Ein Jahr nach Beginn der Protestwelle im Iran wähnt das islamische Regime in Teheran sich weiter bedroht und versucht, sich abzusichern – auch gegen Druck aus dem Ausland. Darum hat es Dutzende westliche Bürger verhaftet, darunter viele Europäer. Viele wurden zu langen Haftstrafen verurteilt, einige zum Tod. Die Gefangenen nutzt die Islamische Republik als Faustpfand. Ein grausames Erfolgsmodell.
Der Anruf aus Teheran kommt mit deutscher Pünktlichkeit. Hier, im Kölner Süden, im aufgeräumten Wohnzimmer von Mariam Claren, ist es 10.30 Uhr, im Norden Teherans Punkt 12. Die Mutter meldet sich aus dem Allgemeinen Frauentrakt im Evin-Gefängnis. Ins Ausland telefonieren darf sie nicht, darum hat sie die freigegebene Nummer einer Nichte in der iranischen Großstadt Schiras angerufen, und die hat die Tochter in Deutschland in den Call geholt. Die Revolutionsgarden zeichnen das Gespräch auf. „Salam“, sagte Claren, „hallo Mami!“