Mehr als acht Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes dringt die internationale Gemeinschaft auf eine baldige Befriedung des Landes. Vertreter aus 44 Staaten und von internationalen Organisationen sind in London zusammengekommen, um über Abzugsperspektiven für die internationalen Truppen zu beraten. Der Einsatz dieser Truppen in Afghanistan ist nach den Worten des britischen Premierministers Gordon Brown entscheidend für die Sicherheit in der Welt. Auf der Afghanistan-Konferenz könne jedoch der Grundstein gelegt werden, dass die ausländischen Truppen "nach Hause" kommen, sagte Brown zum Auftakt. "Es wird Zeit brauchen, aber schneller gehen als manche erwarten."
Gleichzeitig wandte sich Brown mit einer Kampfansage an das Terrornetzwerk al Kaida: "Wir werden Euch besiegen, nicht nur auf den Schlachtfeldern, sondern auch in den Herzen und Köpfen." Man wolle im Laufe des Jahres damit beginnen, die Kontrolle an die afghanischen Sicherheitskräfte zu übergeben. Die eintägige Konferenz sei der Beginn einer "neuen Phase" und ein "entscheidender Schritt", dass Afghanistan die Verantwortung für seine eigene Sicherheit übernehmen kann.
Zustimmung zum Konzept der Bundesregierung
Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte, es solle ein "neues Kapitel" in der Afghanistan-Politik aufgeschlagen werden. Künftig solle der Akzent mehr auf dem zivil-politischen Wiederaufbau liegen. "Wir wollen einen Wendepunkt schaffen", erklärte Westerwelle vor Beginn der Verhandlungen, die von Brown, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai geleitet werden.
Westerwelle sagte nach einer Unterredung mit anderen Außenministern am Vorabend, er habe für die Kernpunkte des deutschen Konzepts sehr viel Zustimmung erhalten. "Wir liegen richtig, wenn wir eine Abzugsperspektive erarbeiten." 2011 soll mit der Verringerung der Truppenstärke begonnen werden und 2014 die Verantwortung für die Sicherheit vollständig an die afghanische Führung zurückgegeben werden. "Wir wollen nicht ewig und drei Tage in Afghanistan bleiben".
Die Bundesregierung sieht vor, das Bundeswehrkontingent von jetzt 4500 Soldaten um maximal 850 aufzustocken. Alleine 1400 Soldaten sollen sich - auch durch Umschichtungen innerhalb der Truppen - künftig der Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte widmen. Die schnelle Eingreiftruppe soll aufgelöst werden. Auch die Polizeiausbilder sollen von jetzt 123 auf 200 bis Ende des Jahres erhöht werden. Brown lobte bei seiner Auftaktrede ausdrücklich die Pläne der Bundesregierung, die Truppen aufzustocken und mehr Geld in die Entwicklungshilfe zu stecken.
Obama blickt positiv in die Zukunft
US-Präsident Barack Obama hatte sich kurz vor Beginn der Konferenz ebenfalls zuversichtlich gezeigt, dass der internationale Einsatz in Afghanistan ein Erfolg wird. Im vergangenen Jahr seien Hunderte al-Kaida-Anhänger getötet oder gefangengenommen worden, darunter zahlreiche Anführer, sagte Obama am Mittwochabend in seiner Rede zur Lage der Nation. Ihre Zahl sei weitaus höher gewesen als im Jahr zuvor.
Mit der Aufstockung der US-Truppen und den verstärkten Bemühungen um eine Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte komme man dem Ziel näher, die Truppen ab 2011 schrittweise wieder nach Hause zu holen, ergänzte Obama. Auf der Seite der USA stünden Verbündete, die ebenfalls ihr Engagement ausgeweitet hätten. "Vor uns liegen schwierige Tage. Aber ich bin überzeugt, dass wir Erfolg haben werden", sagte der US-Präsident.