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Apple-Zulieferer Trumps Handelskrieg mit China sollte Apple und Co. nach Hause holen. Nun treibt er sie nach Mexiko

Apple-Chef Tim Cook (links) und US-Präsident Donald Trump besuchten vor wenigen Wochen eine Fabrik, in welcher der Mac Pro hergestellt wird.
Apple-Chef Tim Cook (links) und US-Präsident Donald Trump besuchten letztes Jahr eine Fabrik, in welcher der Mac Pro hergestellt wird.
© JAY JANNER/ / Picture Alliance
Mit Strafzöllen und Embargos wollte Donald Trump China in die Knie zwingen. Geklappt hat das nicht. Wichtige Produzenten für Apple und andere Unternehmen könnten nun ausgerechnet nach Mexiko ausweichen.

Amerika zuerst und eine härtere Grenze gegen Mexiko - das waren Donald Trumps größte Wahlversprechen. Beim Handelskrieg mit China ging es darum, die im Rahmen der Globalisierung ausgelagerten Arbeitsplätze in die Heimat zurückzuholen. Das ist gescheitert. Nun könnte ausgerechnet der von Trump vielgescholtene Nachbar Mexiko davon profitieren.

Gleich dreii große Smartphone-Fertiger überlegen, Standorte im südlichsten der nordamerikanischen Staaten aufzubauen. Das berichtet die Nachrichtenagentur "Reuters". Demnach hätten die beiden taiwanischen Konzerne Foxconn und Pegatron sowie der chinesische Fertiger Luxshare Pläne, einen Teil ihrer Fertigungsanlagen nach Mexiko zu verlagern. Foxconn und Pegatron produzieren für eine ganze Reihe von Herstellern. Zu den wichtigsten gehören Apple, Microsoft, Acer oder Sony, sie alle nehmen die Dienste beider Firmen in Anspruch.

Kommen bald iPhones aus Mexiko?

Obwohl noch nicht ganz klar ist, für welche ihrer Kunden die Unternehmen in Mexiko arbeiten werden, soll zumindest Foxconn erwägen, im US-Nachbarland auch sein wohl wichtigstes Produkt zu produzieren: Laut zwei Quellen soll der Konzern dort auch das iPhone fertigen wollen, berichtet "Reuters". Ob Apple selbst in die Pläne eingeweiht ist, konnte man nicht herausfinden. Noch seien sie aber nicht final, eine Entscheidung wird für Ende des Jahres erwartet. 

Sollte ausgerechnet Apples Produktion in Mexiko landen, dürfte das Trump besonders schmerzen. Er hatte den Konzern explizit aufgefordert, mehr in der Heimat zu produzieren. Letztes Jahr kündigte Trump gar an, eine neue Fabrik des Unternehmens eröffnet zu haben. Tatsächlich war die aber schon seit 2013 in Betrieb. Auch mit Foxconn plante der Präsident Großes. So hatte er 2017 angekündigt, den Fertiger eine gigantische Fabrik in Wisconsin bauen zu lassen. Beim ersten Spatenstich nannte Trump die Anlage gar "das achte Weltwunder". Doch im Laufe der Zeit sank die Zahl der Mitarbeiter vor Ort drastisch. Aus ursprünglich geplanten 13.000 Jobs wurden nur 1500. Mittlerweile streitet sich Wisconsin mit Foxconn um viele Millionen an versprochenen Subventionen.

Trumps Handelsdeal macht Mexiko attraktiv

Dass Mexiko für die Fertiger immer attraktiver wird, hat mehrere Gründe. Zum einen hat Trump mit einer Neuverhandlung des Nordamerikanischen Handelsabkommens mit den beiden Nachbarstaaten und Kanada dafür selbst gesorgt. Das Abkommen sieht vor, dass die beteiligten Staaten zollfrei Waren miteinander handeln können, solange ein wesentlicher Anteil an diesen vor Ort produziert wurde. In Kombination mit den im Vergleich zu den USA und Kanada deutlich niedrigeren Löhnen ist Mexiko damit ein attraktiver Standort.

Ein Mann im Karohemd liegt auf einem Lastenfahrrad und malt weiße Markierungen auf die Fahrbahn

Hinzu kommen die Einschränkungen aus der Corona-Krise. Nachdem im Rahmen der Pandemie die weltweiten Transportketten aus China stillgelegen hatten, waren immer mehr Fertiger dazu übergegangen, ihre Produktionsstätten zu verlagern. Apple begann etwa, seine Airpod-Kopfhörer in Vietnam fertigen zu lassen, die iPhone-Produktion von Foxconn wird mittlerweile in immer größerem Maße nach Indien verlagert.

"Die Weltfabrik gibt es nicht mehr", hatte Foxconn-Chef Liu Young-way bei einer Konferenz in Taiwan erklärt. Mehr als 30 Prozent der Produktion des Konzerns finde mittlerweile außerhalb Chinas statt. "Wir bieten nun zwei Versorgungsketten für zwei Märkte", sagte er in Bezug auf den Handelsstreit zwischen den USA und China.

Mexiko buhlt um Investoren

Mexiko bemüht sich in den letzten Monaten aktiv, mehr Firmen aus dem Ausland anzulocken. Vor allem die Autobranche könnte aus dem Handelabkommen profitieren. Man habe mit verschiedensten Unternehmen Kontakt aufgenommen, bestätigte Wirtschaftsministerin Graciela Marquez schon im Juli gegenüber "Reuters". So sei man auch in Vorbereitungen, direkt mit Apple in Gespräche zu gehen. Mit den drei nun genannten Zuliefererfirmen habe man aber bisher keinen Kontakt gehabt.

Eigentlich scheint Mexiko als Standort aktuell wenig attraktiv. Der seit 2018 amtierende Präsident Andrés Manuel López Obrador gilt als links und wenig wirtschaftsfreundlich. Mit über 60.000 Corona-Toten ist das Land trauriger Dritter weltweit in Bezug auf die Opfer der Pandemie. Gerade die Verbindung aus Pandemie, Handelskrieg und dem neuen Handelsabkommen schiebt das Land in der Wahl der Firmen nun ganz nach vorne, ist sich Alan Russell gegenüber "Reuters" sicher. Seine Firma Tecma leitet Fabriken in Mexiko. "Alle müssen ihre Zuliefererketten verkürzen und regionaler arbeiten", erklärt er den Reiz des südlichen Nachbarn. "Das Virus scheint hier das Zünglein an der Waage gewesen zu sein."

Doch Donald Trump könnte die ganze Entwicklung auch schnell wieder gefährden und den Transport von Waren wieder teurer machen. Erst letzte Woche hatte der Präsident eine ganz neue Idee: Er will eine Art Maut für alle aus Mexiko ankommenden Wagen einfordern, erklärte er bei einem Event im Grenzbundesstaat Arizona. "Sie zahlen dann an der Grenze, am Tor. Die Autos fahren durch und alle zahlen Maut." Mit dem Geld will er dann seine Mauer finanzieren. Schließlich hatte er vor seiner Wahl angekündigt, dass Mexiko für sie bezahlen werde.

Quellen: Reuters, Los Angeles Times
 

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