Transrapid-Unglück Geständnis vor der Trauerfeier

Der Bundespräsident kommt und der niedersächsische Ministerpräsident auch, wenn am Mittwochvormittag die Trauerfeier für die 23 Todesopfer des Transrapid-Unfalls stattfindet. Die Betreibergesellschaft hat zuvor eine gewisse Mitschuld am Unglück eingeräumt.

Unter dem Eindruck zunehmender Kritik an der Sicherheit der Transrapid-Teststrecke im emsländischen Lathen wird heute mit einer Trauerfeier der 23 Toten des Unglücks gedacht. Zu der Gedenkfeier im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes werden auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erwartet.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) wird vor 600 Trauergästen in der Lathener St.-Vitus-Kirche eine Ansprache halten. Die Predigt halten der katholische Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode und die evangelisch Regionalbischöfin Doris Janssen-Reschke gemeinsam.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält vor dem Hintergrund der Sicherheitsdebatte am Transrapid fest. "Wenn sich erhärtet, dass menschliches Versagen die Ursache des Unglücks war, führt dies nicht zum Aus der Technologie der Magnetschwebebahn", sagte sie der "Neuen Presse".

Wolfgang Tiefensee warnte vor vorschnellen Urteilen über die Sicherheit des Transrapids. "Gegner des Transrapid nutzen das schreckliche Unglück, um die Technologie schlecht zu reden. Wir wissen aber noch nicht, was genau den Unfall im Emsland ausgelöst hat", sagte er der "Welt".

Bewusst auf Sicherheitsvorkehrungen verzichtet

Zuvor hatte der Geschäftsführer der Transrapid- Betreibergesellschaft IAGB, Rudolf Schwarz, gesagt, in Lathen sei bewusst auf zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen verzichtet worden. Dem vor ein bis zwei Jahren geäußerten Wunsch der Lathener Mitarbeiter, auch die Sonderfahrzeuge in ein integriertes Sicherheitskonzept einzubeziehen, sei nicht gefolgt worden. Es sei derzeit nicht klar, wer zum fraglichen Zeitpunkt Inhaber der Betriebserlaubnis für die Teststrecke gewesen sei. Die jetzige Betreibergesellschaft habe damals nur ein Vorschlagsrecht gehabt.

Den Verantwortlichen für die Versuchsanlage drohen auch Entschädigungsklagen von Opfern und Angehörigen, die eine Berliner Kanzlei eingeschaltet haben. Es sei unklar, warum auf der Strecke heute mögliche Sicherheitsvorkehrungen nicht eingesetzt wurden, sagte Rechtsanwalt Walter Bergmann. Seine Kanzlei vertritt nach eigenen Angaben mehrere Geschädigte des Unglücks. Die Anwälte wollen parallel zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft eigene Untersuchungen anstrengen.

Auf dem Spendenkonto für die Hinterbliebenen des Transrapid- Unglücks gingen nach Angaben des Landkreises Emsland bis Dienstag rund 200.000 Euro ein. Zu den größten Spendern gehöre neben den Konzernen RWE und Thyssen-Krupp sowie der Betreibergesellschaft IABG auch der Landkreis selbst, sagte Kreissprecher Dieter Sturm. Es hätten aber auch viele Privatpersonen Geld eingezahlt.

Politischer Streit in Bayern

In Bayern ist unterdessen der politische Streit um die Verwirklichung der Transrapid-Trasse zwischen Innenstadt und Flughafen Franz-Josef Strauß voll entbrannt. Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) will an dem Projekt trotz der Sicherheitsdebatte und einer Finanzierungslücke von derzeit noch rund einer Milliarde Euro festhalten und es angesichts der Konkurrenz aus China rasch verwirklicht sehen.

Die Landtagsopposition von SPD und Grünen will dagegen die Transrapid-Pläne kippen. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sagte, besonders die Streckenführung durch einen drei Kilometer langen Tunnel werfe Sicherheitsprobleme auf. Er favorisiert stattdessen eine wesentlich kostengünstigere Express-S-Bahn.

AP · DPA · Reuters
Reuters/DPA/AP

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