In der Ukraine ist am Donnerstag ein Passagierflugzeug aus Malaysia abgestürzt und in Flammen aufgegangen. Nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums soll die Maschine in 10.000 Metern Höhe von einer Flugabwehrrakete vom Typ Buk getroffen worden sein. Regierung und Separatistenführung beschuldigten sich gegenseitig, die Passagiermaschine abgeschossen zu haben. Unabhängige Bestätigungen gibt es auch Stunden nach dem Absturz nicht. Die Lage ist unübersichtlich. US-Präsident Barack Obama und Russlands Präsident Wladimir Putin haben nach Angaben aus dem Kreml den Vorfall in einem Telefongespräch bereits diskutiert.
Die Maschine ging im ukrainisch-russischen Grenzgebiet in der von prorussischen Separatisten gehaltenen Region Donezk nieder, hieß es aus Luftfahrt-Kreisen. Die Absturzstelle befindet sich in der Ortschaft Torez, etwa 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Nach Augenzeugenberichten sollen im Umkreis von 15 Kilometern leblose Körper und Leichenteile zu finden sein. Angeblich haben Separatisten inzwischen die Black Box der Maschine mit allen Aufzeichnungen gefunden. Die Daten könnten Aufschluss geben, was wirklich geschehen ist.
Gegenseitige Beschuldigungen
Separatistenführer Alexander Borodai beschuldigte ausdrücklich die ukrainische Armee, für den Absturz verantwortlich zu sein. "Es ist tatsächlich ein Passagierflugzeug von den Regierungskräften abgeschossen worden", sagte er. Die Regierung in Kiew betonte dagegen, dass die ukrainischen Truppen nicht in den Vorfall verwickelt seien. Es könne aber nach ähnlichen Vorfällen mit Transportmaschinen in den vergangenen Tagen nicht ausgeschlossen werden, dass Flug MH17 abgeschossen wurde.
Der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine hatte am Donnerstag erklärt, ein Kampfflugzeug vom Typ Suchoi-25 sei am Mittwoch durch eine russischen Rakete abgeschossen worden, als es "seinen Dienst über dem Gebiet der Ukraine" erfüllte. Russland wies diese Behauptung kategorisch zurück. Am Montag hatte das ukrainische Militär dem Nachbarland schon vorgeworfen, eine Transportmaschine vom Typ AN-26 abgeschossen zu haben.
Angeblich mehr als 300 Tote
An Bord der Boeing 777 waren 295 Menschen, darunter 15 Crew-Mitglieder. Laut Angaben aus dem Innenministerium in Kiew sind alle Insassen bei dem Crash ums Leben gekommen. Die örtlichen Behörden betonten: "Die Zahl der Toten ist noch nicht bekannt." Offenbar wurden auch Personen am Boden Opfer der Katastrophe. Derzeit ist von mehr als 300 Toten die Rede. Möglicherweise sind 23 US-Bürger unter den Opfern, dafür gibt es zur Stunde noch keine offizielle Bestätigung. Reiseveranstalter geben an, dass Dutzende Niederländer unter den Fluggästen waren, zudem ist von vier Franzosen die Rede.
Der ukrainische Premierminister Areseny Jatseniuk ordnete eine Untersuchung der - so wörtlich - "Flugzeug-Katastrophe" an; Obama sagte Unterstützung der USA zu. Während der ukrainische Präsident Petro Poroschenko von einem Terrorakt ausgeht, wertet die Europäische Flugsicherung den Absturz bisher noch als Unfall. Die Maschine mit der Flugnummer MH17 war auf dem Weg von Amsterdam-Schipohl nach Kuala Lumpur. Es handelte sich um einen Gemeinschaftsflug mit der niederländischen Fluggesellschaft KLM unter der Co-Nummer KL4103. Der niederländische Premier Mark Rutte zeigte sich "tief erschüttert" und eilte vom EU-Gipfel in Brüssel zurück nach Amsterdam. Auch die malaysische Regierung reagierte geschockt. Der russische Präsident Putin übermittelte sein Beileid. Er sei traurig über die "Katastrophe über dem Territorium der Ukraine, die so viele Menschenopfer gekostet" habe, schrieb Putin in einem am Donnerstag vom Kreml veröffentlichten Telegramm.
Nächster schwerer Verlust für Malaysia Airlines
Malaysia Airlines hatte schon kurz nach dem Absturz via Twitter bestätigt, dass sie den "Kontakt zu Flug MH17 aus Amsterdam verloren hat".
Für die Airline ist es schon der zweite Verlust einer Passagiermaschine in diesem Jahr. Am 8. März war der Flug MH370 nach dem Start in Kuala Lumpur in Richtung Peking von den Radarschirmen verschwunden. An Bord der Boeing 777 waren 239 Menschen. Über ihr Schicksal und darüber, was an Bord der Maschine passierte, herrscht völlige Ungewissheit. Trotz intensiver Suche wurde bislang keine Spur der Unglücksmaschine entdeckt.