Hilfe für US-Informanten Wikileaks chartert Flugzeug für Snowden

Er wird heute 30 Jahre alt, und die Online-Platform Wikileaks hat ein Präsent für Edward Snowden: Ein gechartertes Flugzeug könnte den Informanten des Spähprogramms Prism aus Hongkong ausfliegen.

Zufall oder nicht? Während der US-Computerexperte Edward Snowden heute seinen 30. Geburtstag an einem geheimen Ort in Hongkong verbringt, wird ein Angebot der Enthüllungsplattform Wikileaks publik. Ein mit Wikileaks verbundener isländischer Geschäftsmann will den amerikanischen Ex-Geheimdienstler nach Island bringen. Dem isländischen Fernsehsender Channel 2 sagte Olafur Vignir Sigurvinsson, er habe einen Privatjet in China gechartert, der Snowden von seinem Zufluchtsort nach Reykjavik bringen solle.

"Von unserer Seite aus ist alles bereit, das Flugzeug kann morgen starten", sagte der Isländer. "Wir haben getan, was wir können. Wir haben ein Flugzeug und die gesamte Logistik. Jetzt warten wir nur auf die Antwort der (isländischen) Regierung."

Snowden hatte im Mai das geheime Spähprogramm Prism des US-Geheimdienstes NSA enthüllt, mit dem das Internet und der Telefonverkehr umfassend überwacht werden. Der Computerexperte floh anschließend nach Hongkong. Die US-Regierung sieht den jungen Mann als Verräter an, amerikanische Behörden ermitteln gegen den früheren technischen Mitarbeiter der Geheimdienste CIA und NSA.

Die Aktion wurde mit Spenden finanziert

Sigurvinsson ist Chef von Datacell, einer Partnerfirma von Wikileaks, die Spenden für die Enthüllungsplattform verwaltet. Das Flugzeug, das Snowden aus Hongkong ausfliegen soll, gehört laut Sigurvinsson einer chinesischen Firma und wurde mithilfe von Spenden für mehr als 240.000 Dollar (rund 181.000 Euro) gechartert.

In einem Interview der britischen Zeitung "Guardian" hatte Snowden davon gesprochen, Island um politisches Asyl bitten zu wollen. Die isländische Regierung hatte darauf verwiesen, dass der Amerikaner nur einen Asylantrag stellen könne, wenn er sich in Island befinde. Wo genau sich Snowdon in Hongkong aufhält, ist nicht bekannt.

Hoffe auf klares Signal aus Island

Laut Sigurvinsson wird der Informant wahrscheinlich nur mit grünem Licht der isländischen Regierung dorthin ausreisen. "Es wäre dumm herzukommen, um dann in die USA ausgeliefert zu werden", sagte der Datacell-Chef. "In dem Fall wäre es besser, er bliebe, wo er ist." Die Regierung in Reykjavik hat nach eigenen Angaben informelle Kontakte zu Snowden. Es ist bisher jedoch nicht sicher, dass die isländische Mitte-Rechts-Regierung dem Whistleblower Zuflucht gewähren will.

Denn bislang reagiert Island zurückhaltend. Die Innenministerin des Landes, Hanna Birna Kristjánsdóttir, sagte am Freitag: "Das Gesetz gilt für alle gleich. Wer in Island um Asyl ersucht, muss sich im Land aufhalten und den Antrag persönlich stellen." Bislang habe das Innenministerium keinen formalen Antrag bezüglich des Falles von Snowden bekommen.

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anb/AFP/DPA