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Uhr Apple Watch Series 6 im Test: Nie mehr atemlos durch die Nacht

Die Apple Watch Series 6 hat ein Display, das sich im direkten Sonnenlicht besser ablesen lässt.
Die Apple Watch Series 6 hat ein Display, das sich im direkten Sonnenlicht besser ablesen lässt.
Die Apple Watch ist die erfolgreichste Uhr der Welt. Die neue Series 6 ist in der Lage, am Handgelenk den Sauerstoffanteil im Blut zu messen, um damit neue Krankheiten zu bekämpfen. Wir haben die Uhr getestet.

Auf eines konnte man sich in den vergangenen Jahren mit absoluter Sicherheit verlassen: Im September zeigt Apple neue iPhones und eine weitere Apple Watch. Doch als der Konzern vergangene Woche sein erstes Hardware-Event in diesem Jahr veranstaltete, dauerte es keine zwei Minuten, bis Unternehmens-Chef Tim Cook klarstellte  - die (virtuelle) Bühne gehörte allein den neuen iPads und der Apple Watch. Natürlich hängt das mit den Verzögerungen durch die Corona-Pandemie zusammen, auch wenn dies unausgesprochen blieb. Doch Apple machte aus der Not eine Tugend. Und demonstrierte einmal mehr, dass das iPhone längst nicht mehr der unangefochtene Star in Cupertino ist. 

Wie die AirPods gehört die Apple Watch zu den Senkrechtstartern der vergangenen Jahre. Die Apple-Uhr hat sich zu einem der Bestseller des Unternehmens entwickelt und macht den größten Anteil an Apples “Wearables und Zubehör”-Sparte aus. Allein dieses Segment erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von 24,5 Milliarden US-Dollar, innerhalb von zwei Jahren hat sich der Umsatz fast verdoppelt. Im Bereich der Smartwatches ist Apple der unangefochtene Marktführer. Noch. Denn die Konkurrenz wird größer und kopiert die Strategie der Kalifornier, die Uhr als Gesundheits-Hub am Handgelenk zu etablieren.

Um den Thron zu verteidigen, bringt Apple erstmals zwei Uhren in unterschiedlichen Preisklassen auf den Markt: Die günstigere Apple Watch SE richtet sich vor allem an Einsteiger*innen, während die Apple Watch Series 6 den seit Jahren eingeschlagenen Gesundheits-Trend mit einer entscheidenden Neuerung weiter vorantreibt. Wir haben beide Modelle ausführlich getestet - hier lesen Sie den Test der Series 6.

Apple Watch Series 6 - die wichtigsten Neuerungen:

  • Eingebaute Pulsoxymetrie zur Sauerstoffmessung
  • Helleres Always-on-Display
  • Dauerhaft aktiver Höhenmesser
  • Schnelleres Laden
  • Neuer Prozessor
Die Apple Watch Series 6 gibt es erstmals in rot.
Die Apple Watch Series 6 gibt es erstmals in rot.
© Christoph Fröhlich

Heller im Sonnenlicht

Beim Formfaktor wagt Apple keine Experimente. Erneut hat man die Wahl zwischen zwei Größen (40 und 44 Millimeter), einer Uhr mit und ohne Mobilfunk-Unterstützung und je nach Geldbeutel (ab 418 Euro) die Wahl zwischen einem Gehäuse aus Aluminium, Edelstahl oder Titan. Die neuen Farben - Rot und Blau in der Aluminiumversion, Graphit beim Edelstahl-Modell - wirken sehr stimmig. Vor allem das Metallic-Rot der Aluminiumvariante ist mit Armbändern in Kontrastfarben ein Hingucker.

Im Inneren steckt der brandneue S6-Chip, der wiederum auf dem A13-Prozessor basiert, welcher die aktuelle iPhone-Generation antreibt. Der Chip soll laut Apple bis zu 20 Prozent schneller sein als der Vorgänger S5, der in der Series 5 und der SE steckt. Das klingt auf dem Papier nach mehr, als es im Alltag ist, schließlich war schon die Vorgänger-Uhr alles andere als langsam. Zwar ist die eine oder andere App gefühlt eine halbe Sekunde schneller einsatzbereit, einen wirklichen Unterschied macht das jedoch nicht.

Dass der neue Chip effizienter ist, zeigt sich jedoch beim “Always-on”-Bildschirm, der im Standby heller ist als zuvor. Ob dieser wirklich 2,5-mal heller ist, wie Apple behauptet, lässt sich mit bloßem Auge nicht feststellen. Aber sichtbar ist der Unterschied zur Series 5 definitiv. Im prallen Sonnenlicht sind die Zeiger deutlich besser erkennbar.

Ebenfalls praktisch: Von 0 auf 100 Prozent lädt die Uhr nun in 1,5 Stunden. Beim vorherigen Modell benötigt man dafür noch fast eine Stunde länger. Da die Apple Watch nun ein rudimentäres Schlaf-Tracking unterstützt und sie dafür naturgemäß nachts getragen werden muss, ist die Schnellladefunktion ein echter Vorteil.

Die Apple Watch Series 6 unterstützt nun außerdem Wlan-Netzwerke im 5-GHz-Standard und hat den U1-Chip samt Ultrabreitband-(UWB)-Antennen integriert. Mit der Technik kann man etwa einige Autos entsperren, ohne das Smartphone aus der Tasche ziehen zu müssen. Gerüchten zufolge plant Apple noch weitere Funktionen für die technische Schnittstelle.

Die Apple Watch Series 6 hat einen neuen Infrarot-Sensor 
Die Apple Watch Series 6 hat einen neuen Infrarot-Sensor 
© Christoph Fröhlich

Pulsoxymetrie an der Series 6: Es leuchtet rot

Die wichtigste Neuerung der Apple Watch Series 6 ist das eingebaute Pulsoxymeter zur Messung des Sauerstoffgehalts des Blutes. Im medizinischen Alltag gehört das zum Standardrepertoire, egal ob im Krankenhaus oder beim Rettungsdienst. Dafür werden in der Regel kleine Clips genutzt, welche am Finger befestigt werden. Diese messen die Sauerstoffsättigung im Blut - auch bekannt als SpO2 - mithilfe von Licht. 

Dieses Prinzip nutzt auch die Apple Watch Series 6. Der Blutsauerstoffsensor der Uhr funktioniert, indem der Sensor auf der Rückseite rotes und infrarotes Licht in die Rückseite der Handgelenke schießt und die Reflexion erkennt. Die Technik ist nicht Apple-exklusiv und steckt teils schon seit Jahren in Armbändern und Uhren von Garmin oder Fitbit. 

Allerdings gilt auch hier, dass Apple selten der erste ist, der eine neue Technologie aufgreift - aber wenn, dann macht es der Konzern meist besser. Denn auf der Series 6 kann der SpO2-Test nicht nur manuell mit Hilfe der vorinstallierten App gestartet werden, wie es etwa bei Samsungs neuer Uhr der Fall ist. Die Series 6 prüft den Blutsauerstoffgehalt auch regelmäßig eigenständig im Hintergrund, etwa wenn man ruhig sitzt oder schläft. Das passt zu Apples Vision der Uhr als stummer Begleiter, der seine*n Träger*in auf potenzielle Gesundheitsprobleme aufmerksam macht. Ähnlich geht der Konzern auch bei der Erkennung von Herzrhythmusstörungen vor.

Die Messung des Blutsauerstoffs dauert 15 Sekunden.
Die Messung des Blutsauerstoffs dauert 15 Sekunden.
© Christoph Fröhlich

Wie genau ist das Pulsoxymeter?

Die Sättigung des Blutsauerstoffs wird in Prozent angegeben. 100 Prozent bedeuten dementsprechend, dass sämtliche roten Blutkörperchen vollständig mit Sauerstoff gesättigt sind. Der Wert beträgt für die meisten gesunden Menschen in der Regel zwischen 95 und 99 Prozent, er hängt jedoch von den Umständen ab. So ist die Sauerstoffsättigung des Blutes beim Wandern in Gebirgen niedriger als am Strand, da der Sauerstoffanteil in der Höhenluft geringer ist. 

Um herauszufinden, wie genau der Sensor in der Apple Watch Series 6 funktioniert, habe ich die Messungen der Uhr mit denen eines handelsüblichen Finger-Pulsoxymeters verglichen. Im ersten Durchgang attestierte mir die Uhr eine 98-prozentige Sauerstoffsättigung, im zweiten lag ich bei 99 Prozent. Ich wiederholte dieses Prozedere mehrere Male und bemerkte, dass die Ergebnisse leicht unterschiedlich waren - je nachdem, ob ich meinen Arm während des Tests völlig still hielt, wo sich die Uhr am Handgelenk befand und wie fest diese umgeschnallt war. 

Das Pulsoxymeter der Apple Watch Series 6 im Vergleich mit einem handelsüblichen Gerät zur Blutsauerstoffmessung
Das Pulsoxymeter der Apple Watch Series 6 im Vergleich mit einem handelsüblichen Gerät zur Blutsauerstoffmessung
© Christoph Fröhlich

Im Vergleich zum eigenständigen Pulsoxymeter lag die Apple Watch in der Regel einen Prozentpunkt daneben, in der Spitze waren es zwei Prozent. Ein guter Wert, bedenkt man, dass bei medizinischen Geräten das Licht durch die Fingerspitze gestrahlt und auf der anderen Seite wieder "aufgefangen" wird, während die Uhr am Handgelenk lediglich das zurückreflektierte Licht messen kann.

Apple Watch Series 6: Kein Ersatz für medizinische Geräte

Dass die Technologie direkt zum Marktstart der Apple Watch Series 6 zugelassen ist - anders als dies beim EKG der Fall war - dürfte auch daran liegen, dass Apple stets betont, dass die Pulsoxymetrie kein medizinisches Gerät ersetzen soll und nicht dazu verwendet werden sollte, irgendeine Art von Diagnose zu stellen.

Dem Unternehmen zufolge soll die Funktion den Benutzer*innen helfen, die eigene Fitness und das Wohlbefinden besser zu verstehen. Apple hat die Funktion jedoch während der Produktankündigung mit der aktuellen Covid-19-Pandemie in Verbindung gebracht: "Blutsauerstoff und Pulsoxymetrie sind Begriffe, über die wir während der Covid-Pandemie viel gehört haben", sagte Apples Gesundheits-Chefin Sumbul Desai. 

Eine nächtliche Erfassung der Sauerstoffsättigung könne zudem auf Phasen von Schlafapnoe hinweisen. In Deutschland leiden rund vier Millionen Menschen an nächtlichen Atemaussetzern, weltweit sollen es mehrere Hundert Millionen sein. Mediziner*innen zufolge wird das Leiden jedoch bei vier von fünf Betroffenen nicht diagnostiziert. Somit wird sich zeigen, ob die Apple Watch Series 6 hier einen ähnlichen Unterschied machen kann wie bei der Früherkennung von Herzrhythmusstörungen.

Derzeit führt Apple drei verschiedene SpO2-bezogene Studien durch, darunter eine Untersuchung im Zusammenhang mit Asthma und eine weitere zur Früherkennung von Anzeichen von Atemwegserkrankungen. Klar ist: Der Konzern wird versuchen, all diese Daten zu nutzen, um einerseits die Messgenauigkeit zu verbessern und zugleich eine Art Frühwarnsystem in die Uhr zu integrieren, wie man es bereits von den Herzrhythmus-Meldungen kennt. Doch die Entwicklung eines solchen Alarm-Systems - sollte es überhaupt jemals kommen - dürfte viele Monate in Anspruch nehmen.

Das Memoji-Watchface wurde mit dem neuen Betriebssystem watchOS 7 eingeführt.
Das Memoji-Watchface wurde mit dem neuen Betriebssystem watchOS 7 eingeführt.
© Christoph Fröhlich

Die große Stärke ist watchOS 7

Während die letztjährige Series 5 im Grunde genommen nur einen ständig eingeschalteten Bildschirm und einen Kompass erhielt, bringt die diesjährige Series 6 einen noch besseren, helleren Bildschirm, einen neuen Chip, besseres Wifi, eine größere Batterie, schnelleres Aufladen, den Ultrabreitband-U1-Chip, einen ständig eingeschalteten Höhenmesser und - last but not least - einen Blutsauerstoffsensor. Das ist ein ziemliches Paket an Neuerungen innerhalb eines Jahres.

Allerdings hat die Konkurrenz zuletzt mächtig nachgelegt. So präsentierten Samsung mit der Galaxy Watch 3 und Huawei mit der neuen Watch GT2 Pro zuletzt zwei ebenfalls sehr hochwertige Uhren, die in technischen Belangen gleichauf mit der Apple-Uhr oder in einigen Aspekten sogar überlegen sind. Ein Alleinstellungsmerkmal ist etwa die extrem lange Akkulaufzeit der Huawei Watch, die je nach Modell zwischen drei und sechs Tagen liegt. Ein Test der renommierten Stiftung Warentest zeigte jedoch, dass Apple in puncto Messgenauigkeit - egal ob bei Schrittzahl oder Puls - immer noch der Goldstandard ist.

Was die Apple-Uhr jedoch vom Rest der Konkurrenz abhebt: Das Betriebssystem watchOS 7 kann viele relevante Alltagsaufgaben schneller und zuverlässiger erledigen als Googles WearOS, Samsungs TizenOS oder Huaweis eigene Software. Zudem stehen mehr native Apps zur Auswahl und die Uhr ist besser in das Apple-Ökosystem integriert. So kann man mit der Uhr seinen Mac entsperren, Homekit-Lampen steuern oder Musik auf die AirPods streamen. Hinzu kommt: Viele Firmen nutzen laut Warentest die mit den Uhren gewonnenen Daten nicht nur zur Optimierung der Fitness ihrer Träger*innen, sondern verkaufen diese auch gewinnbringend an (Werbe)Partner. Apple dagegen scheint sein Bekenntnis zum Datenschutz ernst zu meinen und gibt die sensiblen Daten nicht weiter. Allerdings funktioniert die Apple Watch ausschließlich mit einem iPhone.

Dennoch: Apple sollte sich auf dem Erfolg nicht ausruhen, sondern weiter am Feinschliff arbeiten. Luft nach oben ist etwa bei der automatischen Trainingserkennung. So erkennt die Uhr zwar, wenn man zügig läuft und fragt, ob man ein Training starten möchte. Doch pausiert man dieses - weil man etwa kurz mit den Nachbarn plaudert - und läuft dann weiter, aktiviert sich das Training nicht. Auch das neu eingeführte Schlaf-Tracking kratzt nur an der Oberfläche. Eine Übersicht über verschiedene Schlafphasen gibt es etwa nicht. Dass das besser geht, zeigen einige Mitbewerber. 

Die Apple Watch Series 6 kostet ab 418 Euro
Die Apple Watch Series 6 kostet ab 418 Euro
© Christoph Fröhlich

Fazit: Für wen lohnt sich die Series 6?

Für die neue Apple Watch Series 6 sprechen im Alltag vor allem der schneller ladende Akku und das hellere Always-on-Display. Die Blutsauerstoff-Messung ist eine vielversprechende Technologie, bei der sich jedoch erst zeigen muss, welchen Effekt sie im Alltag haben wird. Für Patienten mit Atemwegserkrankungen könnte sie aber eine praktische Neuerung sein.

Wer bereits eine Apple Watch Series 5 besitzt, kann sich den Umstieg auf das aktuelle Modell in der Regel sparen. Für Besitzer*innen der Series 4 ist das Paket interessant, weil sie neben den Neuerungen der Series 6 auch noch den verbesserten Always-On-Bildschirm erhalten. Wer eine Apple Watch Series 3 oder älter besitzt und sich ein neues Modell zulegen möchte, kann ohne Bedenken zugreifen.

Fragt sich bloß: Kauft man die günstigere Apple Watch SE oder die Series 6? Das kommt darauf an: Nutzt man die Apple Watch vor allem zum Aufzeichnen von Workouts und als Benachrichtigungs-Tool, kann man sich die rund 130 Euro Aufschlag für das Spitzenmodell sparen. Wer jedoch Wert auf die Gesundheitsfunktionen legt, dürfte um die Series 6 nicht vorbeikommen, bietet diese neben dem EKG auch die Messung der Sauerstoffsättigung. Unseren Test der Apple Watch SE finden Sie hier.

Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

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