Clotilde Reiss ist zurück in Frankreich "Kein Kuhhandel" mit dem Iran

Fast elf Monate war sie im Iran wegen des Vorwurfs der Spionage festgehalten worden, jetzt ist die 24-jährige Französin Clotilde Reiss wieder in ihrer Heimat.

Nach zehn Monaten unter Spionageverdacht im Iran ist die französische Sprachlehrerin Clotilde Reiss am Sonntag in ihre Heimat zurückgekehrt. Die 24-jährige Uni-Dozentin traf am Nachmittag an Bord einer französischen Regierungsmaschine in Paris ein und wurde anschließend von Präsident Nicolas Sarkozy im Elysee-Palast empfangen. Sarkozy dankte unter anderem dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad für seine "aktive Rolle" bei ihrer Freilassung.

Am Vortag hatte ein iranisches Gericht ihre Gefängnisstrafe in eine Geldbuße umgewandelt und ihr den Pass zurückgegeben - zur großen Erleichterung Frankreichs, das die Vorwürfe gegen Reiss stets als haltlos zurückgewiesen hatte. Die Frau war nach der Teilnahme an einer Kundgebung nach der umstrittenen Präsidentenwahl im Juni 2009 bezichtigt worden, Teil eines westlichen Komplotts gegen die Regierung zu sein.

"Ich bin sehr, sehr glücklich, wieder in meiner Heimat zu sein", erklärte Reiss auf den Stufen vor dem Präsidentenpalast. Sie dankte Sarkozy für seinen Einsatz. Reiss' Anwalt hatte am Samstag erklärt, seine Mandantin sei zunächst zu zwei fünfjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Das Gericht habe diese aber in eine Geldstrafe von 230.000 Euro umgewandelt. Reiss gehörte zu Tausenden, die im Rahmen der größten Demonstrationen im Iran seit der Revolution von 1979 festgenommen wurde. Die Regierung in Teheran wird verdächtigt, das Ergebnis der Abstimmung gefälscht zu haben. Gegen eine Kaution hatte Reiss das Gefängnis verlassen können und war bis zur Urteilsverkündung in der französischen Botschaft geblieben.

Sarkozy dankte auch dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inazio Lula da Silva, der zurzeit im Atomstreit mit dem Iran in Teheran vermittelt. Der französische Außenminister Bernard Kouchner warf dem Iran vor, Reiss als Geisel genommen zu haben. "Wir haben lange auf Clotilde gewartet", sagte Kouchner im Rundfunk. Der Minister wies Spekulationen zurück, dass ihre Freilassung mit Gegenleistungen verbunden war. "Es gab keinen Kuhhandel", betonte Kouchner mit Blick auf Entscheidungen der französischen Justiz gegenüber zwei Iranern.

Frankreich verweigerte unlängst den USA die Auslieferung eines Ingenieurs, dem illegaler Waffenhandel vorgeworfen wird. Zudem wurde in Kürze mit der Ausweisung eines Mannes gerechnet, der im Mordfall eines ehemaligen iranischen Ministerpräsidenten zu lebenslanger Haft verurteilt worden war und nun auf Bewährung freikommen sollte.

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Reuters/DPA