Al Sarkawis Tod Fahrverbote aus Furcht vor Rache

Während die westliche Welt mit Erleichterung auf den Tod des Topterroristen Abu Mussab al Sarkawi reagiert, versucht die irakische Regierung, mit den Folgen zurechtzukommen. Erste Maßnahmen: Fahrverbote.

Die irakische Regierung hat am Freitag ein fünfstündiges allgemeines Fahrverbot für die Hauptstadt Bagdad und in Bakuba erlassen. Damit sollen offenbar Vergeltungsanschläge nach dem Tod des Terroristenführers Abu Mussab al Sarkawi verhindert werden, der am Mittwoch bei einem US-Angriff in der Nähe von Bakuba getötet wurde. Das irakische Fernsehen berichtete, das Fahrverbot gelte von 11.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Zu dieser Zeit gehen viele Iraker in die Moscheen. In der Vergangenheit waren schon häufiger Moscheen das Ziel von Selbstmordattentätern. Bagdad war schon am Donnerstag nach der Nachricht vom Tod al Sarkawis von einer Anschlagsserie erschüttert worden. Dabei wurden mindestens 40 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt.

"Sie werden weitermachen"

US-Präsident George W. Bush sprach am Donnerstag von einem schweren Schlag gegen das Terrornetzwerk El Kaida und einem "Sieg im weltweiten Krieg gegen den Terror". Mit dem "Mörder al Sarkawi" sei einer "der sichtbarsten und aggressivsten Terroristen" getötet worden, der persönlich für Enthauptungen von Geiseln, Autobomben und Selbstmordanschläge verantwortlich gewesen sei. Zugleich äußerte Bush die Erwartung, "dass die Terroristen und die Aufständischen weitermachen werden, auch ohne ihn".

Auch Bushs wichtigster Irak-Verbündeter, der britische Premierminister Tony Blair, meinte, die Terroristen würden nicht aufgeben. Allerdings sei der Tod al Sarkawis ein wichtiger Schlag gegen al Kaida. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte bei einem Bundeswehrgelöbnis im pfälzischen Neustadt, es sei eine "gute Nachricht", dass Al-Sarkawi künftig nicht mehr "Drahtzieher menschenverachtender Anschläge" sein werde. Er sei einer der gefährlichsten Männer der Terrororganisation al Kaida gewesen.

"Irak ist eine Kriegszone"

UN-Generalsekretär Kofi Annan erklärte in New York: "Es lässt aufatmen, dass ein so gefährlicher Mann nicht mehr unter uns ist." Auf die Frage eines Journalisten, ob die gezielte Tötung Sarkawis mit den Genfer Konventionen vereinbar sei, antwortete Annan: "Irak ist eine Kriegszone. Sarkawi hat Krieg geführt." Vor diesem Hintergrund könne von einem "Attentat" wohl keine Rede sein.

Al Sarkawi (39) kam nach Angaben der irakischen Regierung durch einen Angriff der US-Luftwaffe nördlich von Bagdad ums Leben. Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki gab bekannt, dass der jordanische Anführer der Gruppe "al Kaida im Zweistromland" und sieben weitere Menschen am Mittwochabend bei dem US-Bombenangriff in Hibhib 60 Kilometer nördlich von Bagdad getötet worden seien.

Auf al Sarkawi, dessen Terrorgruppe sich zu einigen der blutigsten Anschläge im Irak seit dem Sturz des Saddam-Regimes bekannte, hatten die USA ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt. Seine Terrorkommandos haben nicht nur im Irak Hunderte von Menschen getötet. Der gebürtige Jordanier soll auch die Selbstmordanschläge in drei Hotels in Amman im vergangenen Jahr angeordnet haben, bei denen 60 Zivilsten starben. Er war in seiner Heimat mehrfach in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden.

Angriff mit zwei 500-Pfund-Bomben

Nach Angaben der US-Armee hatte sich Al-Sarkawi in einem isoliert gelegenen Haus in der Ortschaft Hibhib bei Bakuba nördlich von Bagdad versteckt. US-Generalmajor Bill Caldwell erläuterte in Bagdad, F-16- Bomber der US-Luftwaffe hätten das Gebäude mit zwei 500-Pfund-Bomben total zerstört. Zu den dabei zusammen mit Al-Sarkawi getöteten Menschen gehörten eine Frau, ein Kind sowie ein enger Berater des Terroristenanführers namens Scheich Abdel Rahman.

Das amerikanische Militärkommando erwarte, dass nun ein Ägypter mit dem "Kampfnamen" Abu al Masri zum Anführer der Al-Kaida-Terroristen im Irak bestimmt werde, hieß es. Die US-Armee zeigte Bilder der Leiche al Sarkawis und ein Video von dem Luftangriff in Hibhib. Al-Sarkawi sei anhand von Fingerabdrücken und seiner Gesichtszüge identifiziert worden, hieß es.

"Bis Gottes Wort über allem steht"

Auf einer Internetseite von Islamisten tauchte ein Schreiben auf, das den Tod al Sarkawis bestätigt und eine Fortsetzung des Kampfes im Irak angekündigt, "so lange bis Gottes Wort über allem steht". Al Sarkawi hatte nach dem Sturz des Saddam-Regimes im Frühjahr 2003 im Irak eine Terrororganisation mit dem Namen al Tawhid wa al Dschihad (Religiöse Einheit und Heiliger Krieg) gegründet. Im Sommer 2004 bekundete er seine Loyalität zu bin Laden und benannte seine Gruppe in "al Kaida im Zweistromland" um. In den vergangenen Jahren war al Sarkawi mehrfach praktisch in letzter Minute seinen Verfolgern entkommen. Im Jahr 2004 war er nach amerikanischen Medienberichten von irakischen Sicherheitskräften sogar gefasst, aber dann wieder freigelassen worden, da die Polizei nicht wusste, wer er war.

Bei Anschlägen in Bagdad starben am Donnerstag mindestens 23 Menschen. Allein 10 Menschen wurden bei einem Autobombenanschlag auf einen Markt in Bagdads nördlichem Vorort Kadhimija getötet, in dem mehrheitlich Schiiten leben.

DPA DPA

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