiederfindet, wieder. Das ursprüngliche Video wurde über 500.000 Mal auf Facebook geteilt.
Laut Sinek ist die Elterngeneration der Babyboomer das Grundproblem der Millennials. Sie hätten ihre Kinder geliebt, aber in Watte gepackt. Während die Bedingungen in der Wirtschaft härter und lebensfeindlicher geworden sind, seien die Kinder so erzogen worden, als würde sie nach der Schule ein ewiger Streichelzoo erwarten.
Ein zerstörtes Selbstvertrauen
"Einer ganzen Generation wurde die ganze Zeit erzählt, wie besonders sie alle sind. Ihnen wurde eingeredet, sie könnten alles haben und alles erreichen, nur weil sie es wollten." Über die Schulzeit hinweg und auch noch während der Ausbildung ebneten Eltern und allzu wohlmeinende Lehrer den Weg. Aber wenn sie einen Job bekommen, würden sie in die "echte Welt" geworfen.
"In einer Sekunde lernen sie, dass sie nichts Besonderes sind. Ihre Mütter können ihnen keine Beförderung besorgen. Sie sehen, sie bekommen nichts geschenkt für ihr bloßes Dasein. Sie erhalten nichts, nur weil sie es gern hätten." In diesem kurzen Moment werde ihr ganzes Selbstbewusstsein zerstört. Das Ergebnis der kalten Dusche: "Wir haben eine ganze Generation mit einem geringerem Selbstvertrauen als die vorhergehenden Generationen." Das hört sich hart an. Dabei spricht Sinek nur über die Millennials, die es durch die Tür eines Unternehmens geschafft haben. Die wachsende Zahl an Uni-Absolventen in den USA, die einen Abschluss und gewaltige Studienschulden haben, aber nur einen Job an der Espressomaschine ergattern konnten, spricht er nicht einmal an.
Abhängig von Smartphone und Social Media
Neben den allzu netten Eltern haben die Millennials laut Sinek mit Smartphones und Social Media zu kämpfen. Folgt man ihm, führt der frühe Umgang mit Social Media zu einem bedenklichen Suchtverhalten kombiniert mit einer geringen Frustrationstoleranz. Klicks, Likes und Shares machen glücklich – so wie Essen, Alkohol oder Sex. Aber sie machen auch abhängig: "Darum zählen wir die Likes, darum gehen wir zehnmal zurück, um zu sehen, ob es mehr Interaktionen gibt. Wenn unser Instagram nachlässt, fragen wir uns, was wir falsch machen."
Glückskicks aus dem Smartphone seien auch nicht schlimmer als ein Glas Wein, auf die Dosis käme es an. Wer aber beim Essen mit Freunden mit einem Dritten chatte, wer morgens zuerst sein Handy checke, bevor er seinen Partner wahrnimmt, sei abhängig. "Und wie alle Süchte, wird das auf Dauer Beziehungen zerstören, Geld kosten und das Leben versauen."
Und was heißt das im Beruf? Wird im Geschäftsmeeting auf das Handy gestarrt, sendet das die Botschaft aus, dass die Realität und die echte Umgebung im Raum nicht so wichtig sind. In der Uni noch normal, ist das tödlich wenn Boss, Vorgesetzte oder Kunden mit am Tisch sitzen.
Keine Geduld für die Wirklichkeit
Zu diesem Elend – geringes Selbstvertrauen und Smartphone-Abhängigkeit – komme noch fehlende Geduld hinzu. Heutzutage könne man sehr viel sofort erreichen. Einkäufe, TV-Shows, Dates – alles kommt per Knopfdruck. Beruflicher Erfolg allerdings nicht.
Er kenne, sagt Sinek, wunderbare, idealistische junge Leute. Aber frage er sie nach ihrem Job müsse er häufig hören: "Das ist nichts für mich. Ich bewege nichts in der Firma." Nach nur drei Monaten Tätigkeit. "Sie stehen am Fuß des Berges und was sie sich unter "Ich will etwas bewegen" vorstellen, findet auf dem Gipfel statt. Aber den Berg dazwischen sehen sie nicht."
Das Ergebnis: Immer mehr Kids würden einfach aufgeben.
Die Wirtschaft macht die Millennials fertig
Die Umgebung in der freien Wirtschaft würde den jungen Leuten nicht helfen, da ist sich Sinek sicher. Firmen seien heute kein Ort, um Fähigkeiten zu erlernen, die man für ein glückliches und erfolgreiches Leben braucht. Im Gegenteil. Diese feindliche Umgebung bringe junge Leute nur dazu, den Fehler bei sich zu suchen. Der eigentliche Fehler sei : "Das absolute Fehlen von guter Führung in der heutigen Wirtschaftswelt."
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