Ecuador entzieht Asyl Warum Assange ausgerechnet jetzt aus der Botschaft geworfen wurde

Sieben Jahre nach seiner Flucht in die ecuadorianische Botschaft in London wurde Julian Assange festgenommen. Aber warum hat Ecuador ausgerechnet jetzt das Asyl aufgehoben? Verfolgt Ecuadors Präsident persönliche Motive?

Fast sieben Jahre lang hat Julian Assange in einem etwa 20 Quadratmeter großen Zimmer ausgeharrt. Ein selbstgewähltes einsames Exil mitten in London. Der Wikileaks-Gründer flüchtete im Juni 2012 in das Backsteinhaus der ecuadorianischen Botschaft. Mit der Aufhebung des Asyls durch Ecuador und der umgehenden Festnahme überschlugen sich nach Jahren des Stillstands die Ereignisse. Am Donnerstag zerrten britische Sicherheitskräfte einen bärtigen, sichtlich gealterten Assange aus der Botschaft. Aber warum entzog Ecuador ausgerechnet jetzt ihm das Asyl?

Tatsächlich lagen das Botschaftspersonal Ecuadors und Assange seit längerer Zeit miteinander im Clinch. Assange lege "aggressives und unverschämtes Verhalten“ an den Tag, hieß es aus der Botschaft. Man sei jetzt "an die Grenze" des erträglichen Verhaltens geraten, teilte Ecuadors Präsident Lenín Moreno am Donnerstag mit. "Wir sollten sicherstellen, dass das Leben von Herrn Assange nicht in Gefahr ist, aber er hat die Vereinbarung, die wir mit ihm getroffen haben, so oft verletzt."

Seit Oktober 2018 häuften sich bereits die Berichte über immer schlechtere Beziehung zwischen Assange und seinem Gastgeber. Damals wurden dem gebürtigen Australier strenge Hausregeln auferlegt. Seine Besuche und Kommunikationsmittel wurden eingeschränkt. Außerdem verbat man ihm, sich politisch zu äußern. Er sei ausdrücklich von Aktivitäten ausgeschlossen, die "als politisch angesehen werden oder in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten eingreifen könnten", hieß es in einem Memorandum, das dem britischen "Guardian" vorliegt. Man drohte ihm sogar seine Katze wegzunehmen, wenn er sich nicht besser um das Tier kümmern würde. 

Zuvor wurde bereits Assanges Internetverbindung zeitweise gekappt, weil er über Twitter die Festnahme des ehemaligen katalonischen Regierungschefs Carles Puigdemont in Deutschland kritisiert und ihn als "politischen Häftling" bezeichnet hatte. Assange habe damit seine Verpflichtung gebrochen, sich nicht öffentlich in Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen, erklärte die ecuadorianische Regierung. Die Äußerungen Assanges über soziale Medien gefährdeten die Beziehungen Ecuadors zu den EU-Staaten.

Private Fehde mit Julian Assange? 

Beobachter vermuten jedoch, dass das Verhalten Assanges lediglich als Vorwand für seine Auslieferung dienen könnte. Zum einen ist Ecuadors Präsident Lenín Moreno erst seit 2017 im Amt und bemüht sich seitdem, die Beziehungen zu den USA zu verbessern, die seit jeher auf seine Auslieferung gepocht haben. Sein linksgerichteter Vorgänger Rafael Correa hatte Assange einst das Botschaftsasyl aus humanitären Gründen gewährt. Moreno wollte diesen Zustand jedoch beenden.

Zum anderen mögen auch private Gründe Moreno zu der Entscheidung bewogen haben. Wie der "Guardian" berichtet, verdächtigt der Präsident Wikilieaks, private Fotos von ihm veröffentlicht zu haben. "Es sind Fotos aus meinem Schlafzimmer, davon, was ich esse und wie meine Frau und Töchter tanzen in den sozialen Netzwerken verbreitet worden", wetterte Moreno Anfang April im ecuadorianischen Rundfunk. Zuletzt tauchten Dokumente auf, die Moreno und seine Familie mit Korruption und Geldwäsche in Verbindung bringen. Die Regierung teile mit, man glaube dass die Organisation von Assange dahinter stecke. 

ivi