Ende einer Männerfeindschaft Geheimtreffen – Schröder und Lafontaine suchen die Versöhnung

Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder
Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder
© Stern-Montage: Fotos: Picture Alliance/dpa
Es ist eine kleine Sensation: Mehr als 24 Jahre nach ihrem Zerwürfnis haben sich die früheren Intimfeinde Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine bei einem vertraulichen Treffen ausgesprochen. Im stern gratuliert Schröder seinem früheren Widersacher zum 80. Geburtstag.

Ein knappes Vierteljahrhundert nach ihrem Zerwürfnis suchen Ex-Kanzler Gerhard Schröder und der frühere SPD-Chef und Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine die Versöhnung. Nach Informationen des stern kamen die beiden im Mai bei einem Geheimtreffen in Lafontaines Haus im Saarland zu einem fünfstündigen Gespräch zusammen. Nun gratuliert Schröder seinem einstigen Rivalen im stern zum 80. Geburtstag.

Bei dem bislang vertraulich gebliebenen Treffen im Frühsommer waren Vertrauten zufolge auch die Ehefrauen der beiden früheren Intimfeinde, So-yeon Schröder-Kim und Sahra Wagenknecht, anwesend. Schröder und Lafontaine zogen sich demnach zeitweise zurück, um unter vier Augen ihre Geschichte und ihr Zerwürfnis aufzuarbeiten.

Auch aktuelle Fragen seien zur Sprache gekommen, heißt es. Schröder und Lafontaine hätten seitdem auch wieder telefoniert.

"Beste Grüße, Dein Gerd"

Lafontaine wird an diesem Samstag 80 Jahre alt, Schröder verfasste für den stern eine Glückwunschbotschaft. "Lieber Oskar", schreibt Schröder darin. "Du bist wieder einmal schneller als ich. Am 16. September dieses Jahres wirst Du 80 Jahre alt, ich erst am 7. April nächsten Jahres. Zu Deinem 80. Geburtstag gratuliere ich Dir sehr herzlich!"

Zu Beginn des gemeinsamen Lebensweges sei "eine solche Gratulation eine Selbstverständlichkeit" gewesen, so Schröder. "Im Laufe der Jahre gab es 'Irrungen und Wirrungen', um Theodor Fontane zu zitieren. 80 Jahre alt zu werden, ist gewiss ein Grund, alte Reibereien Geschichte werden zu lassen. Ad multos annos – und: danke für Deine jahrzehntelange Freundschaft – auch in schwierigen Zeiten! Für das neue Lebensjahr wünsche ich Dir alles Gute, Glück und Gesundheit", schreibt der Sozialdemokrat. "Beste Grüße, Dein Gerd".

Der Bruch zwischen Lafontaine und Schröder im Jahr 1999 begründete nicht nur eine epische Männerfeindschaft, er veränderte auch die politische Landschaft, vor allem links. Eine Aussöhnung erschien bislang undenkbar.

Der letzte bekannte Schriftwechsel zwischen den beiden datiert auf den Nachmittag des 11. März 1999. Damals erreichte ein Brief Lafontaines per Bote Schröders Bonner Kanzlerbüro. Darin hieß es: "Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, ich trete hiermit als Bundesminister der Finanzen zurück. Mit freundlichen Grüßen, Oskar Lafontaine."

Die Hintergründe der Geschichte und wie die Annäherung zustande kam lesen Sie hier bei stern+ und ab Donnerstag im neuen Heft.