Im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise spricht der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) von "Säbelrasseln". Allerdings nicht etwa vom "Säbelrasseln" Russlands, das mehr als 100.000 Soldaten an der Grenze zum Nachbarland zusammengezogen hat. Der Vorwurf Schröders ging im Gegenteil an die Ukraine und die Nato. Äußerungen, mit denen Schröder nicht nur die Kritik an einer unklaren Haltung seiner Partei in dem Konflikt befeuerte, sondern auch den Eindruck bei den Verbündeten verstärkte, Deutschland sei zu Russland-nah und stehe nicht klar genug zu den politischen Freunden im Westen.
All' dessen ungeachtet, setzt Schröder nun noch einen drauf: Der Ex-Kanzler soll trotz der aktuellen Lage noch einen weiteren Job im russischen Gasgeschäft bekommen. Schröder, der als Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin gilt, sei für den Aufsichtsrat des Staatskonzerns Gazprom nominiert worden, teilte der Energieriese am Freitag in St. Petersburg mit. Poltitiker aus FDP und Union reagierten empört.
"Verhalten von Gerhard Schröder schadet Deutschland"
"Das Verhalten von Gerhard Schröder schadet Deutschland. Wir sollten parteiübergreifend über den Entzug der Amtsausstattung reden", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU im Bundestag, Stefan Müller, am Freitag. "Es wird Zeit, konkret darüber nachzudenken, Gerhard Schröder die Ausstattung eines Altbundeskanzlers zu entziehen", schrieb die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Er schadet dem Land, dem er dienen soll, und lässt sich dafür bereitwillig von einem Autokraten mehr als gut bezahlen." Damit sei eine "Apanage vom deutschen Staat nicht vereinbar". Grünen-Wirtschaftspolitiker Dieter Janecek sagte dem "Handelsblatt", Schröder sei ein gutbezahlter Lobbyist in Putins Diensten. "Er dient als Feigenblatt, um den aggressiven Kurs der russischen Regierung gegenüber der Ukraine und der Europäischen Union zu rechtfertigen." Müller schlug vor, parteiübergreifend Regeln für die Geschäftstätigkeit ehemaliger Bundeskanzler zu entwickeln.
Die Gazprom-Hauptversammlung ist für den 30. Juni geplant. Schröder soll anstelle von Timur Kulibajew antreten, ein Schwiegersohn des im Zuge der Unruhen vom Januar entmachteten kasachischen Ex-Präsidenten Nursultan Nasarbajew.
Posten auch bei der Nord Stream 2 AG
Der 77 Jahre alte Schröder ist bereits mit anderen russischen Unternehmen eng verbunden. So ist er Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Nord Stream AG und Präsident des Verwaltungsrats bei der Nord Stream 2 AG. Beide Gasleitungen unter der Ostsee verbinden Russland und Deutschland. Außerdem ist der frühere Kanzler Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft.