China will mit neuen Regulierungen bei jugendlichen Gamern durchgreifen, um eine Computerspielsucht zu bekämpfen, die die Gesundheit von Minderjährigen gefährde, wie mehrere Medien berichten, darunter die britische Zeitung "The Guardian" und der US-Sender CNN. Die Regelungen sehen vor, dass Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zwischen 22 Uhr und 8 Uhr keine Online-Spiele spielen dürfen. Unter der Woche sollen nur noch 90 Minuten Spielzeit pro Tag erlaubt sein. An Wochenenden und Feiertagen dürfen es drei Stunden sein.
Außerdem dürfen minderjährige Gamer im Alter zwischen acht und sechzehn Jahren pro Monat nur 200 chinesische Yuan (ca. 26 Euro) für das Online-Gaming ausgeben, Sechzehn- bis Achtzehnjährige doppelt so viel. Darüber hinaus sollen Klarnamen verwendet werden. Unternehmen und Online-Plattformen müssten die neuen Regeln durchsetzen, die als "Leitfaden" für Eltern dienen sollen, sagte ein Sprecher der Presse- und Publikationsverwaltung gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua.
Regierung: Computerspiele schlecht für Gesundheit und Noten
Die chinesische Regierung gibt dem übermäßigen Gaming die Schuld daran, dass es einen Anstieg an Kurzsichtigkeit und ein schlechtes Abschneiden in Bildungsbereichen gäbe, so die "New York Times". "Diese Probleme wirken sich auf die körperliche und geistige Gesundheit von Minderjährigen sowie auf deren normales Lernen und Leben aus", heißt es in einer Erklärung der Presse- und Publikationsverwaltung, die von Xinhua veröffentlicht wurde.
Die neuen Regulierungen sind nur eine der jüngsten der staatlichen Maßnahmen, um Chinas riesige Gaming-Industrie in Schach zu halten. Laut dem Marktforschungsunternehmen Newzoo ist China der weltweit größte Spielemarkt, auf den ein Viertel des weltweiten Umsatzes entfällt, so CNN. Man schätzt, dass Chinas Gesamteinnahmen aus dem Gaming-Bereich im Jahr 2018 gut 38 Milliarden US-Dollar betrugen.
China verbietet Videospiele
Laut Xinhua orientieren sich die neuen Maßnahmen an Xi Jinpings Gedanken zum Sozialismus. Bereits im vergangenen Jahr kritisierte er, dass Videospiele zu Kurzsichtigkeit bei chinesischen Kindern beitragen. Er forderte Beamte auf, die Branche zu kontrollieren. Kulturelle Werte, die von der Kommunistischen Partei vertreten werden, sollen laut Berichten verbreitet werden.
Unter Xi haben die chinesischen Behörden auch eine Bereinigung und Verbote von Online- oder Medieninhalten eingeleitet, die als "ungesund" eingestuft werden. Dazu gehörten etwa Spiele mit sexuell eindeutigen, blutigen oder gewalttätigen Inhalten sowie Spiele mit Glücksspielcharakter. Videospiele sind zu einem beliebten Angriffsziel in China geworden. Staatlichen Medien haben einige Spiele mit "Gift" verglichen.
Laut "New York Times" wurden die Vorschriften von der Branche weitgehend vorweggenommen und dürften den Umsatz nicht beeinträchtigen. Viele der größten Technologieunternehmen Chinas hätten jüngeren Benutzern bereits Beschränkungen auferlegt. Allerdings würden junge Spieler wahrscheinlich nach Wegen suchen, um die Vorschriften zu umgehen, indem sie beispielsweise Telefone oder Identifikationsnummern der Eltern nutzen würden.
Junger Thailänder stirbt an Schlaganfall - weil er zu viel zockte
Im vergangenen Jahr hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die Gaming-Sucht als eine psychische Erkrankung eingestuft. Selbst bezeichnet die WHO dieses Problem als "Spielstörung", wie die britische BBC berichtet. Einige Länder hätten übermäßiges Spielen von Computer und Videospielen als ein großes Problem der öffentlichen Gesundheit eingestuft. Viele verfügten bereits über private Suchtkliniken, die die Krankheit behandeln.
Das übermäßige Spielen am PC kann aber auch körperliche Folgen haben, wie ein aktueller Fall aus Thailand zeigt. Ein 17-Jähriger brach vor seinem Computer zusammen und starb, nachdem er in den Schulferien nächtelang gezockt haben soll. Dies berichten unter anderem die britischen Zeitungen "Daily Mail" und "Mirror".
Laut medizinischen Untersuchungen sei der Junge an einem Schlaganfall gestorben, der nach Meinung der Mediziner darauf zurückzuführen sei, dass er die ganze Nacht Computer gespielt habe. Den Berichten zufolge sollen die Eltern dem 17-Jährigen Essen in sein Zimmer gebracht und ihn dazu gedrängt haben, mit dem Spielen aufzuhören, was er aber verneinte. Laut seinem Vater sei sein Sohn süchtig nach PC-Spielen gewesen.
Quellen: "The Guardian", BBC, CNN, "The New York Times", "Mirror", "Daily Mail"