Die blutigen Unruhen in Syrien schwächen nach Ansicht eines israelischen Experten die Achse Damaskus-Teheran-Hisbollah-Hamas. Israels ehemaliger Chefunterhändler bei den Friedensverhandlungen mit Syrien, Itamar Rabinovich, schrieb am Dienstag in einem Kommentar: "Syrien ist ein zentraler Bündnispartner und Kunde des Irans und dient ihm als Brücke zum Libanon, nach Gaza und zum Mittelmeer." Teheran liefert Waffen an die libanesische Hisbollah-Miliz sowie die im Gazastreifen herrschende Hamas.
Während die Regimewechsel in Tunesien und Ägypten eher Teheran in die Hände gespielt hätten, sei eine Schwächung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in diesem Sinne ein "reiner Gewinn" für Israel, schrieb der Politikprofessor in dem Artikel in der israelischen Zeitung "Jediot Achronot". "Aus regionaler Sicht macht die Schwächung Syriens ein wenig den Schaden wett, den Israel durch den Richtungswechsel in Ägypten erfahren hat."
Andererseits berge ein möglicher Sturz Assads auch Gefahren für Israel. Die Muslimbrüder seien immerhin die größte organisierte politische Kraft in Syrien. Eine weitere Destabilisierung des Assad-Regimes könne auch zu einer regionalen Krise führen, warnte der ehemalige Unterhändler. Assad und seine Bündnispartner in Teheran könnten den Konflikt mit Israel anheizen, um von den internen Problemen in Syrien abzulenken, meinte Rabinovich.
Die USA hätten kein echtes Interesse an einem Regimewechsel in Damaskus, schrieb der ehemalige Botschafter Israels in Washington ferner. "Im Fall eines Massakers an syrischen Zivilisten hätte die US-Regierung es allerdings schwer, ihre Nichteinmischung zu begründen, nachdem die Einmischung in Libyen mit humanitären Beweggründen erklärt worden war."