Gleichberechtigung G7-Gipfel will die Rolle der Frau stärken – und Japan schickt als einziges Land einen Mann

Die Teilnehmer des G7-Ministertreffens zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Stärkung der Rolle der Frau
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des G7-Ministertreffens zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Stärkung der Rolle der Frau posieren für ein Gruppenfoto in Nikko
© JIJI PRESS / AFP
Die Länder der G7 wollen die Gleichberechtigung und die Rolle der Frau weiter stärken. Darauf haben sie sich im japanischen Nikko geeinigt. Doch am Ende ist es nicht die Abschlusserklärung, die Schlagzeilen macht. Es ist der japanische Minister – der einzige Mann in der Runde.

Am Wochenende diskutierten die Gleichstellungsministerinnen der G7-Staaten in Japan, wie sich die Rolle der Frau stärken ließe. Wobei: Nur Ministerinnen waren nicht dabei. Gastgeber Japan schickte als einziges Land einen Mann in die Gipfelrunde.

Ganz schön ironisch, möchte man meinen, wo sich doch die G7-Länder USA, Deutschland, Großbritannien, Italien, Kanada, Japan und Frankreich sowie die EU für mehr Frauen in Führungspositionen stark machen. Dass Japans Minister für Gleichstellungsfragen, Masanobu Ogura, der einzige Mann unter den Ministerinnen war, stand dann auch mehr im Mittelpunkt als die gemeinsame Abschlusserklärung. Japan war zum ersten Mal Gastgeber des G7-Gipfels zur Gleichstellung der Geschlechter, der 2017 zum ersten Mal stattfand. 

Japan hat Probleme bei Gleichstellung von Mann und Frau

Auf die Frage, wie er sich als einziger männlicher Vertreter fühle, antwortete Ogura, dass männliche Führungspersonen mit einem starken Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter immer noch gebraucht würden, zitierte das "Time Magazine" die lokale Zeitung "Shimotsuke Shimbun".

Dass Ogura der einzige Mann in der G7-Runde war, zeigt jedoch, wie schlecht es in Japan um die Gleichstellung zwischen Mann und Frau steht. Das asiatische Land liegt in dem Punkt weit hinter seinen G7-Partnern zurück. Im diesjährigen Global Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums rangiert Japan auf Platz 125 von 146 der Volkswirtschaften – einer der niedrigsten Werte überhaupt, wie das Nachrichtenportal "Nikkei Asia" berichtete.

Auch bei Frauen in Führungspositionen schneidet Japan schlechter ab als die anderen G7-Staaten. Der Frauenanteil in den Vorständen der größten börsennotierten Unternehmen in den G7-Staaten lag im Jahr 2022 bei durchschnittlich 35,5 Prozent. Japan hatte mit rund 15 Prozent den niedrigsten Anteil an weiblichen Vorstandsmitgliedern unter den sieben Ländern, berichtete "Nikkei" weiter.

Japanischer Minister von seinen Kolleginnen "inspiriert"

Der japanische Premierminister Fumio Kishida stand laut "Nikkei" unter nationalem und internationalem Druck, während seines G7-Vorsitzes Fortschritte in diesem Bereich zu erzielen. So setzte er bereits im April das Ziel, dass die an der Tokioter Börse notierten Unternehmen bis 2030 einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent in den Aufsichtsräten haben sollen.

Um dieses Ziel zu erreichen, "werden wir uns bemühen, eine Pipeline von weiblichen Führungskräften zu schaffen und das Unternehmertum von Frauen zu unterstützen", sagte Minister Ogura am Sonntag vor Journalisten in Nikko und fügte hinzu, dass auch die Verringerung des Lohngefälles zwischen Männern und Frauen in Japan – mit 22 Prozent das größte der G7 – eine Priorität sei.

Sabine Lautenschläger: "Im Arbeitsleben gibt es keine Gleichberechtigung – schon gar nicht auf der Führungsebene"
© Carolin Windel / stern
"Im Arbeitsleben gibt es keine Gleichberechtigung – schon gar nicht auf der Führungsebene"

Doch nicht nur in der Wirtschaft, auch in der Politik steht es schlecht um die Gleichstellung der Geschlechter. Laut "Time" sind immer noch rund 90 Prozent der Parlaments- und Ministerposten von Männern besetzt. Eine Frau als Premierministerin hat es in Japan noch nicht gegeben.

Auf einer Pressekonferenz sagte Ogura dazu: "Ich habe auf der Veranstaltung erklärt, dass Japan bei der Förderung von (Frauen) in der Politik nur langsam vorankommt, aber diese Entwicklung gewinnt langsam an Schwung. Obwohl ich der einzige männliche Minister war, wurde ich von den anderen Vertretern herzlich unterstützt." Seine Kolleginnen hätten ihn mit ihren "Vorschlägen und Praktiken" dabei inspiriert.

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