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Gefahr für den Präsidenten? Trumps Russland-Connection: Wenn diese vier Männer auspacken würden ...

Trump-Vertraute im Zwielicht
Es sind vor allem diese vier Vertrauten von Donald Trump, die wegen ihrer Verbindungen nach Russland im Mittelpunkt stehen: Paul Manafort, Michael Flynn, Roger Stone und Carter Page (von links im Uhrzeigersinn)
© Picture Alliance
Warum musst FBI-Chef James Comey gehen? Ist der Ermittler womöglich der Russland-Connection von Präsident Trump zu nahe gekommen? Zwar gibt es für ein "Trumpgate" bislang keine Beweise, aber zahlreiche Indizien weisen nach Moskau. 

Wenn der renommierte US-Historiker Douglas Brinkley über die Russland-Connection von Donald Trump und seinen Vertrauten spricht, fasst er die Schwere der Vorwürfe in einem Satz zusammen: "Ein Hauch von Landesverrat liegt in der Luft." Seit acht Monaten ermittelt der Inlandsgeheimdienst in der Sache. Der jetzt von Trump geschasste FBI-Chef James Comey wollte klären, ob es im Wahlkampf "zu Absprachen" oder gar "zur Zusammenarbeit" kam zwischen "Personen, die mit Trump oder der russischen Regierung verbunden sind". Auch ein Ausschuss im Kongress unter Vorsitz von Republikanern untersucht die Vorwürfe.

Bei "Trumpgate" gibt es noch keine Beweise, aber zahlreiche Indizien weisen nach Moskau. Nach Erkenntnissen von FBI, CIA und NSA zog der Kreml beim Hackerangriff auf Computer der Demokratischen Partei während des Wahlkampfes im Hintergrund die Fäden. Danach stahlen russische Hacker kompromittierendes Material über Hillary Clinton und leiteten es an Wikileaks weiter. Von dort wurden die Informationen gezielt verbreitet. So kam zum Beispiel heraus, dass Hillary Clinton für Reden vor Wall-Street-Bankern rund drei Millionen Dollar kassiert hatte. Die Enthüllungen schadeten ihrer Glaubwürdigkeit enorm.

Yates

Vier Trump-Vertraute stehen im Mittelpunkt

Bei den Ermittlungen des FBI stehen offenbar vier Trump-Vertraute im Mittelpunkt: Paul Manafort, Roger Stone, Carter Page und Michael Flynn. Alle hatten Kontakte oder Geschäftsbeziehungen nach Russland.

  • Paul Manafort war von März bis August 2016 Trumps Wahlkampfchef. Manafort arbeitete über zehn Jahre als Lobbyist für den 2014 gestürzten ukrainischen Diktator Viktor Janukowitsch, der von Putin lange gestützt wurde. Manafort soll für seine Dienste zwischen 2007 und 2012 mit 12,7 Millionen Dollar bezahlt worden sein. Die Spur des Geldes führt über Firmen in Belize und Kirgistan in die USA. Als die Vorwürfe bekannt wurden, trat Manfort zurück. Er nennt die Vorhaltungen "substanzlos". Mitte März wurde eine zweite Verbindung Manaforts nach Russland bekannt. Von 2006 bis 2009 soll er jährlich zehn Millionen Dollar von Oleg Deripaska, einem russischen Oligarchen und Freund Putins erhalten haben. Manafort hatten den Auftrag, die Geschäftsbeziehungen zwischen Russland und den USA zu verbessern, und für positive Berichterstattung in den Medien zu sorgen. Manafort bestätigt den Vertrag mit Deripaska, bestreitet aber, "Russlands politische Interessen" vertreten zu haben. Auffällig ist, Trump und Manafort hatten im Sommer 2016 verhindert, dass die Republikaner in ihrem Parteiprogramm die Forderung aufnahmen, die anti-russischen Rebellen in der Ukraine zu bewaffnen.
  • Roger Stone, Trump-Freund, selbsternannter "ratfucker" und Mann fürs Grobe, hatte nach eigenen Aussagen 2016 Kontakt zu Wikileaks-Gründer Julian Assange und der Hackergruppe Guziffer 2.0, die in die Computer der Demokraten eingedrungen war. Monate bevor die E-Mails von Clintons Wahlkampfchef Podesta geleakt wurden, verbreitete Stone über Twitter die Warnung: "Glaubt mir, bald wird Podesta dran sein." Später bestritt Stone jeden Zusammenhang. Es gebe "nicht ein Jota Beweise".
  • Michael Flynn, ehemaliger NSA-Chef, musste nach nur 23 Tagen als Sicherheitsberater Trumps zurücktreten. Er hatte Kontakte zum russischen Botschafter in den USA und Geschäftsbeziehungen zu Russland verheimlicht. Dem FBI liegen offenbar Mittschnitte vor, die belegen, dass Flynn entgegen seiner Behauptung mit dem russischen Botschafter über die baldige Aufhebung von Sanktionen der Obama-Regierung gegen Moskau gesprochen hatte. Die Kontakte fanden im Dezember 2016 statt, also noch vor Trumps Regierungsübernahme. Dabei verbietet ein Gesetz es Privatbürgern, Staatsangelegenheiten mit ausländischen Regierungen auszuhandeln. Flynns Beziehungen zum Kreml sind eng. 2015 ließ er sich zu einer Gala des Propagandasenders RT nach Moskau einladen. Er saß am Tisch Putins. Nach Flynns Rücktritt wurde außerdem bekannt, dass er auch von der türkischen Regierung mit 530.000 Dollar für Lobbyarbeit bezahlt worden war.
  • Carter Page, der vierte Mann im Bunde, war bis September 2016 Trumps außenpolitischer Berater. Page hatte vor Jahren in Russland als Investmentbanker gearbeitet. Er trat zurück, als sich US-Geheimdienste für seine Kontakte zu hochrangigen russischen Regierungsmitgliedern interessierten. Dazu gehörte auch der Putin-Vertraute Igor Diveykin, der vermutlich für die Geheimdienstaktionen gegen Hillary Clinton im Wahlkampf verantwortlich war.

Wurde James Comey zur Gefahr für den Präsidenten?

Auch Donald Trump selbst pflegte Geschäftsbeziehung zu Russland. Sein "Miss Universe"-Wettbewerb fand 2013 in Moskau statt und soll Millionen eingespielt haben. Trump wollte in der russischen Hauptstadt ein Appartementhochhaus bauen. Er verhandelte viele Jahre, ein Deal kam aber nicht zu Stande. Außerdem gehören Russen zu wichtigen Käufern und Investoren in Trump-Objekte weltweit. Im Wahlkampf prahlte Trump damit, über einen guten Draht zu Putin selbst und zu seinen Vertrauten zu verfügen. Solange Trump seine Steuererklärungen nicht offen legt, werden diese Geschäftsbeziehungen aber im Dunkeln bleiben.

Manafort, Stone und Page haben sich bereit erklärt, vor einem Untersuchungsausschuss im US-Kongress in den kommenden Wochen auszusagen.

Der gefeuerte FBI-Chef Comey ließ in Interviews keine Zweifel daran, dass seine Behörde mit allen Mitteln und "egal wie lange es dauert", die Wahrheit herausfinden will. Möglicherweise wurde er damit zur Gefahr für den Präsidenten.

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