Unter den Verwandten von vier indigenen Kindern, die einen Flugzeugabsturz und 40 quälende Tage allein im Amazonas-Regenwald überlebt haben, ist ein Streit um das Sorgerecht ausgebrochen. Die Angehörigen ihrer verstorbenen Mutter werfen dem Vater der beiden jüngsten Kinder vor, diese zu misshandeln. Der Vater weist die Vorwürfe zurück. Die Großmutter mütterlicherseits, Fatima Valencia, kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an, das Sorgerecht für die vier Kinder zu beantragen. Bis die Angelegenheit geklärt ist, hat das Instituto Colombiano de Bienestar Familiar (ICBF) die Vormundschaft über die Kinder übernommen.
Die vier Geschwister im Alter von ein bis 13 Jahren blieben am Montag im Krankenhaus und werden voraussichtlich noch einige Tage dort bleiben. Diese Zeit nutzt die kolumbianische Kinderschutzbehörde, um Familienmitglieder zu befragen und zu entscheiden, wer sich um die Kinder kümmern soll.
Darüber hinaus erholen sich die Kinder offenbar sehr gut. Sie seien "sehr guter Stimmung, sie haben gemalt und gezeichnet", sagte die Vize-Chefin der kolumbianischen Familienfürsorge, Adriana Velasquez, in einem am Montag an Medien versandten Video.
Im Dschungel abgestürzte Kinder werden im Krankenhaus aufgepäppelt
"Sie reden gerne" und seien "sehr gut drauf", sagte Velasquez über die Geschwister, die derzeit in einem Militärkrankenhaus in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá aufgepäppelt werden. ICBF-Chefin Astrid Caceres sagte dem Sender W Radio, die 13-jährige Lesly und die neunjährige Soleiny hätten am Montag Fieber gehabt, ihr fünfjähriger Bruder Tien Noriel stehe wegen einer möglichen Lebensmittelvergiftung unter Beobachtung.
Cristin, die im Dschungel ein Jahr alt geworden war, werde weiter intensivmedizinisch betreut, führte Caceres aus. Dies geschehe allerdings nicht wegen eines besorgniserregenden Gesundheitszustands, sondern weil sie noch so klein sei. Die Kinder könnten mittlerweile wieder schlafen, "was ihnen sehr geholfen hat", sagte Caceres. Ihre Erholung verlaufe nach Plan, die Geschwister blieben voraussichtlich zwei bis drei Wochen im Krankenhaus.
Die kolumbianische Armee veröffentlichte ein von den Kindern gemaltes Bild, auf dem der Suchhund Wilson zu sehen ist. Das Tier ist seit dem schwierigen Sucheinsatz im kolumbianischen Amazonas-Urwald verschwunden.
Mutter der vier Kinder starb bei Flugzeugabsturz im Amazonas
"Der Hund war bei ihnen, er kam und ging", sagte der Großvater der Kinder, Narciso Mucutuy, in einem vom Verteidigungsministerium verbreiteten Video. Schließlich sei Wilson verschwunden. Die Armee leitete eine Suche nach dem sechsjährigen Belgischen Schäferhund ein.
Am 1. Mai war ein Kleinflugzeug im Amazonas-Regenwald abgestürzt. Der Pilot und ein Indigenen-Anführer starben bei dem Unglück, die Mutter der vier Kinder starb nach deren Angaben vier Tage nach dem Absturz.
Die Kinder schlugen sich wochenlang allein durch den gefährlichen Dschungel und ernährten sich von 1,5 Kilogramm Maniokmehl, das sie im Flugzeugwrack fanden, sowie im Dschungel wachsenden Pflanzen. Sie litten allerdings schrecklichen Hunger und magerten stark ab. Am Freitag fand ein Suchteam die Geschwister schließlich.

Sehen Sie im Video: Vier Kinder 40 Tage nach Flugzeugabsturz aus dem Dschungel gerettet