Suzuki Celerio Ein Wagen, der zu spät kommt

Technisch ist der Celero okay, aber Ausstattung und Design sind lieblos. Gegen die Lifestyle-Konkurrenz sieht dieser Suzuki leider alt aus.

Der Suzuki Celerio übertreibt es mit der Bescheidenheit. Er ist unauffällig bis zur Langweile. Kaum eine Linie, kaum eine Fuge und keine Proportion, die einem ins Auge springen möchte. Zudem rollt er auf winzig wirkenden 14-Zöllern.

Keine Frage für einen Einstiegspreis von 9690 Euro sind keine Wunder zu erwarten. Und auf den ersten Blick ist das 3,60 Meter lange Gesamtpaket durchaus stimmig. So bietet der in Thailand produzierte Kleinwagen fünf Türen, sehr ordentliche Platzverhältnisse und einen Laderaum, der nicht nur leicht zu beladen ist, sondern auch 254 Liter fasst, die sich durch Umklappen der Rücksitze auf 726 Liter vergrößern lassen. Bei der Konkurrenz können in der zweiten Reihe allenfalls Kinder sitzen. Der Laderaum spielt bei ihnen eine untergeordnete Rolle.

Anders als die anderen

Die starke Kleinstwagenkonkurrenz mit Opel Adam, Hyundai i10, Kia Picanto, Skoda Citigo oder dem Triumvirat aus Citroen C1, Peugeot 108 oder Toyota Aygo setzt auf trendige Städter, die komfortabel, fesch und höchst individuell unterwegs sein wollen.

Suzuki geht mit dem Celerio einen völlig anderen Weg. Das unverhohlene Bekenntnis zur Damenwelt in den besten Jahren könnet auf den ersten Blick ein kluger Schachzug sein, einfach weil kein Konkurrent es so macht, doch die Ausführung wirft Fragen auf. Auch die Frau um die 50 will nicht unbedingt lieblos behandelt werden. Warum gibt es keine Möglichkeit, Sitze oder Außenspiegel zu beheizen? Möchte sie auf Sicherheitsausstattungen wie einen City-Notbremsassistenten, Rückfahrkamera oder Einparkhilfen verzichten und empfindet sie ein Display, das die Navigationsfunktion des eigenen Smartphones widergibt, als störend? Sicher nicht.

Der Suzuki Celerio patzt bei den Komfortausstattungen wie kaum ein anderer. Selbst die manuelle Klimaanlage gibt es ebenso wie ein blechern aus zwei Boxen dröhnendes Radio (immerhin mit Bluetooth) erst in der mittleren Ausstattungsvariante. Die kostet 10.890 Euro - vorausgesetzt man entscheidet sich nicht für das Eco+-Paket, das den Suzuki-Einsteiger mit sinnvollen Details wie Start-Stopp-Automatik, Berganfahrhilfe und LED-Tagfahrlicht krönt. Denn dann liegt der Celerio als 1.0 Club Eco+ bereits bei 11.990 Euro. Wenig nachvollziehbar: mit dem moderneren der beiden 68-PS-Triebwerke lassen sich sinnvolle Details die Alufelgen, Nebelscheinwerfer und elektrische Fensterheber im Fond gar nicht kombinieren.

Dieser Verzicht auf alles Nette im Auto wäre noch zu verschmerzen, wenn der Suzuki die Konkurenz preislich deutlich unterbieten würden. Das macht er aber nicht, für gleiche Geld kann man auch VW Up fahren. Schaut man sich die Up-Preise in einer der Autobörsen an, bietet der Wolfburger für 10.000 Euro sogar eine ansehliche Komfortausstattung.

Im Discounter-Auto

Die verwendeten Oberflächen und Kunststoffe haben in einem Fahrzeug des Modelljahres 2015 selbst im A-Segment nichts mehr zu suchen. Das ist traurig, denn der Fünftürer hat neben dem guten Platzangebot auch starke Seiten. Dazu gehört der akustisch etwas zu präsente, aber durchaus flotte Dreizylinder, der in beiden Ausbaustufen 50 kW / 68 PS leistet. Dank des geringen Leergewichts von rund 900 Kilogramm zwar nicht viel, aber allemal ausreichend für den Cityeinsatz.

Flottes Motörchen

Die sinnvolle Eco+-Variante leistet die gleichen 68 PS wie die Normalversion, verspricht jedoch einen Normverbrauch von 3,6 Litern (84 g/CO2), der sich in der Realität bei 4,5 Litern einpendelt. Ein sehr guter Wert. "Wir sind stolz auf diesen geringen Verbrauch", sagt Suzuki-Chefentwickler Mitsuhiko Onuma, "der für uns bei der Entwicklung im Vordergrund stand. Ermöglicht wird dies unter anderem durch eine homogenere Einspritzung aus zwei Düsen." Spurtwunder kann man aufgrund des fehlenden Turboladers und Dank 93 Nm Drehmoment bei 3.500 U/min nicht erwarten, aber 155 km/h sind durchaus drin, auch wenn oberhalb von 110 km/h die Geräuschdämmung an ihre Grenzen kommt. Das Fahrwerk könnte jedoch komfortabler sein. Besser: die leichtgängige Lenkung und die gute Übersichtlichkeit.

Kein Käufer in Sicht

Fragt sich dennoch, wer den Suzuki Celerio kaufen soll. Einen Wagen, der zahlreiche Ausstattungslücken aufweist und mit einem Design vorfährt, das mehr langweilt, denn beeindruckt.

Wer nur auf den Cent schaut, der wird mit den Einstiegsmodellen von Skoda, Toyota oder Dacia besser bedient - und zahlt auch nicht mehr. Das Topmodell des Dacia Sandero Lauréate kostet mit einem 75 PS starken Benziner zum Beispiel weniger als 9.000 Euro.

Press-Inform