In einem Rundumschlag hat Donald Trump die Leitlinien seiner an diesem Freitag beginnenden Präsidentschaft umrissen. In einem Interview der "Bild"-Zeitung und der Londoner "Times" in New York bewertete er die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerst kritisch. Zudem drohte er deutschen Autobauern mit Strafzöllen. Die Nato erklärte der künftige Staatschef für "obsolet" und den Brexit zu einer "großartigen Sache".
Die deutsche Grenzöffnung in der Flüchtlingskrise bezeichnete Trump als "äußerst katastrophalen Fehler". "All' diese Illegalen ins Land zu lassen", sei ein "sehr schlimmer Fehler" gewesen. Von den Folgen habe Deutschland mit dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten "einen deutlichen Eindruck" bekommen.
Statt Flüchtlinge aufzunehmen, hätte sich Deutschland stärker für Sicherheitszonen etwa in Syrien stark machen sollen, so Trump. "Die Golfstaaten hätten dafür zahlen sollen", sagte er. "Das Ganze wäre wesentlich billiger gewesen als das Trauma, das Deutschland jetzt durchmacht."
Dennoch habe er stets "großen Respekt" für Merkel gehabt, sagte Trump. "Merkel ist mit Abstand einer der wichtigsten Regierungschefs." Der Rechtspopulist hatte bereits im US-Wahlkampf Merkels Flüchtlingspolitik mehrfach kritisiert.
Strafzölle für Autobauer, die in Mexiko produzieren
Deutschen Autobauern drohte Trump in dem Gespräch mit Strafzöllen, falls sie statt in den USA im benachbarten Mexiko produzieren. Sollten sie Autos in die USA verkaufen wollen, die nicht dort gefertigt worden seien, müssten sie "35 Prozent Steuern zahlen". "Ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen", sagte Trump auf die Frage nach Plänen des Münchner Autobauers BMW, 2019 eine Fabrik in Mexiko zu eröffnen. BMW müsse stattdessen seine "Fabrik in den USA bauen".
Die Deutschen verhielten sich "den USA gegenüber sehr unfair", sagte Trump mit Blick auf die vielen in den USA verkauften Autos. Umgekehrt stelle sich die Frage: "Wie viele Chevrolets sehen Sie in Deutschland? Nicht allzu viele, vielleicht gar keine", sagte Trump.
"Sehen Sie sich die Europäische Union an, die ist Deutschland"
Den bevorstehenden EU-Austritt Großbritanniens sieht Trump positiv. "Der Brexit wird sich letztlich als eine großartige Sache herausstellen." "Wir werden sehr hart arbeiten, um es schnell und sauber hinzukriegen", sagte Trump, der zugleich bestätigte, bald nach seiner Amtseinführung die britische Premierministerin Theresa May zu treffen. In einem weiteren Seitenhieb auf Deutschland fügte er hinzu: "Sehen Sie sich die Europäische Union an, die ist Deutschland. Im Grunde genommen ist die Europäische Union ein Mittel zum Zweck für Deutschland. Deswegen fand ich, dass es so klug von Großbritannien war, auszutreten." Er rechne damit, dass weitere EU-Staaten dem Vorbild Großbritanniens folgen werden. Für die USA spiele es keine Rolle, ob die EU geschlossen oder zerrissen sei.
Donald Trump kritisiert Russlands Syrien-Politik
Auch seine Attacken gegen die Nato erneuerte Trump. Die Nato sei "obsolet, weil sie erstens vor vielen, vielen Jahren entworfen wurde. Zweitens zahlen die Länder nicht, was sie zahlen müssten." Das transatlantische Verteidigungsgemeinschaft sei auch deshalb "obsolet, weil sie sich nicht um den Terrorismus gekümmert hat". Erneut beklagte Trump wie bereits im Wahlkampf, dass nicht alle Nato-Länder angemessen in ihre Verteidigung investierten.
Im Umgang mit Russland brachte Trump ein Abkommen zum Abbau der Atomwaffenarsenale ins Gespräch. "Es gibt Sanktionen gegen Russland. Wir wollen sehen, ob wir gute Abkommen mit Russland schließen können", sagte er der "Times", ohne auf die genannten Sanktionen im Detail einzugehen. "Ich denke, dass die Nuklearwaffen abgebaut werden sollten und sehr substanziell verringert werden sollten, das ist ein Teil davon."
An der Syrien-Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin übte Trump aber Kritik. "Das ist eine sehr üble Sache", sagte er. Die Kämpfe um die syrische Stadt Aleppo seien "scheußlich" gewesen. "Wenn man sieht, wie sie alte Frauen erschießen, die die Stadt verlassen. Sie können nicht einmal da lang gehen und werden erschossen. Es wirkt fast so, als würden sie sie zum Spaß erschießen - ach, das ist schrecklich, das ist eine schreckliche Lage. Aleppo ist in einer so furchtbaren humanitären Lage."
