Militante Palästinenser im Gazastreifen haben nach Angaben des israelischen Militärs bislang insgesamt mehr als 1600 Raketen auf Israel abgefeuert. Rund 400 davon seien noch in dem Küstengebiet niedergegangen, sagte Sprecher Jonathan Conricus am Donnerstagmorgen. Die Erfolgsquote des Abfangsystems Eisenkuppel ("Iron Dome") betrage weiterhin im Schnitt rund 90 Prozent.
Dem Sprecher zufolge starben seit Beginn des Beschusses aus dem Gazastreifen am Montagabend bislang sieben Menschen in Israel, sechs Zivilisten und ein Soldat.
Conricus sagte, das israelische Militär habe bislang rund 600 Ziele in dem Gazastreifen beschossen, darunter Stätten zur Produktion von Raketen und Lagerräume. Angegriffen worden sei zuletzt auch ein Tunnel, der Kämpfern unter anderem als Versteck gedient habe. Dieser sei unter einer Schule in besiedeltem Gebiet gegraben worden.
Zur Größe des Raketenarsenals der militanten Palästinenser äußerte sich der Sprecher nicht konkret. Sie hätten einen sehr großen Bestand gehabt. Noch immer verfügten sie über eine beträchtliche Menge.

Israel weitet den Militäreinsatz gegen die Hamas aus
Israel macht die im Gazastreifen herrschende, islamistische Hamas für jegliche Angriffe aus dem Gazastreifen verantwortlich. Die Palästinensergruppe wird von Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft.
Israels Sicherheitskabinett hat eine Ausweitung des Militäreinsatzes gegen die Hamas beschlossen. Die Armee solle gezielt "Symbole der Hamas-Herrschaft" in dem Palästinensergebiet angreifen, berichtete der Sender Kanal 12 am Mittwochabend. Medienberichten zufolge wurden das Finanzministerium im Herzen der Stadt Gaza sowie eine Bank der Hamas zerstört. Das Militär teilte mit, Kampfflugzeuge hätten eine Reihe strategisch wichtiger Gebäude sowie ein Marinekommando der Hamas angegriffen.
Nahost-Konflikt flammt wieder auf
Seit Montagabend beschießen militante Palästinenser Israel massiv mit Raketen, es sind bereits weit über tausend Geschosse abgefeuert worden. Dabei sind bislang sechs Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt worden. Israels Armee reagiert darauf nach eigenen Angaben mit dem umfangreichsten Bombardement seit dem Gaza-Krieg von 2014. Das Gesundheitsministerium in Gaza bezifferte die Zahl der Toten auf 65, mehrere hundert Menschen wurden verletzt.
Israelische Kampfflugzeuge zerstörten am Mittwoch ein weiteres Hochhaus in Gaza. In dem 14-stöckigen Gebäude hatten nach israelischen Angaben sowohl die islamistische Hamas als auch der militante Islamische Dschihad Büros. Allerdings gab es auch Cafés und Geschäfte in dem Haus. Videos zeigten, wie es nach dem Angriff einstürzte. Die Hamas feuerte nach eigenen Angaben als Reaktion 130 Raketen auf die israelischen Orte Aschkelon, Sderot und Netivot.
Israels Luftwaffe hatte zuvor auch das Haus eines ranghohen Mitglieds der islamistischen Hamas zerstört. Das Gebäude diente demnach als Waffenlager. Außerdem tötete Israel bei Angriffen mehrere hochrangige Vertreter der Hamas. "Das ist erst der Anfang - Wir werden ihnen Schläge versetzen, die sie sich niemals erträumt haben", sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu dazu am Mittwoch in einem Krankenhaus in Cholon.
Biden verurteilt Raketenangriffe der Hamas
Netanjahu lehnt den Berichten zufolge eine Waffenruhe zu diesem Zeitpunkt ab. Die USA schicken einen Spitzendiplomaten in die Region, um sich mit führenden Vertretern beider Seiten zu treffen. Hady Amr will auch im Namen von US-Präsident Joe Biden auf eine Deeskalation der Gewalt drängen. Auch Unterhändler Ägyptens, Katars und der Vereinten Nationen bemühen sich nach Medienberichten um eine Beruhigung.
International wuchs die Besorgnis über die Eskalation des Konflikts. Verteidigungsminister Benny Gantz stimmte die Bürger auf einen längeren Militäreinsatz ein. Die Vereinten Nationen warnten den UN-Sicherheitsrat laut Diplomaten vor einem großen Krieg. Die USA haben eine gemeinsame Stellungnahme des mächtigsten UN-Gremiums zur eskalierenden Gewalt in Nahost Kreisen zufolge am Mittwoch zunächst blockiert.
Bundesaußenminister Heiko Maas warnte vor einer Ausweitung des Konflikts auf weitere Teile der Region. Er bezeichnete den Abschuss von mehr als 1000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel am Mittwochabend in einem ZDF-"Spezial" als absolut inakzeptabel und als Grundlage dafür, dass Israel von seinem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch mache.
US-Präsident Biden betonte ebenfalls das Selbstverteidigungsrecht Israels. Das Weiße Haus teilte am Mittwochabend (Ortszeit) mit, Biden habe bei einem Telefonat mit Netanjahu die Raketenangriffe der Hamas und anderer Terrorgruppen verurteilt. Der US-Präsident habe außerdem "seine unerschütterliche Unterstützung für Israels Sicherheit und für Israels legitimes Recht, sich selbst und sein Volk zu verteidigen", zum Ausdruck gebracht.