Es ist eine beeindruckende Zahl: 64 Milliarden Dollar hat Apple in seinem letzten Quartal 2019 eingenommen – ein Rekord-Ergebnis im Zeitraum zwischen Juli und Oktober. Doch es war nicht das iPhone, dass die guten Umsätze bescherte. Vor allem der weiter wachsende Erfolg der Service-Sparte dürfte die Apple-Führung um Tim Cook mächtig gefreut haben. Sie bringt Apple endlich weiter auf einen Weg, bei dem Konkurrent Microsoft schon viel weiter ist.
Apple will in die Breite
Apples größter Erfolg ist nämlich auch sein größtes Risiko. Nachdem der zunächst ungeahnte Erfolg der iPhones den Konzern in immer neue Höhen getrieben hat, kam irgendwann auch die Angst vor dem Sturz. In den letzten Jahren ist der Smartphone-Markt immer langsamer gewachsen, viele Marktbeobachter sehen ihn auf einem Plateau. Würden die iPhone-Verkaufszahlen einbrechen, rissen sie Apple mit nach unten, so die Befürchtung. Und tatsächlich gingen die Verkaufszahlen in den letzten Jahren mit Ausnahme des Zeitraums nach der Vorstellung neuer Modelle stets leicht zurück. Auch in diesem Quartal nahm Apple knapp drei Milliarden Dollar weniger mit iPhones ein als im Vorjahreszeitraum.
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Schon vor einigen Jahren setzte sich der Konzern daher das Ziel, sein Geschäft breiter aufzustellen. Neben dem kräftig wachsenden Wearable-Geschäft um Apple Watch und die Kopfhörer AirPods sah man vor allem im Service-Bereich jede Menge Potenzial. Bis 2020 will man die Einnahmen aus diesem Bereich verdoppeln, nahm sich Apple 2016 vor. Und setzt seitdem neben dem Cloud-Geschäft auch auf viele neue Angebote wie Apple Arcade und den Streaming-Dienst Apple TV+.
Der Plan der breiteren Einnahmen-Basis scheint aufzugehen. Mit Ausnahme der klassischen Einnahmegaranten iPhone und Mac gingen alle Geschäftsfelder nach oben. Während der Zuwachs beim iPad moderat ist, schossen die Wearable-Sparte und der Service-Bereich sogar jeweils um mehr als zwei Milliarden Dollar nach oben. Sie tragen nun 6,5 Milliarden (Wearables), beziehungsweise 12,5 Milliarden Dollar zum Umsatz bei. Das ist ein beeindruckendes Wachstum, im Vergleich zum iPhone aber immer noch ziemlich wenig.
Microsoft macht es vor
Das Ziel, seine langsam versiegende Goldmine zu ersetzen, hat Konkurrent Microsoft längst erreicht. Während Apple immer noch die Hälfte seiner Einnahmen mit dem iPhone einfährt, hat sich der ehemalige Windows-Konzern längst viel breiter aufgestellt. War früher Windows die wichtigste Einnahmequelle, spielt das Betriebssystem nur noch eine kleine Nebenrolle: Gemeinsam mit der Spielkonsole Xbox, den Surface-Computern und der weitgehend erfolglosen Suchmaschine Bing ist es nun unter dem Bereich "Personal Computing" untergeordnet. Zusammen trug die gesamte Sparte im letzten Quartal nur noch ein gutes Drittel der Einnahmen bei.
Stattdessen setzte Microsoft voll auf Business-Kunden. Mit 11,1 Milliarden Dollar haben die Office-Dienste wie Outlook und Word exakt genauso viel eingenommen wie der gesamte Personal-Computing-Bereich zusammen. Das letzte Drittel der Einnahmen kommt aus der Intelligenten Cloud: Mit ihr hat Microsoft 10,8 Milliarden Dollar eingefahren. Der Konzern steht also mittlerweile auf drei sehr stabilen Beinen, die fast genau gleichwertig sind. Apple dürfte neidisch sein.
Das Ende des Gleichgewichts kommt
Lange dürfte das Gleichgewicht aber nicht halten. Denn auch Microsoft will eigentlich eher zu einem anderen Verhältnis. Schließlich liegen die Gesamtumsätze immer noch nur bei der Hälfte des an der Börse fast genau gleich hoch bewerteten Konkurrenten Apple. Dabei helfen soll ausgerechnet ein neues Smartphone. Nachdem die Windows-Phones des Konzerns irgendwann als Flop eingestellt wurden, stellte der Konzern vor kurzem ein neues Smartphone vor: Das Surface Duo lässt sich aufklappen und dann frei mit zwei Bildschirmen nutzen. Statt Windows läuft darauf Android.
Der große Hoffnungsträger des Konzerns ist aber der smarte Cloud-Dienst Azure. Genaue Umsätze zu dem zum Cloud-Bereich gezählten Service gibt Microsoft nicht preis, das genannte Wachstum von 59 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist aber eine Idee. Auch der gesamte Cloud-Bereich konnte um satte 27 Prozent zulegen. Azure könnte in Zukunft durchaus das Katapult sein, das Microsoft in völlig andere Sphären schießt. So, wie es bei Apple das iPhone getan hat.
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