21 Jahre lang führte der französische Star-Koch Alain Ducasse das Zepter im Restaurant des Pariser Hotels "Le Plaza Athénée" und revolutionierte deren Küche. Nun hört er auf: "Die Partnerschaft, die das 'Plaza Athénée' und Alain Ducasse vereinte, wird nach ihrem Auslaufen am 30. Juni nicht verlängert", teilte das Hotel, das zur Unternehmensgruppe Dorchester Collection gehört, in einer Erklärung mit. Gründe wurden nicht genannt. Es soll einvernehmlich abgelaufen sein, wie der "Telegraph" aber berichtet, sagte ein Kritiker, dass es für Ducasse ein "Schlag ins Gesicht" sei.
Hinzukommt, dass die Meldung zu einem ironischen Zeitpunkt veröffentlicht wurde. Nämlich genau einen Tag bevor die Restaurants in Frankreich wiedereröffnen. Die waren aufgrund der Covid-19-Krise sechs Montate im Lockdown geschlossen.
Der 64-jährige Ducasse entschied sich vor sechs Jahren, die Küche des "Le Plaza Athénée" von Grund auf umzukrempeln. Sein Ansatz hieß "Naturalité" (Natürlichkeit) und läutete eine avantgardistische Küche ein, die Speisen sollten so naturbelassen wie möglich zubereitet werden. Zudem verbannte Ducasse zwei Grundzutaten der französischen Küche: Fleisch und die im ganzen Land beliebte Butter.
Vorreiter der nachhaltigen Sterneküche
Ducasse schlug damit in die Nachhaltigkeitskerbe, die auch heute so en vogue ist. Seine Küche sollte respektvoll "mit den Ressourcen unseres Planeten" umgehen. Mit diesem Konzept wurde Ducasse mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet und hat damit die "Geschichte der gehobenen Gastronomie" geprägt, erklärte François Delahaye von Dorchester Collection. Die Gründe für die Trennung von Ducasse ließ er im Dunkeln.
Der Chefredakteur der Gastro-Website "Atabula", Franck Pinary-Rabaroust, sagte, dass sich das "Plaza Athénée" von seinem Star-Koch trenne, sei für Ducasse "eine Kränkung". "Für die gehobene Gastronomie ist es ein Erdbeben." Der Star-Koch ist mit 21 Michelin-Sternen der höchstdekorierte Koch Frankreichs. Sein Anspruch aber hat seinen Preis: Für das Menü im "Le Plaza Athénée" zahlte man bis zu 400 Euro, ohne Getränke. Es gab auch ein "Paradoxon", sagte Pinay-Rabaroust dem "Telegraph", die Produkte wurden zwar mit einem geringen CO2-Fußabdruck lokal produziert, aber für "eine Kundschaft, die nur zum Essen aus allen Ecken der Welt eingeflogen ist."

Die Sterne-Küche leidet weltweit unter der Corona-Krise. Wegen Lockdown-Restriktionen können die Edel-Restaurants ihre reiche Kundschaft nicht mehr empfangen. Ducasse hatte auf die Pandemie mit Essen zum Mitnehmen zum erschwinglichen Preis von rund 22 Euro reagiert. Zur Ruhe wird sich der Star-Koch nicht setzen: Gemeinsam mit der Unternehmensgruppe Dorchester führt er noch das Restaurant "Le Meurice Alain Ducasse" in Paris, das mit zwei Sternen ausgezeichnet ist, und das drei Sterne-Restaurant "The Dorchester" in London.