Wenn die japanischen Techniker im Entwicklungszentrum die Mercedes S-Klasse auseinandernahmen, kamen sie ins Schwärmen - immer wieder. Wie auch heute war die S-Klasse, teuer entwickelt und für sein Luxuspublikum perfekt auf die Straßen dieser Welt gebracht, das Maß der automobilen Dinge. Doch gerade bei Toyota war man selbstbewusst: eine Luxuslimousine wie die Mercedes S-Klasse würde man abseits aller Abkupferei auch bestens entwickeln können. Und um die Luxusmarke Lexus, als Parallelfamilie zur Volumenmutter Toyota, in den internationalen Märkten positionieren zu können, kam man um ein imageträchtiges Topmodell nicht umhin. So entstand Mitte der 1980er Jahre, stark von der Mercedes S-Klasse der Generation W 126 beeinflusst, der erste Lexus LS 400; letztlich vorgestellt 1989. Natürlich schaute man sich in den japanischen Entwicklungszentren auch den BMW 7er und die Luxusmodelle von Cadillac und Lincoln an, denn schließlich sollte Lexus in erster Linie in den USA auf Kundenfang gehen. Da die Marke Lexus auf dem Heimatmarkt Japan erst vor einigen Jahren eingeführt wurde, war der LS dort als Toyota Celsior unterwegs.
Den Stern im Blick

Und der Lexus LS 400 schlug in den USA ein wie eine Bombe, denn er wirkte mit seinen fließenden Formen deutlich moderner und visionärer als die Mercedes S-Klasse, bot kompromisslosen Luxus, einen souveränen Antrieb und eine Serienausstattung, die kaum einen Wunsch offenließ. Nach der Weltpremiere auf der Detroit Motorshow Anfang 1989 eröffneten in den Vereinigten Staaten 70 exklusive Lexus-Foren ihre Pforten und man bemühte sich, genau jenes anspruchsvolle Klientel anzusprechen, das mit deutschen oder amerikanischen Luxuslimousinen bisher bestens bedient war. Die Lexus Foren waren keine identitätslosen Autohäuser, sondern eine Mischung aus Boutique und Galerie, die den neuen automobilen Star bestens ins Licht setzten. Doch es ging nicht nur um den Auftritt, die Positionierung und ein technisch nahezu perfektes Fahrzeug einer völlig neuen Marke, sondern auch den Preis. Während der in den USA seinerzeit am oberen Ende befindliche Mercedes 560 SEL rund 110.000 Dollar kostete und die S-Klasse-Einstiegsmodelle (300 SE / SEL) bei über der Hälfte starteten, kostete der Lexus LS 400 inklusiv seiner Vollausstattung nicht einmal 40.000 Dollar. Das kam so mancher Interessent ins Grübeln und wechselte das Lager.
Auch weil der Antrieb nach den Maßgaben der späten 80er / frühen 90er Jahre das Maß der Dinge war. Der vier Liter große V8-Saugmotor lief seidenweich und harmonierte geradezu perfekt mit der Viergangautomatik. Trotzdem eine Überraschung, dass Lexus bereits zwei Jahre nach dem Start mit dem LS 400 die Spitze der meistverkauften Importfahrzeuge auf dem US-Premiummarkt übernahm. Bauchschmerzen bereitete das gerade bei Daimler, denn hier wurde bei der damals neu entwickelten Mercedes S-Klasse der Generation W 140 in vielen Komfort- und Antriebsdetails noch einmal nachgearbeitet, denn gerade auf dem Heimatmarkt Deutschland setzte der BMW 7er der Generation E32 den 126er mit Innovationen wie Xenonlicht, Hightech-Fahrwerk und dem erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder einmal produzierten V12 des 750i unter Druck.
Der fünf Meter lange Lexus LS 400 war modern und eine echte Luxuslimousine. Keine Spur des schmächtigen US- / Asiencharmes, den die anderen Toyota-Modelle und allen voran die Massenmodelle Corolla und Camry boten. Der Lexus LS war Luxus und ist dies bis heute. Eine Wahl hatte der Kunde in den ersten Jahren nicht. Außenfarbe und Innenkoloration waren nahezu alles, was man erwählen konnte. Dazu ein paar Ausstattungsdetails wie ein Telefon, Navigationssystem oder andere Felgen, denn ansonsten bot der Lexus LS 400 mit elektrischen Ledersitzen, Klimaautomatik, ABS oder Schiebedach alles - dazu den Vier-Liter-V8 mit 180 kW / 245 PS und einem maximalen Drehmoment von 353 Nm, der seine Leistung seidenweicher als die Konkurrenz über die Getriebeautomatik an die Hinterachse übertrug. Abgelöst wurde der Lexus LS 400 bereits im Jahre 1994, wobei der Nachfolger mit der internen Bezeichnung UCF20 mit seinen 194 kW / 264 PS eher eine gründliche Modellpflege war, denn erst 2000 kam mit dem LS 430 der Generation UCF30 ein komplett neu entwickeltes Modell.
Anders als in den USA oder Asien hat es Luxus mit seinem Aushängeschild LS in Europa bisher nicht geschafft, die etablierte Konkurrenz von Audi A8, BMW 7er oder Mercedes S-Klasse ernsthaft zu gefährden. Die Verkaufszahlen sind und waren seit dem Start in der alten Welt überschaubar und so ist der Gebrauchtwagenmarkt klein. Doch der Lexus LS 400 hat gerade nach der Modellpflege im Jahre 1995 einen sehr guten Ruf was die Langlebigkeit und Qualität angeht. Die Preise für gepflegte Modelle beginnen bereits bei rund 5.000 Euro wobei die Laufleistungen nicht selten über 300.000 Kilometern oder mehr liegen. Dabei ist die Ausstattung durchweg komplett, die Wartungen sind oftmals vorbildlich durchgeführt und es gibt deutlich weniger Vorbesitzer als bei der deutschen Konkurrenz. Gute Modelle kosten kaum mehr als 10.000 Euro und die reale Marktnachfrage ist kleiner als klein. Dafür fährt man zeitlose Eleganz und genießt Komfort sowie eine beeindruckende Langstreckentauglichkeit. Dabei ist der Lexus LS 400 eine echte Sänfte mit entkoppelter Lenkung, weicher Federung und spürbaren Nick- und Wankbewegungen, die gerade auf der Autobahn den Langstreckenkomfort bringen.